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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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ebenfalls und lässt dabei den Blick über die Gästeschar schweifen, die auf
dem roten Teppich dem Theater zustrebt. Eelco ist nicht darunter.
    Sie öffnet den langen Mantel, damit ihr Galakleid für die zahlreichen Fotografen gut zu sehen ist. Aber vergeblich: Sie richten ihre Kameras auf andere, auf Promis mit großen Namen.
    »Mit meiner Berühmtheit scheint es nicht weit her zu sein«, sagt sie zu Veerle, als sie an der Garderobe stehen.
    »Hier sind einfach zu viele Leute«, meint Veerle. »Und als Aufmacher brauchen sie schließlich nur ein Foto, am besten vom Aufsteiger des Jahres.«
    Als sie ihre Mäntel abgegeben haben, gehen sie ins Foyer. Sie kommen nur zentimeterweise voran, denn es ist gesteckt voll.
    »Kommt, wir gehen schon mal in den Saal und suchen uns Plätze, bevor wir hier zerquetscht werden.« Cynthia zeigt nach rechts.
    Mit Mühe zwängen sie sich durch die Menge zur Treppe, die zum oberen Saalbereich führt. Mit der einen Hand am Messinggeländer steigt Nadine die Stufen empor, während sie mit der anderen ihr Kleid ein wenig anhebt, um nicht plötzlich zu stolpern.
    Als sie ihre Plätze eingenommen haben, merkt sie, dass nicht nur Schriftsteller in den Saal strömen, sondern alles, was in den Niederlanden Rang und Namen hat: Kabarettisten, Schauspieler, Sänger, sogar Sportler.
    »Kein Wunder, dass es nur so wenige Karten gibt«,
meint sie. »Dabei dachte ich immer, das sei ein literarisches Event.«
    »Heutzutage schreiben auch Schauspieler und Kabarettisten Bücher«, bemerkt Arnout trocken. »Die sind natürlich auch alle hier.«
    »Und dazu noch jede Menge Begleitpersonen«, meint Veerle. Als er mit gespielt gekränkter Miene aufstehen will, legt sie ihm lachend die Hand auf den Arm.
    Während sie auf das Programm aus Kurzlesungen und Musikeinlagen warten, lässt Nadine den Blick schweifen, aber der Saal ist zu groß, um sich rasch einen Überblick zu verschaffen. Und auf die hinteren Balkone hat sie keine Sicht. Vielleicht sitzt Eelco dort und schaut gerade zu ihr herab …
    Als sie sich zur Seite wendet, um ihre verrutschte Stola neu zu drapieren, hat sie mit einem Mal das Gefühl, beobachtet zu werden. Unwillkürlich dreht sie sich ganz um und entdeckt Ruben Offermans.
    Nadine ist verblüfft. Was, um alles in der Welt, hat der hier zu suchen?
    Erneut lässt sie den Blick schweifen und erspäht Eelco auf einem Seitenbalkon. Sekundenlang sehen sie sich an, dann richtet Nadine ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorn.
    Der schwere Samtvorhang geht auf, und ein Mann betritt die Bühne. Beifall erklingt. Nadine klatscht ebenfalls, ist aber nicht bei der Sache, zumal sie das Gefühl hat, ihr heftiges Herzklopfen übertöne den Applaus.

    Sie registriert die Darbietungen kaum, denkt ständig daran, dass Eelco nur ein paar Meter weiter sitzt.
    Der Vorhang schließt sich, es wird applaudiert.
    Als eine der Ersten steht Nadine auf und eilt zur Saaltür. Arnout folgt ihr auf dem Fuß.
    Die mit hohen Spiegeln dekorierten Gänge füllen sich im Nu, schon bald ist kein Durchkommen mehr.
    Spontan nimmt Arnout ihre Hand und zieht sie zu einer Treppe, die ins Foyer führt.
    Dort drängen sich die verspäteten Gäste an der Bar.
    »Hast du Eelco auch gesehen?«, flüstert Nadine Arnout zu. »Er saß auf einem Balkon.«
    »Nein, ich hab ihn nicht gesehen. Ist es dir denn so zuwider, kurz mit ihm zu reden? Vielleicht will er sich ja entschuldigen und die Beziehung wieder aufleben lassen.«
    Genau das hofft Nadine, aber innerlich wappnet sie sich gegen eine neue Enttäuschung. Außerdem fühlt sie sich einer Begegnung mit ihm einfach nicht gewachsen. Jedes Mal, wenn sie an ihn denkt, schwankt sie zwischen Wut und Verzweiflung, weil er sie verlassen hat. Und im Moment überwiegt die Verzweiflung.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragt Arnout.
    »Gern. Einen Weißwein, bitte.«
    Er stürzt sich ins Getümmel an der Bar. Nadine bleibt in einiger Entfernung stehen und hält Ausschau nach Cynthia und den anderen.

    »Guten Abend, Frau van Mourik.«
    Sie fährt herum. Unmittelbar hinter ihr steht Ruben Offermans.
    »Oh, hallo«, sagt Nadine. »Sie auch hier?«
    »Wie Sie sehen.«
    »Sind Sie etwa unter die Schriftsteller gegangen?« Sie lächelt, um die angespannte Atmosphäre aufzulockern.
    »Schön wär’s! Ich war letztes Jahr Teil einer Jury für Jugendliteratur und habe deshalb eine Einladung bekommen.«
    »Aha«, sagt Nadine, und damit ist ihr Gesprächsstoff auch schon erschöpft.
    Als Arnout mit zwei

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