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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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denn, kaum dass sie sich ge schlossen hatten, wieder aufgegangen? Nein, während dieses Blinzelns mussten einige Minuten vergangen sein. Die Nadel steck te nicht mehr im Arm, und die Zwillinge beugten sich auch nicht mehr über sie.
    Es war sogar nur einer der beiden zu sehen, und Jilly wurde klar, dass der andere gar nicht existiert hatte, sondern nur eine optische Täuschung gewesen war. Der Mann stand am Fußende des Betts und verstaute die Spritze gerade wieder in der Ledertasche, die sie fälschlich für eine Art Musterkoffer gehalten hatte. In Wirklichkeit musste es eine Arzttasche sein.
    Der Mann verbreitete sich ausgiebig über sein Lebenswerk, doch nichts, was er sagte, ergab für Jilly irgendeinen Sinn, entweder weil er ein wirrer Psychopath war oder weil die Schwaden des Vergessens, die ihr noch in der Nase und den Nebenhöhlen brannten, sie daran hinderten, ihn zu verstehen.
    Als sie versuchte, sich im Bett aufzurichten, überspülte sie ein Schwindelgefühl, das sie sofort wieder auf die Kissen warf. Mit beiden Händen klammerte sie sich an die Matratze wie ein schiffbrüchiger Seemann, der sich in stürmischer See an einem Floß aus Treibgut festhielt.
    Das Gefühl, zu schwanken und zu kreiseln, weckte endlich die Furcht, die bisher passiv im Abgrund ihres Denkens geruht hatte. Nun wurde ihr Atem flach, schnell und hektisch, und ihr jagendes Herz peitschte ihr strömende Angst durchs Blut, eine Angst, die sich jeden Moment zu Terror und Panik verfinstern konnte.
    Jilly war nie daran interessiert gewesen, andere Menschen in der Hand zu haben, aber sie hatte immer darauf bestanden, Herr des eigenen Schicksals zu sein. Na schön, sie konnte Fehler machen, ja, sie machte tatsächlich Fehler – und zwar viele –, aber falls ihr Leben dazu bestimmt war, verkorkst zu sein, dann wollte sie dafür selbst die Verantwortung tragen. Nun hatte man ihr gewaltsam die Zügel aus der Hand genommen und hielt diesen Zustand mit irgendwelchen Chemikalien oder Drogen aufrecht, und das aus Gründen, die sie nicht begreifen konnte, obwohl sie sich redlich bemühte, sich auf die dahinplätschernden Rechtfertigungen ihres Peinigers zu konzentrieren.
    Die Woge aus Angst wurde von Wut begleitet. Trotz ihrer Drohung mit Karaoke-Karate und ihres Image als Amazone des Südwestens war Jilly nicht von Natur aus eine rabiate Kriegerin. Die Waffen ihrer Wahl bestanden aus Humor und Charme. Hier jedoch sah sie einen fetten Hintern, dem sie liebend gern einen anständigen Fußtritt verpasst hätte. Währen d d ie undefinierbare Mischung aus Vertreter, Arzt und Psychopath zum Tisch ging, um die Cola und die drei Tüten Erdnüsse zu holen, versuchte Jilly erneut, sich voll gerechtem Zorn aufzurichten.
    Wieder schwankte ihr sprunggefedertes Floß im grellbunten Meer der geschmacklosen Moteleinrichtung. Ein zweiter Schwindelanfall, schlimmer als der erste, durchspülte sie mit Übelkeit, und statt den Tritt in den Hintern auszuführen, den sie sich vorgestellt hatte, stöhnte sie: » Ich muss kotzen. «
    » Dem Drang sollten Sie lieber nicht nachgeben «, sagte der Fremde, während er nach seiner Tasche griff. » Die Wirkung des Anästhetikums klingt noch etwas nach. Sie könnten wieder das Bewusstsein verlieren, und wenn Sie in Ohnmacht fallen, während Sie sich gerade übergeben, enden Sie wie Janis Joplin und Jimi Hendrix, die am eigenen Erbrochenen erstickt sind. «
    Ach, das war ja herrlich. Sie hatte einfach nur ihr Zimmer verlassen, um sich ein bisschen Malzbier zu besorgen. Ein unschuldiges Vorhaben, das normalerweise nicht mit hohem Risiko verbunden war. Zwar war ihr völlig klar gewesen, dass sie die Malzbierorgie mit einem Frühstück aus trockenem Toast kompensieren musste, aber sie war nicht mit der geringsten Erwartung zu den Getränkeautomaten marschiert, sich dadurch der Gefahr auszusetzen, am eigenen Mageninhalt zu ersticken. Hätte sie das gewusst, so wäre sie in ihrem Zimmer geblieben und hätte Leitungswasser getrunken; was gut genug für Fred war, war schließlich auch gut genug für sie.
    » Bleiben Sie still liegen «, riet der Spinner ihr, aber nicht in befehlendem Ton, sondern mit einer Stimme, in der Sorge um sie mitzuschwingen schien. » Liegen Sie still, dann werden Übelkeit und Schwindel in zwei, drei Minuten verschwinden. Ich will nicht, dass Sie ersticken, das wäre einfach zu dumm, aber ich kann and ererseits auch nicht riskieren, hier herumzuhängen und Ihr Kindermädchen zu spielen. Und vergessen Sie

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