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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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die Hälfte der Zeit gebraucht hätte.«
    »Und wo waren Sie gestern Abend ab zwanzig Uhr?«
    »In der Redaktion. Den ganzen Abend.« Er verschränkte die Arme triumphierend vor seiner Brust. »Das können mehr als zwei Dutzend Kollegen bezeugen.«
    »Und am Freitagmorgen? Zwischen sechs und acht Uhr?
    »Im Bett. Fragen Sie meine Frau.«
    »Das stimmt«, bestätigte sie.
    Sera tauschte einen raschen Blick mit ihrem Kollegen. Gehen wir! Sie verabschiedeten sich und eilten durch den Regen zurück zum Wagen.
    »Der war’s wohl nicht«, meinte Gesing resigniert.
    »Scheiße«, sagte Sera und las die neue SMS. Sie stammte von Gerry. Ich warte auf eine Antwort. Immer noch! G.

102
    Die Worte der Kommissarin hallten dumpf in Roberts Kopf wider. Es hat wieder eine Entführung gegeben. Wie betäubt sank er gegen den Schreibtisch. Hagen! Ausgerechnet Hagen!
    »Geht es dir nicht gut?«
    Robert brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass die Frage nicht den Stimmen entstammte, die in seinem Schädel durcheinanderschrien. Sie kam von Nadine, die im Zimmer stand.
    »Ja … Nein … Entschuldige«, stammelte er. Er rief sich zur Ordnung, doch es fiel ihm schwer. Warum Hagen? Und handelte es sich tatsächlich um den gleichen Täter?
    Muth war davon überzeugt. Natürlich, alles andere wäre auch ein großer Zufall. Ein viel zu großer Zufall! Wie wahrscheinlich war das? Trotzdem würden sie erst Gewissheit haben, wenn ein Foltervideo auftauchte. Oder die Leiche. Die Hände und Füße zerschmettert. Der Oberkörper gehäutet.
    Gemeinsam mit Nadine kehrte Robert ins Wohnzimmer zurück, wo er den Fernseher einschaltete und durch die Programme zappte. Zwei Nachrichtensender brachten Sondersendungen, deren Aufhänger der Leichenfund vom Nachmittag war. Serienmörder in Berlin?
    Staatsanwalt Heindl kam ins Bild und gab eine Stellungnahme ab. Er räumte die Verbindung zwischen dem Mordfall Bodkema und dem Tod des jungen Lahnstein ein, ohne auf nähere Details einzugehen.
    Auf Phoenix lief eine Dokumentation zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ein Ticker am unteren Bildschirmrand hielt unterdessen auch hier die Zuschauer über die Mordserie auf dem Laufenden. Breaking News: Schriftsteller H. Rething in Berlin entführt! Neue Tat des Serienkillers?
    Noch ergingen sich die Medien in Spekulationen – nicht anders als die Ermittler –, aber irgendwann am nächsten Morgen würde ein Berliner Journalist eine Mail mit einem Link erhalten, und dann würde der Wahnsinn von Neuem beginnen.
    Angewidert schaltete Robert den Fernseher aus.
    »Willst du mir sagen, was los ist?« Nadine setzte sich neben ihn auf die Couch.
    Es kommen andere Zeiten, bessere Zeiten. »Es gab eine weitere Entführung.«
    »Ja, das habe ich auch gerade im Fernsehen gesehen.«
    »Diesmal kenne ich das Opfer.« Robert musste an seine letzte Begegnung mit Hagen denken. Hau einfach ab!
    »Steht ihr euch nahe?«
    »Er ist mein bester Freund«, sagte Robert.
    Nadine streichelte seine Hand. Die sanfte Berührung dämpfte seinen Zorn. Übrig blieb nur noch Trauer. Er hätte nicht im Streit mit Hagen auseinandergehen dürfen. Aber hätte das die Sache besser gemacht? Und hätte es Hagen vor seinem schrecklichen Schicksal bewahrt? Wenn Tania nicht gewesen wäre, dann …
    War sie tatsächlich Dreh- und Angelpunkt der Entführungen und der Morde? Im Moment deutete alles darauf hin. Aber der Mörder hatte die Polizei immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Was, wenn er die Beamten auch diesmal in eine verkehrte Richtung lenkte? Weil der Mörder nach wie vor Kontrolle – und Macht – besaß? Und weil er wieder mit ihnen spielen wollte?
    Robert musste an die Kommissarin denken und wie der Killer sie und ihren Freund, den Kneipenbesitzer, in sein perfides Spiel eingebunden hatte. Aber wie passt Hagen da rein? Ausgerechnet Hagen! Eine Stimme meldete sich aus Roberts Unterbewusstsein zu Wort. Vielleicht geht es diesmal gar nicht um Tania?
    Ihm kam das gestrige Abendessen in der Dachkammer in den Sinn. Wenn Bodkemas Tochter sich nicht irrte, hatte sich auch der Mörder in dem Restaurant aufgehalten – so wie Robert und Nadine. Der Mörder spielt mit uns. Mit der Polizei. Den Ermittlern.
    Nein, unmöglich, das musste diesmal wirklich nur ein Zufall sein. Der Killer hatte nicht wissen können, dass Robert mit Nadine in die Dachkammer gehen würde. Robert hatte es bis zu dem Augenblick, in dem Nadine vor seiner Tür stand, ja selbst nicht gewusst.
    Und doch ließ sich der

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