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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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empfingen sie neongelbe Betreten-Verboten-Schilder aus Plastik. Sie schienen deutlich jüngeren Datums zu sein und warnten potenzielle Eindringlinge, dass die Besitzer des Grundstücks autorisiert seien, von Schusswaffen Gebrauch zu machen.
    »Autorisiert von wem? «, fragte Rigby keuchend.
    Kurtz holte eine Drahtschere mit kurzem Griff aus seinem Rucksack.
    »Boah!«, rief Rigby. »Das wirst du nicht tun!«
    Kurtz’ Antwort bestand darin, sich zu vergewissern, dass der Zaun nicht elektrifiziert war, und dann eine senkrechte Reihe von Maschengliedern bis in einem Meter Höhe durchzukneifen. Dann arbeitete er sich langsam horizontal weiter.
    »Verdammt, Joe! Du bringst uns noch beide in den Knast. Verdammt, ich sollte dich in den Knast stecken. Wahrscheinlich bist du sogar noch bewaffnet.«
    Das war er. Unter der Lederjacke lugte noch immer seine 38er hinten aus dem Gürtel.
    »Geh zurück zum Wagen, Rigby. Es dauert nur ein paar Minuten. Ich will lediglich einen Blick auf den Park werfen. Du hast selbst gesagt, dass ich kein Dieb bin.«
    »Nein«, stimmte ihm Rigby zu. »Du bist ein gottverdammter Idiot. Du hast den Sheriff und seine Jungs nicht erlebt. Das ist keine freundliche Stadt, Joe. Wir wollen ganz sicher nicht in ihren Knast wandern.«
    »Sie werden es nicht wagen, einen Cop einzusperren.« Kurtz war mit seiner Schneideübung fertig und bog einen kleinen Durchlass aus schwerem Draht nach innen. Der Draht war störrisch, aber schließlich bekam er die Lücke weit genug auf, um sich durchzwängen zu können, wenn er den Rucksack vorher durch die Öffnung schob und sich hinkniete.
    »Mich einsperren?«, fragte Rigby und ging hinter ihm in die Hocke, als er hindurchkroch. »Ich mache mir mehr Sorgen, dass sie mich erschießen .« Sie griff nach ihrer Glock, überprüfte den Schlitten, vergewisserte sich, dass eine Patrone in der Kammer steckte und die Waffe gesichert war, und deponierte sie wieder im Holster an ihrem Gürtel. Dann zwängte sie sich im Entengang durch die Lücke im Zaun, während Kurtz, ganz der perfekte Gentleman, den Draht zur Seite drückte. Sie stand neben ihm auf.
    »Versprich mir, dass wir uns beeilen.«
    »Versprochen«, antwortete Kurtz.
    Oberhalb des Zauns huschten sie etwa 50 Meter am Waldrand entlang nach Norden, stießen auf die ursprüngliche Zufahrtsstraße – inzwischen überwuchert und hier und da durch umgestürzte Bäume blockiert – und folgten ihr weiter in den Wald hinauf.
    Kurtz’ Migräne hämmerte bei jedem Schritt unerträglich gegen seinen Schädel. Selbst als er stehen blieb, um sich ein wenig auszuruhen, kannte der Schmerz keine Gnade und verschleierte ihm die Sicht, presste sich buchstäblich von innen gegen seine Augen.
    »Joe, bist du okay?«
    »Was?« Er drehte sich um und sah Rigby durch den Schleier seiner Agonie hindurch an.
    »Bist du in Ordnung? Du wirkst ziemlich blass um die Nase.«
    »Unsinn, mir geht’s gut.« Er sah sich um. Dieser verdammte Hügel verwandelte sich zunehmend in einen Berg. Die Bäume waren irgendwelche Nadelgehölze, die zu dicht beieinander wuchsen; die Stämme waren auf den ersten 50 Metern Höhe über dem Boden so astlos wie Telefonmasten und sperrten in ihrer Massigkeit das Licht vollständig aus. Die Wolken hingen tief und dunkel am Horizont und schienen direkt über den Baumwipfeln hinwegzuziehen. Obwohl es um die Mittagszeit herum war, kam es ihm vor wie in den frühen Abendstunden.
    »Da!«, rief Rigby.
    Sein Blick folgte ihrer ausgestreckten Hand, dann sah er es ebenfalls. Über den kahlen Stämmen der Laubbäume oben auf dem Hügel und zwischen ihren windumtosten Ästen kaum zu erkennen, ragte der Halbkreis eines Riesenrads in die Höhe, dem ein Großteil der Gondeln fehlte.

KAPITEL 29
    Der Vergnügungspark war weitaus größer, als Kurtz erwartet hatte. Er erstreckte sich über knapp zwei Hektar ebene Fläche – eine Art Plateau, das wenige Hundert Meter unterhalb der Hügelkuppe in den steilen Hang geschnitten war. Das Gelände war vermutlich von Bulldozern und anderen schweren Gerätschaften dem ursprünglichen Hang abgetrotzt worden. Man konnte es nur noch erahnen, weil die Natur Jahrzehnte nach der Schließung einen Großteil des Terrains zurückerobert hatte.
    Kurtz und Rigby näherten sich vorsichtig, die Hände jederzeit bereit, nach den mitgebrachten Waffen zu greifen. Der Platz lag völlig verlassen da. Der Gesang von Vögeln und das Zirpen und Summen von Insekten – nicht viele, aber doch deutlich vernehmbar

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