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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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reden.« Karrenbacher vergewisserte sich, dass ihm die Aufmerksamkeit aller zuteil war, dann drehte er sich zu Tania um. »Hardy sagte, gestern sei die Polizei noch einmal bei dir gewesen.«
    »Ja.« Das war schwer zu leugnen.
    Karrenbacher kniff den Mund zusammen. Offenbar hatte er sich mehr von ihrer Antwort erhofft. »Weshalb?«
    »Das hat Hardy dir nicht gesagt?«
    Karrenbachers Wangen röteten sich. »Ich habe mich mal ein bisschen schlau gemacht.«
    Tania wusste, was jetzt kommen würde, und es wunderte sie nicht, dass es Karrenbacher war, der diesen ersten Schritt tat.
    »Du warst mit Frank Lahnstein in der Schule. Ihr kanntet euch.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, deren frostiger Tonfall keinen Widerspruch duldete. »Ein Informant der Polizei hat mir außerdem gesteckt, dass man dort glaubt, es habe einen Grund, warum man gerade dich zu Lahnsteins Leiche gelockt hat.«
    Tania schrumpfte unter den Blicken ihrer Kollegen zusammen.
    »Und Stanislaw ist dein Chef. Man hat so einiges gehört, und …«
    »Hans-Peter«, mahnte Sackowitz.
    Doch Karrenbacher ließ sich nicht beirren. »Die Probleme mit deinem Mann sind uns hinlänglich bekannt.«
    Nun also war der Moment gekommen. Sosehr sie Karrenbacher auch dafür verabscheute, dass er sie hier vor versammelter Mannschaft bloßstellte – in der Sache konnte sie ihm nicht widersprechen. Und Tania war in die Redaktion gefahren, um zu helfen. Bitte schön, jetzt kannst du deinen Kollegen helfen.
    Aber was sollte sie sagen? Dass ihr Ehemann ein mutmaßlicher Killer war? Abgesehen davon, dass Karrenbacher sicher längst von diesem Verdacht erfahren hatte, konnte Tania selbst es immer noch nicht recht glauben.
    Es klopfte an der Tür, und ein stämmiger Mann mit breiten Schultern schob sich in den Raum. »Frau Herzberg?«
    Tania rührte sich keinen Zentimeter.
    »Ich bin Kriminalobermeister Blundermann. Kann ich mit Ihnen kurz sprechen?« Er warf einen Blick in die Journalistenrunde, die angespannt den Atem anhielt. »Allein?«

84
    »Frau Muth, wirklich, bei aller Liebe, aber diese Leiche war absolut kein Grund, mich an einem Sonntag aus der Stadt in diese gottverlassene Einöde hier zu locken!« Dr. Wittpfuhls zornige Stimme dröhnte aus dem Handy.
    Sera schaltete ihr iPhone auf Freisprechen. Sie befand sich mit Gesing bereits auf der Rückfahrt nach Berlin.
    »Es tut mir leid, aber wir müssen so schnell wie möglich mehr über die Todesumstände erfahren.«
    »Da gibt es nicht viel, was für Sie von Belang sein dürfte. Der Mann ist ohne jede Gewalteinwirkung gestorben.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Wie oft soll ich Ihnen das noch erklären? Sicher bin ich mir immer erst nach der Obduktion.« Dr. Wittpfuhl brummte verstimmt. »Aber die Spurensicherung hat mir gerade die Datsche gezeigt, und es scheint, als habe Herr Herzberg dem Alkohol etwas zu rege zugesprochen. Alles deutet auf eine Ösophagusvarizenblutung hin.«
    »Eine was?«
    »Die Blutung ist eine nicht seltene Todesursache bei Alkoholikern. Ihr geht eine durch eine Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck hervorgerufene Venenerweiterung in der Speiseröhre voraus, verstehen Sie?«
    »Offen gestanden, noch immer nicht.«
    »Sei’s drum, es würde mich sehr wundern, wenn sich diese Venenerweiterung bei der Obduktion von Herrn Herzberg nicht bestätigen sollte. Sie führt zum Tod, wenn man durch übermäßigen Alkoholkonsum erbricht und dadurch die Venenerweiterung platzt. Der Blutverlust ist nicht mehr zu stoppen, wenn nicht binnen kürzester Zeit ärztliche Hilfe eintrifft. Herr Herzberg hat sich offenbar nur noch in den Garten hinausschleppen können, wo er dann zusammengesackt ist.«
    »Und wie lange, schätzen Sie, ist das her?«
    »Dem Zustand der Leiche nach zu urteilen mindestens zweieinhalb, wenn nicht sogar drei Tage.«
    Eine Bodenwelle erschütterte den Wagen. Sera spürte wieder ihre geprellte Rippe. Mit verkrampfter Miene betrachtete sie die Pankower Betonbauten, die sie in Berlin empfingen. Zurück auf Start.
    Sie wählte Dr. Babicz’ Nummer. Diesmal meldete er sich sofort. Während sie ihm die Aussagen des Gerichtsmediziners weitergab, wurden seine Antworten immer einsilbiger. Am Schluss war er in brütendes Schweigen verfallen. Sera lauschte dem Rattern der Reifen auf dem brüchigen Asphalt der Prenzlauer Allee.
    »Also habe ich mich geirrt«, gestand Babicz ein. Seine Beklommenheit war förmlich durchs Telefon zu spüren. »Herr Herzberg kommt als Mörder nicht

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