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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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«
    » Ist Mr.  Crocker nicht das Opfer? «
    » Er ist mein Opfer, ja, aber er hat auch selbst ein Verbrechen begangen. Ich weiß schon, Sie meinen, eigentlich sollten Si e m ich verhaften, aber glauben Sie mir, es ist Crocker. Deshalb müssen Sie noch einen zweiten Streifenwagen losschicken … «
    » Sir, fälschlich Anzeige zu erstatten, ist … «
    » Mein Anruf ist kein Jux, Ma ’ am. Ich bin diverser Dinge schuldig – Überfall, Telefondiebstahl, Zerstörung eines Autofensters mit einer männlichen Visage –, aber zu Scherzen bin ich nicht aufgelegt. «
    » Mit einer männlichen Visage? «
    » Ich hatte keinen Hammer. Passen Sie auf, am besten schicken Sie den zweiten Streifenwagen samt einem Krankenwagen zu Crockers Haus draußen an der … Fallon Hill Road. Eine Hausnummer sehe ich zwar nicht, aber so klein, wie dieser Ort ist, kennen Sie sich wohl schon aus. «
    » Werden Sie denn dort sein? «
    » Nein, Ma ’ am. Dort ist bloß Crockers alte Mutter. Noreen heißt sie, soviel ich weiß. Sie ist im Keller angekettet. «
    » Im Keller angekettet? «
    » Sie liegt nun schon einige Wochen im eigenen Dreck dort unten, und das ist überhaupt kein schöner Anblick. «
    » Haben Sie sie im Keller angekettet? «
    » Nein, Ma ’ am. Crocker hat sie gezwungen, ihm eine Vollmacht zu geben, und jetzt lässt er sie verhungern, während er nach und nach ihre Bankkonten plündert und ihren Besitz verhökert. «
    » Und wo können wir Sie finden, Sir? «
    » Kümmern Sie sich nicht weiter um mich, Ma ’ am. Sie werden heute Nacht schon so alle Hände voll zu tun haben. «
    Dylan beendete das Gespräch, schaltete dann das Handy ganz aus und gab es Jilly. » Wisch es gründlich ab und wirf es aus dem Fenster «, sagte er.
    Jilly benutzte ein Papiertaschentuch, das sie schließlich mitsamt dem Telefon entsorgte.
    Eine Meile später gab er ihr die Schlüssel der Corvette, die s ie dann ebenfalls aus dem Fenster schleuderte.
    » Wäre doch urkomisch, wenn man uns anhält, weil wir die Umwelt verschmutzen «, sagte sie.
    » Wo ist Fred? «
    » Während ich auf dich gewartet habe, hab ich ihn in den Kofferraum gestellt, damit ich mehr Platz für die Beine habe. «
    » Glaubst du, dass es ihm da hinten gut geht? «
    » Ich hab ihn zwischen zwei Koffer geklemmt, da dürfte er nicht verrücken. «
    » Ich hab gemeint, ob es ihm seelisch gut geht. «
    » Fred ist ungemein belastbar. «
    » Das bist du aber auch ganz schön «, sagte Dylan.
    » Reine Schau. Wer war eigentlich der alte Cowboy? «
    Als Dylan die Frage beantworten wollte, erlitt er eine verzögerte Reaktion auf die Konfrontation mit Lucas Crocker und auf die reine Bosheit, der er beim Kontakt mit dessen Geldbündel so intensiv wahrgenommen hatte. Es war ein Gefühl, als schwärmten ganze Wolken von Motten hysterisch in seinem Kopf umher und suchten ein Licht, das sie nicht finden konnten.
    Sie hatten die staubigen Ausläufer von Safford bereits hinter sich gelassen und fuhren nun durch eine relativ flache Landschaft, die zumindest nachts so unberührt von menschlichen Eingriffen aussah wie im Mesozoikum vor vielen Jahrmillionen.
    Dylan lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen und hielt an.
    » Moment mal «, sagte er. » Ich muss Crocker aus dem Kopf bekommen. «
    Als er die Augen schloss, fand er sich in einem Keller wieder, wo eine alte, über und über von Schmutz verkrustete Frau in Ketten lag. Mit künstlerischer Aufmerksamkeit fürs Detail und dessen Bedeutung stattete Dylan die Szene mit bizarren Einzelheiten aus, die ebenso bedeutungsträchtig wie widerwärtig waren.
    Er hatte Lucas Crockers Mutter gar nicht wirklich gesehen, als er das Geld auf dem Parkplatz aufgehoben hatte. Dieser Keller und die so schrecklich misshandelte alte Frau waren Gebilde seiner Phantasie, die dem echten Keller und der wirklichen Noreen Crocker wahrscheinlich in keiner Weise ähnelten.
    Dylan sah die Dinge mit seinem sechsten Sinn nicht etwa, genauso wenig, wie er sie hörte, roch oder schmeckte. Er wusste einfach plötzlich von ihnen. Wenn er einen Gegenstand berührte, der mit einer psychischen Spur bedeckt war, dann stieg dieses Wissen in ihm auf, als käme es aus seinem Gedächtnis, als erinnerte er sich an Ereignisse, von denen er einmal in einem Buch gelesen hatte. Meist war dieses Wissen bislang in Form eines Satzes oder von zwei miteinander verketteten Fakten aufgetaucht, gelegentlich waren es auch ganze Abschnitte oder Seiten gewesen.
    Dylan öffnete die Augen und ließ

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