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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zeigte ein Lächeln, das aus drei Zähnen oben und zwei unten bestand, und holte eine Flasche Thunderbird-Wein hinter dem Baumstumpf hervor.
    »Was ist aus dem Jungen geworden?«, wollte Kurtz wissen. »Sean Michael?«
    Adam zögerte und sah Jake an. Jake blinzelte nicht einmal. Adam verstand die Botschaft offensichtlich. »Der Scheißpsycho wurde in die große Drecksklapse in Rochester gesteckt. Sie sagen, dass der blöde Ficker ein paar Jahre später verbrannte, aber einen Scheißdreck glauben wir, dass das so ist.«
    »Nein?«
    »Scheiße, nein«, grinste Adam und warf Jake einen Seitenblick zu, bevor er fortfuhr. »Kids aus der Stadt haben ihn gesehen – wie er nachts durch die Wälder und Hinterhöfe streifte, völlig vernarbt von seinen verfickten Verbrennungen, mit seiner beschissenen Baseballkappe auf dem Kopf. Und Jake hier hat ihn auch gesehen.«
    »Ohne Scheiß?«, fragte Kurtz. Er wandte sich erwartungsvoll an Jake, aber der andere alte Mann starrte nur ohne mit der Wimper zu zucken ins Leere, ließ sich von Adam die Weinflasche reichen und gönnte sich einen kräftigen Schluck.
    Adam drehte den Kopf zur Seite, als würde er Jake zuhören, doch Jakes Gesicht war grau und ausdruckslos wie der Oktoberhimmel.
    »Oh, ja«, fügte Adam hinzu, »Jake erinnert mich gerade daran, dass die Kids aus der Stadt den Artful Dodger vor allem um Halloween herum gesehen haben. Dann erweckt der Dodger Wolke Sieben wieder zum Leben – jedenfalls für eine Nacht –, am Abend vor Allerheiligen. Hab’s nie selbst gesehen, aber die Kids, mit denen ich in all den Jahren gequatscht hab, sagten, dass der Dodger dann mit einem Haufen anderer Geister von der anderen Seite zurückkehrt und ein letztes Mal die ganzen toten Karussells und den ganzen Krempel von Wolke Sieben wieder zum Leben erweckt.«
    »Der Dodger?«, fragte Kurtz. »Wolke Sieben?«
    »Als sie alle noch klein waren, sagte meine tote Ellen, haben sie den verfickten O’Toole-Jungen immer ›Artful Dodger‹ genannt«, antwortete Adam. »Du weißt schon, wie den Kerl aus diesem beschissenen Charlie-Dickens-Buch. Scheiß- Oliver-Twist .«
    »Der Artful Dodger«, wiederholte Kurtz nachdenklich.
    »Jepp. Manchmal auch nur ›Dodger‹, weißt du, weil er immer diese Scheiß-Dodgers-Kappe trug … nicht die aus L. A., sondern von den Hurensöhnen aus Brooklyn.«
    Kurtz nickte. »Was war das da eben mit – wie hast du es genannt: ›Wolke Sieben‹?«
    Adam setzte die Flasche ab und musterte Jake ausgiebig. Schließlich sagte er, nicht zu Kurtz, sondern an den schweigsamen Alten gewandt: »Warum verdammt noch mal nicht? Warum sollten wir dem gottverdammten Major einen Scheißgefallen tun?«
    Jake sagte nichts, rührte sich nicht.
    Adam drehte sich wieder zu Kurtz um und zuckte die Schultern. »Jake will nicht, dass ich’s dir sage, Joe. Sorry.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Jake weiß, dass jeder, der in den letzten gottverdammten 20 Jahren da hochgegangen ist, um Scheiß-Wolke-Sieben zu finden, seinen Scheißarsch weggeschossen bekommen hat, und Jake mag dich alten Scheißkerl.«
    »Ich werde es riskieren.« Kurtz holte zwei Zwanziger aus seiner Brieftasche.
    »Die vermaledeiten Schnapsläden haben heute nicht auf«, bedauerte Adam.
    »Aber ich wette, ihr wisst, wo ihr ein bisschen gutes Zeug herbekommt.«
    Adam sah Jake an. »Yeah«, erwiderte er schließlich.
    Er erzählte Kurtz, dass der Major einen Vergnügungspark oben in den Hügeln gebaut hatte, und erklärte ihm den Weg dorthin. Er warnte ihn, erst nach Halloween dort aufzutauchen, wenn die Geister von Artful Dodger und seinen Kumpels mit ihren letzten Fahrten auf dem alten Riesenrad, der kleinen Eisenbahn und dem Autoscooter fertig waren. »Warte bis Mitte November«, schärfte ihm der alte Adam ein. »Der Dodger kommt im November nicht mehr oft, erzählen sich die Kids. Und die anderen Geister sind nur an Halloween bei ihm.«
    Kurtz stand auf, um zu gehen, doch dann fiel ihm noch etwas ein: »Weißt du, warum er nur an Halloween herumspukt?«
    »Scheiße, ja, weiß ich«, antwortete Adam. »Damals, als Wolke Sieben noch in Betrieb war, öffneten sie zum letzten Mal an Halloween. Danach schickten sie den verfickten Park in die Winterpause. An diesem Abend war immer alles umsonst. Jeder aus der Stadt fuhr dann hoch – manchmal war es fast zu scheißkalt, um in den verfickten Karussells zu fahren –, und der Major machte immer eine große gottverdammte Parade mit seinem Scheißsohn auf einem Drecksfloß – der

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