Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
Vom Netzwerk:
keineswegs zur Tagesordnung gehörten.
    »Tania?«
    Sie schreckte aus ihren Gedanken auf. »Wie bitte?«
    »Ich sagte, du sollst nach Hause gehen. Es reicht für heute. Ruh dich aus.«
    »Und was ist mit der S-Bahn?«
    »Ich setze einen Kollegen darauf an.«
    »Nein«, gab sie entrüstet zurück, »das ist meine Story. Ich werde morgen früh …«
    »Morgen früh«, Bodkema ließ sie nicht ausreden, »sehen wir dann weiter.«
    Der Gedanke behagte ihr nicht, aber es fiel Tania schwer, ihrem Chef etwas entgegenzusetzen. Er hat doch recht – du bist völlig fertig! Resigniert nickte sie und schleppte sich zu ihrem Schreibtisch. Um sich abzulenken, griff sie zu ihrem Handy.
    »Na, mein Schatz«, säuselte es nach wenigen Freizeichen aus dem Hörer, »gerade erst musste ich wieder an dich denken. Weißt du, mit wem ich heute …?«
    »Können wir das bitte später bereden?«
    »Entschuldige, natürlich, du bist im Stress. Der Kurier hat ja heute das große Los gezogen.«
    »So kann man das auch sehen.«
    »Rufst du an, weil es spät wird?«
    »Nein, Hagen, ich fahre jetzt heim.«
    »Geht es dir nicht gut?«
    »Ach …«
    »Oder ist wieder was mit deinem Mann?«
    »Nein, Ralf hat sich zum Glück nicht mehr gemeldet. Der hätte mir heute gerade noch gefehlt.«
    »Was ist denn dann los?« Hagen klang aufrichtig besorgt.
    Die Trennung belastet deinen Mann. Und er belastet dich. »Mein Chef glaubt, dass ich Ruhe brauche.«

47
    Sera lehnte sich an den Kotflügel des Passats. In ihrem Magen ging es drunter und drüber. »Zur Stunde fehlen uns handfeste Hinweise, die Aufschluss über den oder die Täter geben könnten. Wir erwarten erste Ergebnisse der Spurensicherung sowie den Bericht der Obduktion morgen früh um neun – werden Sie an der Konferenz teilnehmen, Dr. Babicz?«
    »Wenn Sie das möchten.«
    »Bitte, ja. Bis dahin, so hoffe ich, haben wir mehr Informationen. Im Augenblick können wir lediglich aufgrund dessen, was wir über den Innensenator und die jüngsten Vorfälle in seinem Umfeld in Erfahrung haben bringen können, Vermutungen anstellen.«
    »Ich habe darüber in den Zeitungen gelesen«, sagte der Psychologe. »Dr. Lahnstein hat Morddrohungen erhalten.«
    »Und das nicht zum ersten Mal.« Blundermann öffnete eine Akte, deren Inhalt er kurz überflog. »Nachdem er vor einem Vierteljahrhundert sein zweites juristisches Staatsexamen abgelegt hatte, wurde er Leiter des Jugendamtes. Schon damals fuhr er eine harte, nicht unumstrittene Linie, die ihm eine Menge Widersacher beschert hat. Dennoch blieb er seinem Kurs nach dem Wechsel in die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales treu. Nebenher war er politisch aktiv, wurde Parteivize der CDU Berlin, dann Senatsabgeordneter und gab schließlich den Job für die politische Karriere auf. Nach dem Sieg der Christdemokraten bei der letzten Senatswahl übernahm er den Posten des Innensenators. Mit seinen Äußerungen stand er häufiger im Kreuzfeuer der Kritik.«
    »Weshalb die Familie des Innensenators unter Polizeischutz gestellt wurde«, führte Gesing weiter aus. »Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist schon immer distanziert gewesen, deshalb wurde Frank Lahnstein ohne sein Wissen überwacht. Dummerweise verloren ihn die Beamten, die ihm Polizeischutz gewähren sollten, wiederholt aus den Augen. So auch heute Morgen, als man ihn entführte. Wann genau … Ja, bitte?«
    Babicz hatte sich mit Handzeichen zu Wort gemeldet. »Was ich mich gerade frage: Wussten der oder die Täter von der geheimen Überwachung? Oder wieso haben sie es geschafft, Frank Lahnstein ausgerechnet in jenem Augenblick zu verschleppen, in dem er seine Beschützer verloren hatte?«
    »Vielleicht hatten sie einfach Glück?«, schlug Blundermann vor.
    »Möglich. Aber unwahrscheinlich.« Babicz hob seinen Blick zum Himmel, wo sich das Rotorenrattern eines Hubschraubers näherte.
    »Okay, gehen wir also davon aus, dass die Entführer Frank Lahnstein seit geraumer Zeit beobachtet haben«, konstatierte Blundermann, »und sie ganz genau wussten, dass sie ihn irgendwann ohne seine Beschützer erwischen würden.«
    Babicz legte seinen Kopf in den Nacken, neigte ihn nach rechts, dann nach links. Es war nicht erkennbar, ob er Verspannungen löste oder nur nach dem Hubschrauber Ausschau hielt. »Dann wundert es mich allerdings, dass diesen sogenannten Beschützern nicht aufgefallen ist, dass auch andere ein Auge auf Frank Lahnstein geworfen hatten.«
    »Die Entführer dürften sehr

Weitere Kostenlose Bücher