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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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hat, wäscht er sich Gesicht und Hände, ohne Nadine auch nur ein einziges Mal anzusehen.

    »Der Hieb hat gesessen«, murmelt er schließlich und dreht sich zu ihr um. »Danke, dass du mir geholfen hast.«
    Mit verschränkten Armen lehnt sie an der Fliesenwand. »Du wolltest mit mir sprechen. Wie wär’s, wenn wir das gleich hier erledigen?«
    »Wenn’s denn sein muss …« Er streckt die Hand aus und streichelt ihre Wange. »Es ist ganz anders, als du denkst, Nadine. Ich hab dir einmal gesagt, dass ich es ernst mit dir meine, und das gilt noch heute. Ich liebe dich und wollte nie mit dir Schluss machen.«
    »Aber du hast es getan.«
    »Ja, und es tut mir unendlich leid. Der Grund war nämlich folgender …«
    Die Tür geht auf, ein Herr im Smoking kommt herein und bleibt überrascht stehen, als er Nadine sieht.
    »Entschuldigen Sie«, sagt sie verlegen. »Ich bin gleich wieder weg und sehe auch nicht hin.«
    Der Mann brummt etwas und verschwindet dann in einer Toilettenkabine.
    »Ich wurde bedroht«, sagt Eelco leise. »Als ich vor ein paar Wochen spät nach Hause kam und vor der Tür nach meinem Schlüssel suchte, stand plötzlich jemand hinter mir. Mit einer Pistole.«
    Nadine macht große Augen. »Wie bitte?«
    »Der Typ hielt mir den Lauf ins Genick und befahl mir, mich von dir fernzuhalten. Ansonsten würde das Ganze böse enden - für mich wie für dich.«

    Nadine ist sprachlos. Ihr wird schwarz vor Augen, und sie hält sich am Waschbeckenrand fest.
    »Wer war das? Wer hat dich bedroht?«
    »Ich hab den Kerl nicht gesehen, weil er hinter mir war. Seine Stimme klang rau und tief, wie von jemandem, der sich heiser geschrien hat. Außerdem war ich total erschrocken.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ihre Stimme zittert, Angst erfasst ihren ganzen Körper. »Hast du die Polizei eingeschaltet?«
    »Nein. Dass es der Typ auf mich abgesehen hat, hätte ich ja noch in Kauf genommen, aber dich wollte ich auf keinen Fall in Gefahr bringen.«
    »Warum hast du kein Wort davon gesagt? Wir hätten doch gemeinsam nach einer Lösung suchen können.«
    »Ich weiß, aber ich war so durcheinander! Und was hätten wir tun können? Entweder Schluss machen oder die Bedrohung ignorieren?«
    »Wir wären zur Polizei gegangen, keine Frage!«
    »Ja«, sagt Eelco. »Das wäre wohl das Beste gewesen. Du hat mir so sehr gefehlt, Nadine.« Er legt den Arm um sie und streichelt ihren Rücken.
    Was Eelco erzählt hat, erschreckt Nadine zutiefst. Trotzdem fühlt sie sich besser als in den letzten Wochen. Sie spürt die Wärme seines Körpers und seine zärtlichen Hände, hört die vertraute Stimme - wie hat sie es nur so lange ohne Eelco ausgehalten? Dann aber wird ihr die prekäre Lage wieder bewusst, und die Angst schlägt erneut zu.

    »Es muss jemand sein, den wir kennen«, flüstert sie. »Ich hatte schon die ganze Zeit so ein seltsames Gefühl. Aber jetzt bin ich mir sicher, dass es da einen Zusammenhang mit dem Mord an Joella gibt. Vielleicht sogar mit dem an Melissa. Die Morde und die Drohungen - das hat alles miteinander zu tun. Ich weiß nur nicht, was dahintersteckt. Und vor allem wer.«
    In der Toilettenkabine wird die Spülung betätigt, und der Herr im Smoking kommt wieder in den Vorraum. Gleich darauf betreten drei Männer die Toilette und starren Nadine indigniert an, sodass sie sich endgültig unwohl fühlt.
    Hilflos sieht sie Eelco an, dessen Nase wieder leicht blutet.
    »Geh nur, wir reden ein andermal weiter.« Er zieht ein Papiertuch aus dem Spender und hält es sich an die Nase. »Ich ruf dich morgen an.«
    Nadine wirft ihm einen letzten Blick zu, dann verlässt sie die Toilette und macht sich auf die Suche nach den anderen.

39
    Keine bekannten Gesichter im Tanzsaal. Eine gute Viertelstunde sieht Nadine sich um, und es ist reiner Zufall, als sie Arnout endlich in die Arme läuft.
    »Wo hast du gesteckt? Hast du mit Eelco gesprochen?«, fragt er, als sie zusammen einen Flur entlanggehen.
    »Ja, ich wollte wissen, was mit ihm ist. Er hatte Nasenbluten.«
    »Wirst du dich wieder mit ihm treffen?« Arnouts Miene ist unergründlich, aber die Kritik in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
    »Auf keinen Fall. Er hat mich verlassen, und ich habe keinerlei Interesse, mir das noch mal anzutun.«
    »Du hast einen besseren Mann verdient, Nadine.« Arnout wirkt zufrieden.
    Mit einem Mal fühlt Nadine sich unsagbar müde. Sie kann dem Ball nichts mehr abgewinnen.
    »Wie spät ist es?«
    Arnout sieht auf seine Armbanduhr.

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