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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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an diesem Oktobertag – unterstrichen, dass keine menschliche Gefahr lauerte.
    Von ihrem Beobachtungsposten im Zentrum dessen, was einmal so etwas wie ein Marktplatz gewesen sein mochte, konnte Kurtz das große Riesenrad in rund 50 Metern Entfernung sehen – rostig und mit abgeblätterter Lackierung. Die Glühbirnen an den Streben und Querträgern waren größtenteils verschwunden, nur noch vier Gondeln schaukelten an dem fragilen Rad. Er erkannte außerdem die überwucherten Reste des Autoscooters, einige umgestürzte Lostrommeln, aus denen Büsche und kleine Bäume wuchsen, und eine Walzerbahn, deren überdachte Wagen allesamt aus den Verankerungen gerissen waren und im umliegenden Unkraut verstreut lagen. Eine Reihe leerer, zerbrochener Buden, in denen vielleicht Schießstände oder andere Vergnügungen untergebracht gewesen waren, rundete das Panorama des Verfalls ab.
    »Ist er das?«, vergewisserte sich Rigby. »Der Park, den du auf Peg O’Tooles Schnappschüssen gesehen hast?«
    Kurtz nickte.
    Sie spazierten auf dem überwucherten Gelände zwischen den hohen Bäumen entlang und blieben immer wieder stehen – mal vor einem baufälligen Spiegelkabinett, dessen Sperrholzfassade zerborsten und dessen greller Anstrich wie auf einem alten italienischen Fresko verblasst war – dann neben einem wunderschönen alten Karussell. Kurtz konnte sich nie merken, wie man amerikanische von europäischen Karussells unterschied, aber diese zertrümmerten Pferde, Kamele und Giraffen hatten sich definitiv gegen den Uhrzeigersinn gedreht.
    »Was für ein Jammer«, meinte Rigby und berührte das zerschlagene Gesicht eines bemalten Pferdes. Sie waren kunstvoll von Hand geschnitzt worden, auch wenn die Köpfe hohl waren. Vandalen hatten die Gesichter aller Tiere zerschmettert, die Beine abgebrochen, die meisten von ihren Stangen gerissen und sie durch die Gegend geschleudert. Auch sie waren nahezu vollständig von Unkraut überwuchert.
    Sie gingen am Autoscooter vorbei. Das flache Dach des Pavillons war eingestürzt und der einstmals weiße Belag des Parcours mit Pfützen und Gipsresten übersät. Die meisten der schweren Wagen waren herausgeholt und hierhin und dorthin geworfen worden, einige sogar den Hügel hinuntergepoltert oder in den tief hängenden Ästen umstehender Bäume hängen geblieben. Kurtz konnte auf einigen der verrosteten Wagen die ›7‹ des Wolke-Sieben-Symbols in verblichener Goldfarbe erkennen. Einer der umgestürzten Wagen mochte auf dem Foto, das Officer O’Toole ihm gezeigt hatte, zu sehen sein. Das Unkraut und die Bäume schienen deutlich höher gewachsen zu sein als auf dem Bild.
    »Na ja«, meinte Kurtz, als sie vor dem Riesenrad haltmachten. »In den alten Zeitungsartikeln hieß es, dass der Major diesen Park errichten ließ, um die Jugend von Neola zu beschäftigen. Sieht für mich so aus, als wären sie hier in den letzten Jahrzehnten beschäftigt genug gewesen. Allerdings glaube ich nicht, dass der Major ursprünglich Vandalismus als Zeitvertreib im Sinn hatte.«
    Rigby hörte ihm nicht zu. »Sieh mal. Jemand hat große Teile des Motors instand gesetzt, der das Riesenrad antreibt. Und die Ketten und Rollen da sind so gut wie neu.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, nickte Kurtz. »Der Drehmotor des Karussells wurde ebenfalls repariert. Und hast du die ersetzten Glühbirnen drüben am Riesenrad gesehen?«
    Rigby lief um das Fundament des Rads herum. »Komisch. Die meisten sind zerbrochen oder fehlen, aber es sieht aus, als wäre … warte mal … etwa jede zehnte Birne ausgetauscht.«
    »Und dort drüben im Gestrüpp sind neue Elektrokabel verlegt.« Kurtz deutete auf ein paar flache ramponierte Gebäude etwa 30 Meter vom Hauptweg entfernt. »Ich glaube, sie führen zu den Baracken da drüben.«
    Sie folgten dem dicken Stromkabel vom Riesenrad bis zum baufälligen Spiegelkabinett. Rigby wies ihn auf mehrere Stellen hin, an denen die neuen Kabel mit Humus oder Dreck bedeckt waren, als wollte sie jemand tarnen.
    Hinter dem verrotteten Kabinett, fast verborgen von den abblätternden Fassaden und Bäumen dahinter, hatte jemand eine Hütte aus Holz gezimmert. Die Seitenwände schienen noch nicht fertig zu sein, aber das Dach war bereits mit Schindeln gedeckt und eine Plastikfolie sperrte notdürftig das schlechte Wetter aus. Der obere Teil von der Fassade des Spiegelkabinetts war an dieser Stelle nach hinten gekippt und ein riesiges umgekehrtes Clownsgesicht hing vor der Hütte und berührte fast die

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