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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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und durch diesen Ausgang an ihm vorbei in die Dunkelheit hinaustrat.
    Ihr roter Samsonite drehte eine weitere Runde. Vivian atmete tief ein und mischte sich unter die wartenden Passagiere. Wieder kam ihr Samsonite vorbei. Sie nahm ihn nicht vom Band, sondern folgte ihm schlendernd auf seiner trägen Runde. Als sie auf der anderen Seite des Gepäckbandes angekommen war, verdeckte die Rampe ihr die Sicht auf den Mann in dem Regenmantel.
    Sie ließ ihre Handtasche auf das Band fallen und rannte los.
    Vor ihr waren zwei zur Zeit unbenutzte Gepäckbänder. Sie lief daran vorbei auf den gegenüberliegenden Ausgang zu.
    Dort trat sie in den stürmischen Abend. Links von sich hörte sie einen Tumult. Der Mann in dem Regenmantel drängte aus dem anderen Eingang, dicht gefolgt von einem zweiten Mann.
    Er zeigte auf Vivian und rief etwas Unverständliches. Vivian ergriff die Flucht über den Bürgersteig. Sie wußte, daß die Männer sie verfolgten; in ihrem Rücken hörte sie das Geräusch eines umstürzenden Gepäckwagens und das Fluchen eines Trägers.
    Dann nahm sie ein trockenes Ploppen wahr und spürte, wie etwas ihr Haar streifte.
    Eine Kugel.
    Ihr Herz pochte, und ihre Lungen sogen die von Busabgasen stickige Luft ein.
    Vor sich sah sie eine Tür. Sie stürzte hinein und rannte auf die nächste Rolltreppe zu. Doch die fuhr in die verkehrte Richtung.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, erreichte Vivian trotzdem das Obergeschoß. Sie hörte ein weiteres Ploppen. Diesmal streifte etwas ihre Schläfe, und sie spürte eine warme Feuchtigkeit auf der Wange.
    Direkt vor ihr war ein American-Airlines-Schalter. Das Bodenpersonal fertigte gerade eine Schlange von Menschen ab.
    Auf der Rolltreppe hinter sich hörte sie stampfende Schritte.
    Einer der Männer rief etwas Unverständliches. Vivian hielt auf den Schalter zu, rannte einen Mann samt Koffer über den Haufen und sprang mit so viel Schwung auf den Tresen, daß sie auf der anderen Seite wieder herunterfiel und gegen das Gepäckband dahinter prallte.
    Vier erstaunte Fluglinien-Angestellte starrten auf sie hinunter.
    Mit zitternden Knien rappelte sie sich auf und spähte vorsichtig über den Tresen. Alles, was sie sah, waren verblüffte Passanten. Die Männer waren verschwunden.
    Vivian sah die Flugangestellten an, die noch immer wie erstarrt über ihr standen. »Wollen Sie nicht den Sicherheitsdienst rufen?«
    Wortlos griff eine der Frauen zum Telefon.
    »Und wenn Sie schon dabei sind«, sagte Vivian, »rufen Sie auch gleich noch die Polizei.«
    Ein dunkler Mercedes kam im Schrittempo die Straße hinunter und blieb neben der Telefonzelle stehen. Abby konnte das von den Scheinwerfern eines vorbeifahrenden Wagens erleuchtete Profil des Fahrers erkennen. Es war Tarasoff.
    Sie rannte zur Beifahrertür und stieg ein. »Gott sei Dank, daß Sie hier sind!«
    »Ihnen muß ja eiskalt sein. Ziehen Sie meinen Mantel über. Er liegt auf dem Rücksitz.«
    »Bitte, fahren Sie einfach los! Lassen Sie uns hier verschwinden.«
    Als Tarasoff anfuhr, sah sie sich nach möglichen Verfolgern um.
    Die Straße war dunkel und leer.
    »Sehen Sie irgendwelche Autos?« fragte Tarasoff.
    »Nein, ich glaube, wir sind sicher.«
    Tarasoff stieß zitternd den Atem aus. »Ich bin nicht sehr gut in so was. Ich sehe mir nicht einmal gerne Krimis an.«
    »Sie machen das ganz großartig. Fahren Sie uns einfach zum nächsten Polizeirevier. Wir können Vivian anrufen und ihr sagen, sie soll uns dort treffen.«
    Tarasoff blickte nervös in den Rückspiegel. »Ich glaube, ich habe gerade einen Wagen gesehen.«
    »Was?« Abby drehte sich um, konnte jedoch nichts erkennen.
    »Ich werde hier abbiegen. Mal sehen, was passiert.«
    »Tun Sie das. Ich werde weiter Ausschau halten.«
    Als sie um die Ecke fuhren, hielt Abby weiter die Straße hinter ihnen im Blick. Sie sah keine Scheinwerfer, überhaupt keine Autos. Erst als sie abbremsten und stehenblieben, wandte sie sich wieder nach vorn. »Was ist los?«
    »Gar nichts ist los.« Tarasoff schaltete das Licht aus.
    »Warum machen Sie …« Abby blieben die Worte im Hals stecken.
    Tarasoff hatte gerade die Zentralverriegelung entsichert.
    Als die Tür von außen aufgerissen wurde, blickte sie panisch zur Seite. Ein Windstoß wehte in den Wagen. Sie wurde von Händen gepackt und in die Nacht gezerrt. Haarsträhnen fielen ihr ins Auge, so daß sie nichts sehen konnte. Abby kämpfte blindlings gegen die Angreifer an, doch es gelang ihr nicht, sich loszureißen. Ihre Hände

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