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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Viertelstunde später klingelte das Telefon. Es war die leitende Oberschwester.
    »Ich kann die Spenderakte nicht finden«, sagte sie.
    »Ist sie nicht unter Nina Voss abgelegt?«
    »Die Unterlagen werden nach der Patientennummer des Empfängers abgelegt, doch ich kann unter Nina Voss’ Nummer nichts finden.«
    »Könnten die Unterlagen falsch abgelegt worden sein?«
    »Ich habe zusätzlich in sämtlichen Nieren- und Leber-Akten nachgesehen. Und ich habe die Aktennummer zweimal nachgeprüft. Sind Sie sicher, daß die Unterlagen nicht irgendwo oben in der Intensivchirurgie sind?«
    »Ich werde nachsehen lassen. Vielen Dank.« Abby legte auf und seufzte. Sich um verlegten Papierkram zu kümmern, war so ziemlich das letzte, was sie jetzt am frühen Morgen tun wollte.
    Sie ging die Aktenregale der Intensivchirurgie durch, wo die Unterlagen zu früheren Krankenhausaufenthalten von aktuellen Patienten aufbewahrt wurden. Wenn das fehlende Formular darin vergraben lag, konnte sie stundenlang suchen.
    Oder sie konnte das Krankenhaus, in dem der Spender gelegen hatte, direkt anrufen. Dort konnte man die Akte einfach herausziehen und ihr die Vorgeschichte und die Laborergebnisse des Spenders mitteilen.
    Über die Auskunft erfragte sie die Nummer des Wilcox Memorial, wählte sie und fragte nach der leitenden Oberschwester.
    Einen Moment später meldete sich eine Frau: »Hier ist Gail DeLeon.«
    »Hier ist Dr. DiMatteo vom Bayside-Hospital in Boston«, stellte Abby sich vor. »Wir haben eine Herzempfängerin, die nach der Transplantation ein leichtes Fieber bekommen hat.
    Wir wissen, daß das Spenderherz aus Ihrem OP kam. Ich brauche weitere Informationen über die Vorgeschichte des Spenders. Ich dachte, Sie wüßten vielleicht den Namen.«
    »Die Organentnahme soll hier stattgefunden haben?«
    »Ja, vor drei Tagen. Der Spender war ein heranwachsender Junge.«
    »Ich überprüfe die OP-Berichte und melde mich dann wieder.«
    Das tat sie zehn Minuten später auch – allerdings nicht mit der Antwort, sondern einer Frage. »Sind Sie sicher, daß Sie das richtige Krankenhaus haben, Doktor?«
    Abby warf einen Blick auf Ninas Krankenblatt. »Es steht hier auf meinem Formular. Ort der Entnahme: Wilcox Memorial, Burlington, Vermont.«
    »Das sind wir. Aber unter den OP-Berichten findet sich keine Entnahme.«
    »Können Sie im OP-Kalender nachsehen? Das müßte der …«
    Abby sah auf ihr Formular, »der 24. September gewesen sein.
    Die Entnahme muß irgendwann gegen Mitternacht stattgefunden haben.«
    »Warten Sie einen Moment.«
    Abby hörte, wie Seiten umgeblättert wurden, während sich die Schwester ständig räusperte. Dann war sie wieder am Hörer.
    »Hallo?«
    »Ich bin noch da«, antwortete Abby.
    »Ich bin den Kalender für den 23., 24. und 25. September durchgegangen. Wir hatten ein paar Blinddarmoperatioen, eine Gallenoperation und zwei Kaiserschnitte, aber nirgendwo eine Organentnahme.«
    »Aber das kann nicht sein! Wir haben doch das Herz!«
    »Von uns kommt es jedenfalls nicht.«
    Abby überflog die Notizen der OP-Schwester und entdeckte den Eintrag:
Null Uhr fünf: Ankunft Dr. Leonard Mapes, Wilcox Memorial.
Sie sagte: »Einer der Chirurgen bei der Entnahme war Dr. Leonard Mapes. Er hat das Organ auch transportiert.«
    »Bei uns gibt es keinen Dr. Mapes.«
    »Er ist Thorax-Chirurg –«
    »Hören Sie, wir haben hier keinen Dr. Mapes. Soweit ich weiß, gibt es in ganz Burlington keinen Dr. Mapes. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben, Doktor, aber sie sind offensichtlich falsch. Vielleicht sollten Sie das noch mal überprüfen.«
    »Aber –«
    »Versuchen Sie es bei einem anderen Krankenhaus.«
    Langsam legte Abby den Hörer auf.
    Sie saß lange da und starrte das Telefon an. Sie dachte an Victor Voss und sein Geld, an all die Sachen, die er dafür kaufen konnte. Sie dachte an die erstaunliche Zufälligkeit der Ereignisse, durch die Nina Voss zu einem neuen Herz gekommen war. Zu einem passenden Herzen.
    Abby griff erneut zum Hörer.

Neun
    N un werde nicht hysterisch«, sagte Mark, während er durch Nina Voss’ Krankenakte blätterte. »Es muß eine logische Erklärung für alles geben.«
    »Ich wüßte gern, welche«, antwortete Abby.
    »Es war eine saubere Entnahme. Das Herz ist ordnungsgemäß verpackt und transportiert worden, und es gab auch Spenderunterlagen.«
    »Die jetzt aber offenbar verschwunden sind.«
    »Um neun ist der Transplantationskoordinator wieder da.
    Dann können wir ihn nach den

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