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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kostümierte Lehrkraft aus der Sesamstraße, die Kindern, deren Konzentrationsfähigkeit von einer Überdosis Ritalin atomisiert worden war, ein neues Wort beibrachte, hielt Jilly die alte Dame in Bewegung. Ein warmer Cheeseburger, erklärte sie, sei kein wahrer Trost, wenn man tot sei.
    Offenbar war Dylans Warnung reichlich verschwommen gewesen. Er hatte also nicht klar und deutlich gesagt, dass gleich der vierflammige Gasherd explodieren würde, und er hatte auch kein Erdbeben vorhergesagt, das Marjories Haus jeden Moment in einen jener rauchenden Schutthaufen verwandeln konnte, die die schadenfrohen Mediengeier immer so malerisch fanden. Im Licht der jüngsten Ereignisse nahm Jilly seine Warnung trotz ihrer Unbestimmtheit jedoch bitterernst.
    Mit fröhlichem Geplauder und psychologischen Tricks, die jener Bibo sicher gutgeheißen hätte, lockte Jilly die Frau durch die Tür auf die Veranda und weiter zu den Stufen, die zum Hinterhof hinabführten.
    An diesem Punkt benutzte die alte Dame ihr imposantes Gewicht auf einmal zu einem Stoppmanöver, indem sie einen Sog zwischen der Fläche ihrer Gummisohlen und dem Lack des Verandabodens herstellte. Dieser schlaue Trick ließ sie so felsenfest im Boden wurzeln wie Herkules, der sich, dazu ver urteilt, gevierteilt zu werden, zwei Pferdegespannen widersetzt hatte.
    » Chicky «, sagte Marjorie zu Jilly, weil sie sie offenbar tatsächlich nicht mit deren vollem Fastfoodnamen anreden wollte, » weiß er von den Messern? «
    » Wer? «
    » Ihr Freund. «
    » Das ist nicht mein Freund, Marge. Lassen Sie solche Vermutungen. Er ist gar nicht mein Typ. Was für Messer? «
    » Kenny ist in Messer vernarrt. «
    » Wer ist Kenny? «
    » Kenny junior, nicht sein Vater. «
    » Ach, die Kinder «, sagte Jilly mitfühlend, während sie hartnäckig alles daransetzte, Marjorie wieder in Gang zu bringen.
    » Kenny senior sitzt in Peru im Gefängnis. «
    » Harte Sache «, sagte Jilly, wobei sie sich sowohl auf Kenny seniors Kerkerhaft in Peru bezog als auch auf ihre eigenen Probleme, Marjorie die Verandatreppe hinunterzubugsieren.
    » Kenny junior, das ist mein ältester Enkel. Neunzehn. «
    » Und der ist in Messer vernarrt, ja? «
    » Er sammelt sie. Manche sind sogar wirklich sehr hübsch. «
    » Das klingt ja toll, Marge. «
    » Leider nimmt er wieder Drogen, glaube ich. «
    » Messer und Drogen, ja? «, sagte Jilly, während sie versuchte, Marjorie ins Wanken zu bringen, um die Bodenhaftung der Schuhe zu lösen, damit sie endlich weiterkamen.
    » Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn er Drogen genommen hat, spielt er manchmal verrückt. «
    » Verrückt, Drogen, Messer «, setzte Jilly die Teile des Kenny -P uzzles zusammen. Sie warf einen unruhigen Blick auf die Küchentür, die hinter den beiden offen stand.
    » Früher oder später hat er noch einen Nervenzusammenbruch «, sagte Marge sorgenvoll. » Ja, eines Tages schnappt er über. «
    » Meine Liebe «, sagte Jilly, » ich glaube, dieser Tag ist schon gekommen. «
    *
    Es war nicht bloß ein einzelner Tausendfüßler, sondern ein ganzes Nest, ein wimmelnder Knoten aus Tausendfüßlern, die sich unter Dylans Handfläche zu winden schienen.
    Trotzdem ließ er den Türknauf nicht etwa angewidert los, gleichzeitig nahm er nämlich auch die angenehmen Spuren einer anderen, besseren Persönlichkeit wahr, die irgendwie von der Fährte der kranken Seele überlagert waren. Er bekam den Eindruck eines guten, aber bangen Herzens, dessen Zuflucht sich seltsamerweise am selben Ort befand wie die Höhle des Drachen.
    Vorsichtig drückte er die Tür auf.
    Das große Schlafzimmer war so exakt in seiner Mitte unterteilt worden, als hätte man einen Strich gezogen, der über den Boden führte, die linke Wand hoch, an der Decke entlang und die rechte Wand wieder hinunter. Diese Unterteilung wurde jedoch nicht durch irgendwelche Grenzmarkierungen bewerkstelligt, sondern durch den dramatischen Kontrast zwischen den Interessen und den Charakteren der beiden Bewohner, die das Zimmer teilten.
    Abgesehen von einem Bett und einem Nachttisch, enthielt die nahe Hälfte des Zimmers mehrere mit Taschenbüchern gefüllte Regale. An der Wand blieb gerade noch genügend Platz für eine bunte Sammlung von drei Postern. Auf dem Ersten sah man einen Highway, auf dem eine 1966er AC Shelby Cobra auf einen herrlichen roten Sonnenuntergang zuschoss. Mit seinem niedrigen Profil, seinen sinnlich runden Linien und seinem silbernen Lack, in dem sich der

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