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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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– sie sah auf die Uhr – 21 Minuten einsammeln konnte. Selbst wenn der Verbrannte nicht auf die Jemenitin wartete, wovon Arlene allerdings ausging, war es besser, keine Zeugen zu haben. Das Mädchen war in mehr als einer Hinsicht illegal. Was, wenn sie nicht zu Arlene ins Auto steigen wollte? Nun, nicht zuletzt deshalb hatte sie ihre 44er Magnum mitgenommen.
    Aber wie sollte sie diesen Kerl loswerden? Und was sollte sie tun, wenn er auf ihren Buick zuraste oder zu Fuß in ihre Richtung rannte? Arlene hatte keine Ahnung, warum sich dieser vernarbte Kerl für Aysha interessieren sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass sie es in spätestens … 19 Minuten … erfahren würde, wenn sie nichts unternahm.
    Nur was? Sie hatte zwar die Polizei von Niagara Falls auf der Kurzwahltaste liegen. Aber selbst wenn sie dort jemanden erreichte, der sofort eine Streife losschickte, wären die Beamten noch vor Ort, wenn die Kanadier Aysha am Eingang des Einkaufszentrums absetzen wollten. Und sobald die Schleuser aus dem Norden rote und blaue Blinklichter oder einen Streifenwagen auf dem Parkplatz entdeckten, würden sie weiterfahren und Aysha woanders absetzen. Vermutlich weit weg von hier.
    Ich könnte ihnen folgen und …
    Arlene schüttelte den Kopf. Wenn sie die Polizei sahen, würden die ohnehin paranoiden Schleuser noch paranoider werden. Die Straßen waren leer in dieser leblosen, verpfuschten Karikatur einer Stadt und es bestand nur eine verschwindend geringe Chance, dass Arlene ihnen folgen konnte, ohne bemerkt zu werden. Und wenn sie ihnen genug Angst einjagte, würden sie das Mädchen womöglich töten und verschwinden lassen. Arlene wusste nicht, was hier auf dem Spiel stand – für Aysha, für die Schmuggler, für Narbengesicht im Lieferwagen vor ihr oder auch für Joe.
    Ich könnte nach Hause fahren. Das war sicherlich die sinnvollste Alternative. Morgen würde Joe wahrscheinlich nur sagen: »Oh, schon okay – ich wollte nur kurz mit dem Mädchen reden, falls sich eine Gelegenheit dazu bietet. Halb so wild.«
    Na klar, dachte Arlene.
    »Okay, da bin ich wieder mit dem Handy«, erklang Gails Stimme an ihrem Ohr. »Was jetzt?«
    »Äh … warte einen Moment«, bat Arlene und war sich bewusst, wie albern ihre Bitte für Gail klingen musste. Es war wie bei einem dieser alten Telefonscherze, wo ein Junge anrief, sich als Mitarbeiter des Providers ausgab und einen aufforderte, das Gehäuse des Telefons abzuschrauben. Damals, als noch alle Telefone gleich aussahen und sich mit einem Schraubenzieher öffnen ließen, klappte das hervorragend. Er brachte die Leute dann dazu, eine alberne Sache nach der anderen anzustellen und den Apparat zu »reparieren«. Schließlich saß man vor einem Haufen Elektronik und der Junge lachte sich kaputt.
    Joe hatte Arlene vor einigen Monaten überredet, ein Handy für Rachel zu besorgen. Er machte sich Sorgen, dass dem Mädchen etwas zustieß oder sich jemand an sie heranmachte, wie es ihr verstorbener Stiefvater getan hatte. Ihn beruhigte der Gedanke, dass Rachel im Notfall Arlene erreichen konnte.
    Gail war wegen des Geschenks etwas perplex gewesen – »Wenn Rachel ein Mobiltelefon haben wollte, würde ich ihr eins kaufen«, argumentierte sie mit unbestreitbarer Logik –, aber Arlene hatte sie schließlich davon überzeugt, dass dies Joes ungeschickter Versuch war, Kontakt zu dem Mädchen zu halten und aus der Ferne auf sie aufzupassen. »Er könnte auch einfach öfter zu uns zum Abendessen kommen«, antwortete Gail damals streng. Das konnte Arlene definitiv nicht abstreiten.
    Ihr war das Handy erst jetzt wieder eingefallen, denn die Rechnungen wurden von Weddingbells.com bezahlt. Wenn jemand versuchte, einen Notruf zurückzuverfolgen, würde er als Adresse nur die Postfachnummer von Wedding Bells herausbekommen.
    14 Minuten bis Mitternacht. Es war gut möglich, dass die Schmuggler einige Minuten zu früh mit Aysha eintrafen – genau genommen konnten sie jederzeit auftauchen –, und Arlene hatte noch immer keine Ahnung, was sie tun sollte. Wenn sich der Vernarbte Aysha schnappte, konnte sie versuchen, dem Lieferwagen zu folgen, um Joe wenigstens zu sagen, wohin das Mädchen gebracht worden war. Aber die gleichen leeren, nassen Straßen in der gleichen leeren, nassen Stadt würden diese Verfolgung ebenso aussichtslos machen wie eine Verfolgung der Schleuserbande.
    Arlene benutzte nicht gerne Kraftausdrücke, aber sie musste sich eingestehen, dass sie wirklich und wahrhaftig in der

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