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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ihrem geistigen Auge, wie der Mann ein Gewehr aus dem hinteren Teil holte – wie er in dem noch dunkleren Schatten des Beifahrersitzes hockte und sie genau in dieser Sekunde durch ein Zielfernrohr anpeilte.
    Hör auf damit. Arlene widerstand dem Drang, in den Fußraum zu krabbeln oder den Wagen anzulassen und davonzurasen. Er ist wahrscheinlich nur hier, um seine Freundin abzuholen, die im Einkaufszentrum putzt .
    »Na klar«, flüsterte Arlene laut. »Und wenn du das glaubst, Liebes, dann habe ich da noch eine Brücke in Brooklyn, die du vielleicht kaufen möchtest.«
    Sie sehnte sich verzweifelt nach einer Zigarette, aber es war unmöglich, sich eine anzuzünden, ohne dem Narbigen zu verraten, dass hier jemand in dem dunklen, stillen Wagen in den Schatten der Müllcontainer hockte.
    Das könnte es wert sein. Steck dir eine an. Genieße sie. Lock ihn aus der Reserve .
    Aber Arlene war eigentlich nicht besonders scharf darauf, den Verbrannten aus der Reserve zu locken. Nicht jetzt. Noch nicht. Arlene sah auf die Uhr – fast 20 nach elf.
    Sie spähte wieder durch ihr Fernglas und versuchte zu erkennen, ob es die Umrisse des Mannes sein konnten, die sich als Dunkelheit innerhalb der Dunkelheit hinter dem Lenkrad des Lieferwagens abzeichneten, als ihr Telefon klingelte.

KAPITEL 39
    Sie hoben ab und flogen in südöstlicher Richtung aus Buffalo hinaus, vorbei an den wenigen hohen Innenstadtgebäuden, vorbei an den charakteristischen Zwillingsgöttinnen, deren Scheinwerfer hoch in die dahineilenden Wolken leuchteten. Sie schossen südwärts über dem Highway 90 entlang und folgten dann dem Verlauf der Schnellstraße nach Erie, Pennsylvania. Ein weiterer Schwenk nach Osten folgte, dann ging es wieder nach Süden, wo unter ihnen der vierspurige Highway 219 auftauchte.
    Baby Doc hielt den Long Ranger auf dem ersten Flugabschnitt nach Neola konsequent auf einer Höhe von etwa 1500 Metern. Die verbliebenen Wolken waren spärlicher und bewegten sich in den höheren Luftmassen und der Ausblick über die Stadt, die große dunkle Masse des Eriesees im Westen und die Hügel und Ortschaften im Osten war spektakulär.
    Kurtz hasste es. Er hasste es, in einem Hubschrauber zu sitzen – sogar die Armeepiloten, die er vor Jahren in Thailand und in den Stützpunkten in den Staaten gekannt hatte, hatten zugegeben, mit fast hämischem Vergnügen, wie tückisch und tödlich diese dämlichen Maschinen waren. Er hasste es, bei Nacht zu fliegen. Er hasste es, vorne auf dem linken Sitz zu hocken, wo er alles noch besser sehen konnte – vor allem durch die große Blase des Fensters unter seinen Füßen in dieser infernalischen, speziell für Touristen modifizierten Maschine. Er hasste die klobige Masse der Kevlar-Weste unter seiner Windjacke. Und die Tatsache, dass er die Browning an seinem Gürtel nicht weit genug zur Seite geschoben hatte, um zu verhindern, dass sie sich in seine Hüfte grub. Und am meisten hasste er das sichere Wissen, dass man in ein paar Minuten auf sie schießen würde.
    Abgesehen davon hatte er gute Laune. Die kleinen blauen Pillen hielten ihn wach, munter und glücklich, auch wenn er gerade eifrig damit beschäftigt war, eine Menge Dinge zu hassen. Doch das Problem, das Joe Kurtz mit Pillen hatte, war, dass er immer noch Joe Kurtz war. Es spielte keine Rolle, hinter welchem Schleier pharmazeutischer Emotionen oder durch willkürliche Moleküle hervorgerufener Linderung er sich auch befinden mochte: Der Joe Kurtz hinter dem Schleier konnte den Blaupillenzustand der Kurtzheit vor dem Schleier nicht ertragen.
    Jedenfalls lautete so das Ergebnis seiner persönlichen Tiefenanalyse, als sie anderthalb Kilometer über dem Highway 219 auf Neola zurauschten.
    Baby Doc hatte ein paar kryptische, aber eindeutig pilotenhaft wirkende Kommentare in sein Mikrofon abgegeben und jetzt brüllte Kurtz ihm über das Tosen der Rotoren und Turbinen hinweg zu: »Ist der Flug angemeldet?«
    Baby Doc sah ihn an und machte geheimnisvolle Bewegungen.
    Kurtz wiederholte die Frage.
    Baby Doc schüttelte den Kopf, tippte sich an den Kopfhörer, bedeckte das Mikrofon vor dem Mund mit seiner großen Faust und schrie zurück: »Setzen Sie die Dinger auf!«
    Kurtz brauchte eine Blaupillensekunde lang, um zu kapieren, dass der Pilot von dem klobigen Headset redete, das auf der Konsole zwischen ihnen lag. Er warf einen Blick nach hinten, wo vier Leute auf den unbequemen Sitzen an der Seite herumrutschten. Der kleine jemenitische Arzt saß als Einziger

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