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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die imaginäre Noreen Crocker in ihrem verwahrlosten Keller liegen. Ihr reales Gegenstück hörte in diesem Moment vielleicht schon die Sirenen ihrer Retter nahen.
    » Alles in Ordnung? «, fragte Jilly.
    » Wahrscheinlich bin ich nicht ganz so belastbar wir Fred. «
    Jilly lächelte. » Der hat den Vorteil, kein Gehirn zu haben. «
    » Wir müssen weiter. « Dylan löste die Handbremse. » Besser, wir bringen ein paar Meilen zwischen uns und Safford. « Er lenkte den Wagen auf den zweispurigen Highway. » Womöglich haben die Typen in den schwarzen Chevrolets längst sämtliche Polizeireviere Arizonas alarmiert und aufgefordert, sie über alle ungewöhnlichen Vorfälle zu informieren. «
    Auf Dylans Bitte hin zog Jilly eine Karte von Arizona aus dem Handschuhfach und studierte sie im Licht einer kleinen Taschenlampe, während er weiter nach Nordwesten fuhr.
    Im Norden und Süden nagten die schwarzen Zähne verschiedener Bergketten am Nachthimmel, und als sie zwischen den fernen Gipfeln das Tal des Gila River durchquerten, hatten sie den Eindruck, durchs gähnende Maul eines Ungeheuers zu fahren.
    » Noch achtundsiebzig Meilen bis nach Globe «, sagte Jilly.
    » Und wenn du es wirklich für nötig hältst, die Gegend um Phoenix zu meiden … «
    » Ich halte es wirklich für nötig «, sagte Dylan. » Es ist mir nämlich lieber, nicht völlig verkohlt in einem ausgebrannten Geländewagen gefunden zu werden. «
    » In Globe müssen wir nach Norden auf den Highway 60 abbiegen. Der führt uns dann bis nach Holbrook in der Nähe des Petrified Forest. Von dort können wir auf der Interstate 40 entweder nach Westen in Richtung Flagstaff fahren oder nach Osten in Richtung Gallup in New Mexico – falls es überhaupt darauf ankommt, wohin wir fahren. «
    » Jackson die Negative, der Mahlstrom aus Pessimismus. Es wird darauf ankommen. «
    » Wieso? «
    » Weil dann, wenn wir dort eingetroffen sind, etwas geschehen sein wird, das der Sache Bedeutung verleiht. «
    » Bis Holbrook haben wir unser positives Denken vielleicht so perfekt ausgebaut, dass wir zu Milliardären werden. Dann fahren wir nach Westen und kaufen uns an der Pazifikküste eine Villa. «
    » Schon möglich «, sagte Dylan. » Eins kaufe ich auf jeden Fall, wenn morgen die Läden aufmachen, egal, wo wir dann sind. «
    » Was denn? «
    » Handschuhe. «
     

2 2
    Mitternacht war vorüber, als sie in der Nähe von Globe, Arizona, an einer Tankstelle hielten, die de r M ann von der Nachtschicht gerade schließen wollte. Die Natur hatte ihm ein unvorteilhaft schmales Fuchsgesicht geschenkt, das er immerhin nicht auch noch mit einem Igelschnitt betont hatte. Er war Mitte zwanzig, stellte jedoch das missmutige Verhalten eines Vierzehnjährigen mit einem äußerst unausgeglichenen Hormonhaushalt zur Schau. Laut dem Schildchen an seinem Hemd hieß er SKIPPER .
    Schon möglich, dass Skipper die Zapfsäulen wieder angeschaltet und den Ford aufgetankt hätte, wenn Dylan eine Kreditkarte gezückt hätte, aber kein Buchmacher in Las Vegas wäre so naiv gewesen, darauf eine Wette anzunehmen. Bei der Erwähnung von Bargeld hingegen leuchteten Skippers Augen auf, weil er sich einen schnellen Profit versprach, und seine Haltung veränderte sich positiv. Nun war er nicht mehr missmutig, sondern nur noch mürrisch.
    Skipper schaltete die Zapfsäulen ein, die Außenbeleuchtung hingegen nicht. Im Dunkeln füllte er den Tank, während Dylan und Jilly Insektenleichen und Staub von der Windschutzscheibe und dem Heckfenster kratzten. Vom Tankwart dabei Hilfe zu erwarten, wäre genauso illusorisch gewesen wie die Vorstellung, er könnte gleich anfangen, in perfektem historischen Tonfall die Sonette von William Shakespeare zu rezitieren.
    Als Dylan ihn dabei erwischte, wie er Jilly mit offenkundiger Lüsternheit beobachtete, stieg ihm Zornesröte ins Gesicht. Dann fragte er sich überrascht, seit wann er denn in dieser Hinsicht so besitzergreifend war – und wieso er glaubte, irgendeinen Grund oder das Recht zur Eifersucht zu haben.
    Sie kannten sich erst seit knapp fünf Stunden. Sicher, sie hatten schon große Gefahren und eine enorme Anspannung überstanden und deshalb mehr über den Charakter des anderen erfahren, als unter normalen Umständen selbst während einer längeren Bekanntschaft möglich gewesen wäre. Dennoch kannte Dylan eigentlich nur eine Grundeigenschaft von Jilly; Im Notfall konnte man sich auf sie verlassen, da drückte sie sich nicht. Das war zwar gut zu wissen,

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