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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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von ihrem langen Arbeitstag, sorgenvoll und von den Ereignissen der letzten Minute verwirrt, rang sie die Hände, als könnte sie so deren nervöses Zittern auswringen. » Sie! «, sagte sie erstaunt. » Chickensandwich, Pommes, Malzbier. «
    » Ein großer Mann im Hawaiihemd? «, sagte Jilly nur.
    Die Frau nickte. » Er hat gesagt, ich wäre hier in Gefahr. «
    » Weshalb? «
    » Er hat gesagt, ich soll sofort das Haus verlassen. «
    » Wo ist er hin? «
    Die Hand der Frau zitterte noch immer, während sie unsicher auf die offene Tür und den Flur dahinter zeigte. An seinem Ende, hinter einem Kreuzfeuer aus Schatten, glomm matt ein rosenfarbenes Licht.
    *
    Über Rosen, grünes Blattwerk und Dornen schreitend, kam Dylan an Öffnungen vorbei, die wie Eingänge von Lauben bogenförmig waren. Dahinter lagen dunkle Zimmer, in deren Schatten alles Mögliche lauern konnte. Eines der Zimmer an der rechten und zwei an der linken Seite beunruhigten ihn zwar, aber er fühlte sich von keinem angezogen. Also musste sein ungebrochener Vorwärtsdrang wohl bedeuten, dass die Gefahr noch immer vor ihm lag und nicht an einer der zwei Seiten.
    Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass ihn etwas Gefährliches erwartete. Das mysteriöse Lockmittel, das ihn durc h d as nächtliche Arizona hierher gebracht hatte, war bestimmt kein Goldtopf, genauso wenig, wie dieses Haus je am Ende irgendeines Regenbogens stehen würde.
    Von dem Krötenbutton über die Tür des Buick bis zu der Bierdose war er einer Fährte aus seltsamer Energie gefolgt, die die Berührung der weißhaarigen Frau hinterlassen hatte.
    Marjorie. Gerade eben war ihm eingefallen, dass sie Marjorie hieß, obwohl sie an ihrer Uniform kein Namensschild getragen hatte.
    Vom Krötenbutton bis zur Küche hatte er Marjorie gesucht, weil er in den unsichtbaren Ablagerungen, die ihre Berührung auf unbelebten Dingen hinterließ, das Muster ihres Schicksals gelesen hatte. Er hatte die zerstörten Fäden im Gewebe ihres Lebens gespürt und irgendwie erkannt, dass sie hier in dieser Nacht zerreißen würden.
    Seit er die halb zerdrückte Bierdose berührt hatte, verfolgte er ein neues Ziel. Ohne es zu wissen, war Marjorie in Lebensgefahr gewesen, als sie ihr Haus betreten hatte, und Dylan war nun auf der Suche nach ihrem potenziellen Mörder.
    Als er zu diesem vagen Verständnis der Konfrontation gekommen war, die ihn erwartete, wurde ihm klar, dass es reines Draufgängertum, wenn nicht gar blanker Irrsinn war, einfach weiterzumarschieren, aber dennoch war er nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Schritt zurückzuweichen. Dieselbe unbekannte, überwältigende Kraft, die ihn dazu genötigt hatte, kurz vor New Mexico zu wenden und mit einem Tempo von über hundert Meilen pro Stunde nach Westen zu rasen, zwang ihn nun dazu, unablässig weiterzugehen.
    Der Flur führte zu einer bescheidenen Diele, wo eine Lampe mit Glasfuß und rosa Seidenschirm auf einem Tischchen mit einer kunstvoll geschnitzten Umrandung stand. Seit der Küche war dies die einzige Lichtquelle, und sie erhellte die nach oben führende Treppe kaum bis zu deren Absatz.
    Als Dylan die Hand auf den Pfosten des Treppengeländers legte, spürte er wieder die psychische Fährte des Killers, die er auch auf der Bierdose gefunden hatte. Er nahm sie so deutlich wahr, wie ein Bluthund den einzigartigen Geruch des Flüchtigen wahrnahm, auf den man ihn angesetzt hatte. Der Charakter dieser Fährte war allerdings anders als die Spuren, die Marjorie auf dem Krötenbutton und der Autotür hinterlassen hatte. Hier spürte Dylan eine Bösartigkeit, als wäre der bekannte Geist mit dem Pferdefuß vorbeigekommen.
    Dylan nahm die Hand vom Pfosten und starrte einen Moment auf die polierte Rundung aus dunkel geflecktem Pappelholz, ohne irgendwelche Hinweise auf physische oder übernatürliche Spuren zu finden. Dann fiel ihm ein, dass die Abdrücke seiner Finger und seiner Handfläche nun über denen des Biertrinkers liegen mussten, und obwohl man mit bloßem Auge keinerlei Kurven, Schleifen und Windungen sehen konnte, würde man im Polizeilabor später mithilfe von Fixiermittel, Puder und indirektem Licht einen unumstößlichen Beweis dafür erbringen können, dass er hier gewesen war.
    Die Gewissheit, dass es Fingerabdrücke gab, fast unsichtbar und doch deutlich genug, um einen Dieb oder Mörder zu überführen, brachte Dylan auf eine Idee. Vielleicht hinterließ man ja bei jeder Berührung eine Art Substanz, die zwar merkwürdiger, aber

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