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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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taugte.«
    »Was man von dem Mörder des jungen Lahnstein aber kaum behaupten kann«, fügte Dr. Wittpfuhl hinzu. »Seine Häutung ist stümperhaft ausgeführt worden. Man hat ihm die Haut regelrecht vom Leib gerissen.«
    Sera schluckte, bevor sie konstatierte: »Also reden wir hier, wenn überhaupt, von einem Nachahmungstäter, richtig?«
    Der Psychologe bejahte. »Die Sache mit Jacobs ging weltweit durch die Presse. Außerdem liegt der Fall noch nicht lange zurück. Gut möglich, dass Ihr Täter dadurch beeinflusst wurde. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mörder von den Taten eines früheren Serienkillers, insbesondere eines zu so trauriger Berühmtheit gelangten, inspiriert worden ist.«
    »Möglich«, stimmte Sera ihm zu und lief die Treppe zum Parkplatz hinab. »Allerdings haben wir es hier offenbar nicht mit einem Serienkiller zu tun. Alles deutet bisher auf eine«, sie holte Luft, ihr Unbehagen wuchs mit jeder Stufe, die sie nahm, »politisch motivierte Tat hin.«
    »Ja, weswegen die Parallele auch einfach nur ein Zufall sein könnte«, schlug der Gerichtsmediziner vor.
    »Was glauben Sie?«, entgegnete Babicz und sah dabei Sera an.
    Was ich glaube? »Glauben gehört nicht zu meinem Job«, sagte sie, und obwohl dagegen schwerlich etwas einzuwenden war, fühlte sie sich unwohl, als sie fortfuhr. »Ich halte mich lieber an die Fakten.«
    Ihre Antwort schien dem Psychologen zu gefallen. Er nickte lächelnd. »Dann erzählen Sie mir doch bitte, was Sie bisher an Fakten haben.«

46
    »Fassen wir zusammen, was wir bisher wissen!« Bodkema sah in die Gesichter der Redakteure, die sich in seinem Büro versammelt hatten. Zuletzt fiel sein Blick auf Tania. Sie hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen, die Beine übereinandergeschlagen, die Arme um die Brust geschlungen. »Uns wurde eine E-Mail mit dem Link zum Foltervideo geschickt, danach wurden wir zum Fundort der Leiche bestellt.«
    »Wer auch immer also für die Entführung und den Mord verantwortlich ist, er sucht die Öffentlichkeit«, stellte Sackowitz fest.
    »Natürlich ist die Polizei nicht glücklich darüber.« Bodkema erlaubte sich ein kurzes, bedauerndes Lächeln. »Das ist sie in solchen Fällen nie.«
    »Wobei solche Fälle auch eher eine Seltenheit sind«, bemerkte Georg Harzer, der bald scheidende leitende Redakteur des Nachrichtenressorts.
    »Richtig«, räumte Bodkema ein, »aber so entsetzlich diese Tat auch ist, meine Damen und Herren, werden wir morgen damit aufmachen, ganzseitig, vierspaltig – und mit den Fotos.« Er hielt nach dem Azubi Ausschau. »Wo ist Jens?«
    »Ich habe ihn nach Hause geschickt«, sagte Harzer. »Dem ist der Fund ganz schön auf den Magen geschlagen.«
    »Verständlich«, meinte Bodkema. »Richte ihm bitte aus, dass seine Fotos gut sind. Sehr gut sogar, bedenkt man, unter welchen Umständen sie gemacht wurden!«
    »Und was sagt die Polizei zu den Fotos?«, gab Sackowitz zu bedenken.
    »Nichts«, antwortete Bodkema.
    »Nichts?«
    »Weil die Polizei von den Fotos noch nichts weiß.«
    »Oh.«
    »Und bitte, natürlich werden wir die Bilder von der Leiche in vollem Respekt abdrucken, darüber sind wir uns doch einig.« Bodkema hüstelte. »Schließlich wollen wir der Polizei keinen neuerlichen Grund zur Verärgerung geben. Aber veröffentlichen werden wir die Fotos, oder ist jemand dagegen?«
    Niemand erhob Einspruch.
    »Gut, dann wird Hardy, der heute Mittag als Erster von der Entführung erfahren hat, die Berichterstattung zu dem Fall koordinieren.«
    Sackowitz nickte diensteifrig. Tania wollte jetzt doch Einspruch erheben, aber der Chefredakteur begegnete ihrem Blick und deutete ein Kopfschütteln an.
    »Alle anderen arbeiten Hardy zu«, fuhr er fort. »Und geht schon mal davon aus, dass wir eine lange Nacht und ein arbeitsreiches Wochenende vor uns haben.«
    Die Journalisten verstreuten sich in der Redaktion, hasteten an ihre Rechner, griffen zu den Telefonen, setzten Kaffee auf. Als alle das Büro verlassen hatten, schloss Bodkema die Tür. Tania saß noch unverändert auf ihrem Stuhl.
    »Wie geht es dir?«, fragte der Chefredakteur.
    »Gut.«
    Das war eine glatte Lüge. Denn der Anblick der Leiche in dem Lagerhaus wollte sich partout nicht aus ihrem Kopf verbannen lassen. Dabei war es nicht das erste Mal, dass sie einen Toten gesehen hatte. Sie hatte schon andere Mordopfer zu Gesicht bekommen. Zwei oder drei vielleicht, nicht mehr, weil Gewaltverbrechen in Berlin, anders als hin und wieder behauptet wurde,

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