Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
bringen.«
»Kein Krankenhaus«, entschied er, dachte aber: Warum eigentlich nicht? Jeder, den ich kenne, ist im Krankenhaus.
Sie ließen ihn auf dem Toilettendeckel sitzen, während Aysha ihn nähte. Die Frauen hatten sich kurz beraten und offensichtlich entschieden, dass sie die meiste Erfahrung besaß. Kurtz spürte die Nadel eindringen, aber die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Er blickte auf den flauschigen rosa Toilettenbezug und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
»Hat die Polizei angerufen?«, fragte er. »Kemper?«
»Nein«, antwortete Arlene. »Noch nicht.«
»Sie werden sich noch melden. Sie werden nach mir suchen, dann nach dir … jemand wird herausfinden, dass Gail deine Schwägerin ist und hier anrufen.«
»Nicht heute Nacht«, meinte Gail, während Aysha die Naht vollendete. Die beiden Krankenschwestern legten einen Wundverband an und fixierten ihn mit Heftpflaster.
»Nein«, stimmte Kurtz zu. »Nicht heute Nacht.« Er merkte, dass er immer noch nackt war. Der flauschige Toilettenbezug fühlte sich weich unter seinem Hintern an.
Gail kam mit einem Männerschlafanzug herein, der in Geschenkpapier eingewickelt war. »Der sollte passen«, sagte sie. »Es war ein Weihnachtsgeschenk, das ich Alan nicht mehr geben konnte. Er hatte ungefähr Ihre Größe.«
Die drei Frauen gingen ins Wohnzimmer, während Kurtz sich mit dem Schlafanzug abmühte. Er wusste, dass er dringend noch einige Sachen zu erledigen hatte, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was es war. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er das Gesicht und den aufgerissenen Mund des Dodgers vor sich. Der Trick, entdeckte er, bestand darin, die Schlafanzugjacke zuzuknöpfen, ohne den Baumwollstoff an Rücken oder Hals kommen zu lassen. Es gelang ihm nicht ganz.
Als er sich zu den drei Frauen in dem kleinen Wohnzimmer gesellte, fühlte er sich schon etwas besser. Aysha zeigte auf das aufgeklappte Schlafsofa und den Stapel von Kissen und Decken darauf. »Sie schlafen hier, Mr. Kurtz. Ich schlafe bei Ihrer Tochter.«
Kurtz konnte die Frau nur anstarren.
»Gail geht gegen halb acht aus dem Haus«, meldete sich Arlene. »Wann willst du aufstehen, Joe?«
»Sieben?«, schlug er vor. Das würde ihm volle dreieinhalb Stunden Schlaf bescheren.
»Leg dich hin, Joe«, befahl Arlene und führte ihn zur Couch.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht fiel Joe Kurtz vornüber aufs Gesicht. Diesmal stand er nicht wieder auf.
Kurtz fuhr am nächsten Morgen mit dem Pinto hinter Gail Demarcos kleinem Toyota her und saß dank ihrer Vermittlung auf der Intensivstation, als Rigby King aufwachte.
»Joe. Was geht ab?«
»Nicht viel«, grunzte Kurtz. »Was gibt’s Neues bei dir?«
»Eigentlich nichts«, murmelte Rigby. »Außer dass ich dieses Morphiumzeug liebe, das sie in den Tropf getan haben. Und ich glaube, ich kann nicht länger so tun, als würde ich den ganzen Tag schlafen – Paul Kemper wird es mir nicht abnehmen. Und er will deinen Arsch.«
»Warum? Hast du ihm nicht gesagt, dass du dich nicht erinnern kannst, wer auf dich geschossen hat?«
»Ja«, seufzte Rigby. »Aber das Problem, wenn man behauptet, dass man sich nicht erinnern kann, wer etwas getan hat, ist, dass man nicht sagen kann, dass man sich daran erinnert, wer etwas nicht getan hat. Wenn du mir folgen kannst.«
»Mehr oder weniger.« Kurtz musste sich auf dem unbequemen Krankenhausstuhl neben ihrem Bett nach vorne beugen, damit sein Rücken nicht die Lehne berührte. Er hatte auf dem Bauch geschlafen, solange er schlafen konnte. »Spürst du die Medikamente, Rigby?«
»Yeah. Ein bisschen. Ich werde noch ein paar Minuten dösen, wenn es dir nichts ausmacht. Wirst du hier sein, wenn ich aufwache, Joe?«
»Ja.«
Ihre Augen flatterten, dann schnappten sie wieder auf. »Der Arzt sagt, eine Stunde später und sie hätten mein Bein amp… ampa… abschneiden müssen.«
»Schon okay«, sagte Kurtz und berührte ihren Arm. »Wir unterhalten uns, wenn du wieder wach bist.«
Mit geschlossenen Augen murmelte Rigby: »Weißt Du immer noch nicht, wer auf mich geschossen hat, Joe?«
»Noch nicht.«
»Okay. Sag’s mir, wenn du’s weißt.« Sie begann, leise zu schnarchen.
Die stählerne Mündung presste sich in Kurtz’ vernarbten Nacken. Er war schlagartig wach. Er war auf dem Stuhl eingeschlafen, immer noch nach vorne gebeugt, um den Rücken zu schonen.
»Rühren Sie keinen Muskel«, sagte Paul Kemper. »Legen Sie die Hände hinter den Kopf. Langsam.«
Kurtz tat es langsam,
Weitere Kostenlose Bücher