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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Bo?«
    Robert seufzte. »Fang du nicht auch noch damit an!«
    »Wer hat denn damit angefangen?«
    »Hagen war gestern da.«
    »Hagen?« Max nahm seine Dehnübungen wieder auf. »Und? Was wollte er?«
    »Ich weiß nicht. Ich musste weg.«
    Ein älterer Herr schlenderte mit einem Bobtail heran. Ausgelassen tollte der Hund über die Wiese. Kurz bevor der Mann sie passierte, rief er den Vierbeiner zu sich. Im Vorbeigehen deutete er leicht einen Gruß an.
    Als Herrchen und Hund im angrenzenden Seniorenstift verschwunden waren, sagte Max: »Du hast wieder mit der Arbeit begonnen, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das schon wieder?«
    »Ich erkenne es an deinem Blick.«
    Es war erstaunlich, wie leicht Max ihn durchschaute. Weil ich dein großer Bruder bin. Allerdings war es auch ein gutes Gefühl, jemanden an seiner Seite zu wissen, dem man derart vertraut war – und dem man vertrauen konnte.
    Max begann auf der Stelle zu tänzeln. »Ich dachte, du wolltest noch eine Weile warten.«
    »Wollte ich auch.«
    Max verzog sein Gesicht, dann joggte er wortlos zum Parkausgang. Robert wandte sich zur S-Bahn-Station.
    »Robert!« Max hatte kehrtgemacht und war jetzt kurz hinter ihm. »Weißt du, ich könnte verstehen, wenn dich die Sache mit Bo noch beschäftigt. Immerhin warst du mit ihr verlobt.«
    »Richtig, ich war mit ihr verlobt. Bis sie mich verlassen hat.«
    »Du trauerst ihr nicht mehr hinterher, oder?«
    »Nein.«
    »Dein Nein kam aber ziemlich schnell.«
    Die Zeit heilt alle Wunden. »Wirklich nicht.«
    Max blieb vor ihm stehen. Er musterte Robert. Manchmal war die Intuition seines Bruders auch ein Fluch. Er ist so stur und verbissen. Aber Robert konnte ihm nie lange böse sein. Er mochte Max, egal wie dickköpfig er war. Im Gegenteil: Gerade diese Beharrlichkeit war es, die Robert von klein auf an seinem Bruder bewundert hatte und mit der dieser ihn immer wieder angespornt hatte, wenn Robert in der Patsche steckte und glaubte, nicht mehr weiterzukönnen. Jene unerschütterliche Konsequenz, die sich Robert irgendwann selbst zu eigen gemacht hatte. Um genau zu sein: vor vier Jahren.
    »Versprich mir«, sagte Max, »dass die vier Jahre nicht vergebens waren.«
    »Das waren sie nicht«, beteuerte Robert.
    Sein Bruder hob die flache, durchgestreckte Hand zum Gruß.
    Robert erwiderte das Zeichen. »Versprochen!«

55
    Auf dem Polizeipräsidium steckte Sera den Kopf in das Büro ihres Kollegen. Das Licht war aus, der Schreibtisch aufgeräumt. Das kann nicht sein! Kriminalhauptkommissar Berger verwandelte jeden Raum, in dem er sich länger als fünf Minuten aufhielt, in ein heilloses Chaos, das nur er durchblickte.
    »Rita«, rief Sera ins Vorzimmer, »ist Sebastian noch nicht da?«
    »Erst einmal guten Morgen«, rüffelte sie die Sekretärin, während sie sich in aller Seelenruhe am Kühlschrank zu schaffen machte.
    »Ist er nun da oder nicht?«
    »Sebastian kommt erst morgen.«
    »Dr. Salm sagte aber, dass er heute aus dem Urlaub zurückerwartet wird.«
    »Richtig. Aber sein Dienst beginnt erst morgen.«
    Aufgebracht schlug Sera die Tür zu Bergers Zimmer zu. Sie spürte den Knall in ihrer Rippe und hielt inne. Auf wen bist du eigentlich so wütend?
    Sera gähnte. Die zurückliegende Nacht war unruhig und voller Schmerzen gewesen. Von den quälenden Gedanken ganz zu schweigen.
    »Also gibt es nichts Neues im Fall Gökcan?«, fragte sie.
    »Die Fahndung nach dem Ehemann läuft nach wie vor«, ließ Rita wissen.
    »Wird die Familie noch observiert?«
    »Das musst du Dr. Salm fragen.«
    Na toll! Und der Dezernatsleiter würde von Sera natürlich wissen wollen, wieso sie sich für einen Fall interessierte, mit dem sie nichts mehr am Hut hatte. Dann müsste sie ihm von ihrem Onkel erzählen. Aber willst du das? Oder besser: Kannst du das? Noch immer hatte sie nur Fragen parat, keine Antworten.
    Sie begab sich in ihr Büro. Bei jedem Schritt strahlte der Schmerz der Rippenprellung in den ganzen Körper aus. Mit verkniffenem Gesicht griff sie nach der Ermittlungsakte im Mordfall Lahnstein, die auf dem Schreibtisch lag.
    Der Ordner enthielt einen ersten Stapel Befragungsprotokolle. Kriminalbeamte hatten sich seit dem gestrigen Nachmittag bei den Funktionären und Mitgliedern der Berliner Ausländervereine und -organisationen umgehorcht. Es war erstaunlich, wie viele Verbände in der Hauptstadt aktiv waren.
    Während Sera durch die Papiere blätterte, ging eine SMS auf ihrem iPhone ein. Guten Morgen. Vielleicht magst du ja heute nach

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