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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Oberkiefer eines Tausendfüßlers aus, der Rest der Karosserie machte einen verrosteten, verwahrlosten und irgendwie traurigen Eindruck, so weit entfernt von seinem gewohnten Revier.
    Kurtz schüttelte den Kopf, fragte sich, ob er langsam weich wurde, und fuhr zurück zum Harbor Inn, um ein wenig zu schlafen. Er und Arlene würden morgen früh um acht im Büro den Rest von O’Tooles Computerkram durchgehen. Er hatte auf dem Weg zum Blue Franklin einen weiteren Anruf getätigt und einen Termin für zehn Uhr vormittags vereinbart.

KAPITEL 14
    Warum genau wolltest du mich hier treffen?«, fragte Detective Rigby King.
    »Mir schmeckt das Essen in dem Laden«, antwortete Kurtz. Er sah auf seine Armbanduhr. Gerade zehn Uhr durch.
    Sie saßen im kleinen Gastronomiebereich – ein lang gezogener Tresen mit einem mit Tischen und Stühlen vollgestopften Essbereich direkt gegenüber – in der riesigen Halle des Broadway Market. Der Markt besaß eine lange Tradition in Buffalo und wie die meisten Traditionen in Amerika hatte er schon bessere Zeiten erlebt.
    Broadway Market war einst ein blühender Umschlagplatz für frisches Fleisch, Obst, Blumen und Schnickschnack im alten polnisch-deutschen Viertel der Stadt gewesen. Mittlerweile umgab ihn ein schwarzes Getto und er erwachte nur während der Osterzeit zum Leben, wenn die vielen polnischen Familien, die nach Cheektowaga und in andere Vororte geflohen waren, zurückkehrten, um ihren traditionellen Osterschinken zu kaufen. Heute war die Halle gähnend leer. Es gab den halbherzigen Versuch, mit einigen Halloween-Ständen und Aktionen das Geschäft anzukurbeln, doch nur ein paar schwarze Mütter mit ihren kostümierten Kindern spazierten durch die vereinsamten Gänge.
    Kurtz und Rigby gehörten zu den wenigen Gästen im gastronomischen Bereich. Aufgrund einer nicht nachvollziehbaren Marketingstrategie trugen alle Bedienungen hinter dem langen Tresen Flanellpyjamas. Eine von ihnen hatte eine Art Schlafmütze aufgesetzt. Sie alle wirkten nicht sonderlich glücklich und Kurtz konnte es ihnen nicht verdenken.
    Sie tranken Kaffee. Kurtz hatte sich einen Donut dazubestellt, knabberte aber eher lustlos daran herum. Kleine Kinder in Star-Wars- und Spider-Man-Kostümen aus dem Supermarkt warfen ihm einen kurzen Blick zu, sahen noch einmal hin und drängten sich dann an die Beine ihrer Mütter. Kurtz trug noch immer die Ray-Charles-Sonnenbrille, aber offenbar verfärbte sich die Waschbärmaske allmählich orange und kroch immer weiter unter der Brille hervor. Immerhin tat eine schwarze Baseballkappe ihr Bestes, um den kleinen Verband, den er noch am Kopf trug, so gut wie möglich zu verstecken.
    »Weißt du noch, wie wir als Kinder hier waren?«, fragte Kurtz, nippte an seinem Kaffee und beobachtete das bisschen, was es an Bewegung in der riesigen Markthalle gab. Viele der Mütter erschienen mürrisch und verdrießlich, die Kinder hyperaktiv.
    »Ich weiß noch, wie ich hier Sachen geklaut habe«, meinte Rigby. »Die alten Frauen schrien mir auf Polnisch hinterher.«
    Kurtz nickte. Er kannte noch andere Kinder aus Pater Bakers Waisenhaus, die hierhergekommen waren, um lange Finger zu machen. Er gehörte nicht dazu.
    »Joe«, lenkte Rigby seine Aufmerksamkeit auf sich und stellte ihren Kaffeebecher ab. »Du hast dich nicht mit mir hier getroffen, um über alte Zeiten zu plaudern. Gibt es etwas Bestimmtes, was du mit mir bereden willst?«
    »Brauche ich eine Tagesordnung, wenn ich mit einer alten Bekannten Kaffee trinken gehe?«
    Rigby schnaubte. »Wo wir gerade von alten Bekannten reden – kennst du einen Exhäftling namens Big Bore Redhawk?«
    Kurtz zuckte die Schultern. »Eigentlich nicht. Da war ein Kerl in Attica mit diesem absurden Namen, aber mit dem hatte ich nie etwas zu tun.«
    »Anscheinend will er aber etwas mit dir zu tun haben«, stellte Rigby fest.
    Kurtz schlürfte seinen Kaffee.
    »Man erzählt sich, dass dieser Indianer auf der Suche nach dir ist, dass er in Bars herumerzählt, er habe eine Rechnung mit dir zu begleichen. Weißt du etwas darüber, Joe?«
    »Nein.«
    Rigby beugte sich vor. »Wir fahnden nach ihm. Vielleicht war diese Rechnung, die er mit dir offen hat, Anlass für den Angriff in der Tiefgarage. Glaubst du, wir sollten ihn vernehmen?«
    »Sicher«, meinte Kurtz. »Aber der Indianer, an den ich mich aus Attica erinnere, sah nicht wie der Kaliber-22-Typ aus. Aber das ist kein Grund, nicht mit ihm zu reden.«
    Rigby lehnte sich zurück. »Warum hast du mich

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