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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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»Halb eins. Möchtest du nach Hause?«
    »Ja, ich bin ziemlich müde und würde tatsächlich gern gehen, wenn es dir nichts ausmacht.«

    Er ist sofort einverstanden, hat offenbar auch genug von dem Fest, bei dem er so gut wie keinen kennt.
    Es dauert eine ganze Weile, bis sie an der Garderobe sind.
    Im grellen Neonlicht sieht Nadine Flecken auf dem Revers von Arnouts Jackett.
    »Was ist das? Etwa Blut?«
    Auch am Ärmel und an Arnouts Hand befinden sich Blutspritzer.
    »Wahrscheinlich von dem Nasenstüber, den ich Eelco verpasst habe.«
    »Ja, der hat gesessen!« Ihr Tonfall ist schneidend.
    »Das hatte er verdient.«
    »Das kann schon sein. Aber musste es ausgerechnet hier auf dem Bücherball sein?« Nadine gibt ihre Garderobenmarke ab.
    Als ihr Mantel gebracht wird, greift Arnout danach und hilft ihr hinein.
    »Es tut mir leid«, sagt er. »Ich hätte mich beherrschen müssen.«
    Sein plötzlicher Gewaltausbruch hat Nadine verärgert und zugleich erschreckt. Nie hätte sie Arnout so etwas zugetraut, und es gefällt ihr ganz und gar nicht. Mehr noch, es gibt ihr zu denken.
    Sie zuckt mit den Schultern und steuert wortlos auf den Ausgang zu.
    Draußen regnet es. Im Licht der Straßenlaternen glänzt das nasse Pflaster des Leidseplein. Rasch gehen sie zum Parkhaus.

    Sie fahren gerade durch die Schranke, als Sirenengeheul ertönt und ein Krankenwagen mit quietschenden Bremsen vor der Stadsschouwburg zum Stehen kommt.
    »Da muss etwas passiert sein«, sagt Arnout.
    »Vermutlich ist jemand umgekippt. Oder es hat eine Schlägerei gegeben, das scheint ja öfter vorzukommen«, meint Nadine sarkastisch.
    Arnout wirft ihr einen Seitenblick zu. »Bist du jetzt sauer?«
    »Ich finde, du hast total überreagiert.«
    »Du hast recht. Zumal Eelco seine Strafe längst bekommen hat.«
    Sie zieht ein Stück abblätternden Nagellack ab. »Wie meinst du das?«
    Arnout wendet den Blick nicht von der Straße, konzentriert sich ganz auf den Verkehr. »Er hat dich verloren«, sagt er.
     
    Es ist spät, als Nadine endlich zu Hause ist. Gleich schlafen zu gehen, ohne sich vorher abzuschminken und zu duschen, kommt dann doch nicht infrage. Und auf Marielle braucht sie keine Rücksicht zu nehmen, denn sie übernachtet bei Renate.
    Nach dem Duschen lässt sie die benutzten Handtücher und ihr Kleid achtlos über dem Badewannenrand liegen und kuschelt sich unter die Decke. Sie hat sich den nächsten Tag freigenommen, kann also in Ruhe ausschlafen.

     
    Um halb sieben wird sie wach, geht schlaftrunken zur Toilette und trinkt dann ein paar Schlucke Wasser aus dem Hahn.
    Ein penetrantes Geräusch irgendwo im Haus lässt sie aufhorchen. Es scheint aus Marielles Zimmer zu kommen.
    Sie öffnet die Tür und sieht das Handy ihrer Tochter auf dem Schreibtisch liegen. Es summt und gibt ein nervtötendes Gedudel von sich.
    Verwundert, dass Marielle es nicht mitgenommen hat, greift Nadine danach.
    »Ich bin’s, Renate! Hör mal …«
    »Guten Morgen, Renate. Hier spricht Marielles Mutter. Du rufst aber früh an!«
    »Ach, Sie sind’s«, sagt Renate verdutzt. »Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe. Ich wollte nur wissen, wo Marielle steckt.«
    »Sie ist doch bei dir.«
    »Ist sie nicht! Ich hab sie gestern den ganzen Abend nicht erreicht, deshalb wollte ich es gleich heute Morgen noch mal versuchen.« Renates Stimme klingt atemlos und aufgeregt.
    Nadine spürt, wie eine eisige Kälte sie überläuft. Ein Adrenalinstoß versetzt ihren Köper in Alarmzustand.
    »Wann wollte sie bei dir sein?«
    »Gegen sieben. Sie wollte zu Hause noch was essen und dann kommen. Am besten, ich telefoniere mal rum, ob jemand sie gesehen hat.«
    »Mach das bitte. Und ruf mich gleich an, wenn du etwas hörst.«

    »In Ordnung. Tschüs dann!« Renate legt auf.
    Nadine setzt sich auf Marielles Bett und hört die gespeicherten Anrufe ab, aber viel schlauer wird sie dadurch auch nicht. Aus den Telefonaten geht lediglich hervor, dass Marielle tatsächlich mit Renate verabredet war und kurz vor ihrem Aufbruch noch einmal bei ihr anrief.
    Irgendetwas stimmt da nicht. Dass Marielle ihr Handy vergessen hat, ist durchaus denkbar. Aber wo, um Himmels willen, steckt sie, wenn sie nicht zu Renate gegangen ist?
    Das Telefon im Wohnzimmer klingelt. Nadine rennt nach unten und greift nach dem Hörer.
    »Marielle!?«

40
    Ihre Hoffnung zerschlägt sich, als sie eine unbekannte tiefe Männerstimme hört. »Spreche ich mit Frau van Mourik?«
    »Ja.«
    »Hier ist Kommissar Immink.«
    Es ist

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