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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Küchentür noch immer offen, aber Jilly wollte nicht in dieses Haus zurü ckk ehren.
    Wieso Dylan hierher gerast war und dabei nicht nur Leib und Leben, sondern auch seinen Schadenfreiheitsrabatt riskiert hatte, wusste Jilly nicht. Allerdings war es wohl kaum das verspätete Bedürfnis gewesen, Marge für ihre zuvorkommende Bedienung zu danken oder ihr den Krötenbutton zurückzugeben, damit sie ihn an einen interessierteren Kunden weiterreichen konnte. Aufgrund der wenigen Informationen, über die Jilly verfügte, und angesichts dieser Nacht, die sie an eine Folge von Akte X erinnerte, war zu vermuten, dass Dylan O ’ Conner zu diesem Haus gerast war, um Kenny davon abzuhalten, mit seiner Messersammlung irgendeinen Blödsinn anzurichten.
    Wenn es aber tatsächlich ein Anfall übersinnlicher Wahrnehmung gewesen war, der ihn zu dem ihm offenbar völlig unbekannten Messerhelden geführt hatte, dann wusste er logischerweise auch von Travis. Und wenn er auf einen dreizehnjährigen Jungen mit einem Buch in der Hand traf, dann würde er ihn bestimmt nicht mit einem neunzehnjährigen Waffennarren verwechseln.
    Dieser Gedankengang scheiterte jedoch an dem Wort logischerweise. Die Ereignisse der vergangenen Stunden hatten das Kind namens Logik mitsamt dem Bad der Vernunft aus dem Fenster geschüttet. Nichts, was in dieser Nacht geschehen war, wäre in der rationalen Welt, in der Jilly sich vom Chormädchen zur Comedienne gemausert hatte, möglich gewesen. Dies hier war eine neue Welt, entweder mit einer ganz neuen Logik, die Jilly noch nicht entschlüsselt hatte, oder mit gar keiner Logik. In einer solchen Welt aber konnte Dylan in einem fremden, dunklen Haus buchstäblich alles zustoßen.
    Auf Messer stand Jilly überhaupt nicht. Schließlich war sie Stand-up-Comedian geworden, nicht die Partnerin eines Messerwerfers. Sie wollte auf keinen Fall in ein Haus mit einer Messersammlung und jemandem wie Kenny.
    Vor zwei Minuten, als Jilly die Küche betreten und das Telefon genau eine Taste vor der Katastrophe aufgehängt hatte, hatte die arme Marge verdattert und benommen ausgesehen. Nun aber verwandelte der bunt gestreifte Ölgötze sich zusehends in eine verstörte Großmutter, die zu verwegenen Taten fähig war. » Wir müssen Travis holen! «
    Das Letzte, was Jilly brauchte, war ein Messer in der Brust, aber das Vorletzte war eine hysterische Oma, die ins Haus zurückstürmte und Dylans Lage noch verkomplizierte. Außerdem würde sie wahrscheinlich sofort zum Telefon greifen, sobald sie es sah und daran erinnert wurde, dass die Polizei allzeit zu Diensten stand.
    » Sie bleiben hier, Marge «, sagte Jilly. » Sie bleiben einfach hier an Ort und Stelle. Das ist meine Sache. Ich finde Travis, und ich hole ihn da raus. «
    Als Jilly sich abwandte, um tapferer zu sein, als sie es zu sein vorgezogen hätte, packte Marge sie am Arm. » Was für Leute seid ihr eigentlich? «, fragte sie.
    Was für Leute. Fast hätte Jilly auf diesen unschuldigen Ausdruck statt auf die Frage reagiert. Fast hätte sie erwidert:
    Was soll das heißen? Haben Sie etwa Probleme mit Leuten wi e m ir?
    Da sie inzwischen jedoch in der Comedyszene zunehmend akzeptiert wurde und einen gewissen Erfolg hatte, waren ihr ihre heißblütigen Reaktionen auf vermeintliche Beleidigungen zunehmend töricht vorgekommen. Selbst im Kontakt mit Dylan, der es aus irgendeinem Grund verstand, sie so auf die Palme zu treiben wie niemand vor ihm, selbst im Kontakt mit ihm war ein solches Verhalten töricht. Unter den herrschenden Umständen stellte es sogar ein gefährliches Handikap dar.
    » Polizei «, log sie mit für ein ehemaliges Chormädchen verblüffender Leichtigkeit drauflos. » Wir sind von der Polizei. «
    » Ohne Uniform? «, sagte Marge verwundert.
    » Wir sind in Zivil. « Jilly bot ihrem Gegenüber nicht an, ihre Dienstmarke vorzuzeigen. » Bleiben Sie hier, meine Liebe. Bleiben Sie hier, wo Sie in Sicherheit sind. Überlassen Sie diese Sache uns Profis. «
    *
    Der Junge im Feuerwehr-T-Shirt war überwältigt, verprügelt und wahrscheinlich bewusstlos geschlagen worden, schien sich zum Zeitpunkt, als Dylan das Zimmer betrat, jedoch schon wieder erholt zu haben. Ein blau geschwollenes Auge. Abschürfungen am Kinn. Eine Blutkruste am linken Ohr von einem Schlag an die Kopfseite.
    Während Dylan mehrere Streifen Klebeband vom Gesicht des Jungen zog und einen roten Gummiball aus dem bleichen Mund holte, erinnerte er sich lebhaft daran, wie er im Motel hilflos auf

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