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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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sich über das Bild. »Und weißt du, wer das sein könnte?« Etwas zur Seite gewandt war auf dem Bild noch eine Frauengestalt zu erkennen. Natascha schüttelte den Kopf.
    »Die Wende. Ich fresse einen Besen, wenn das nicht die Wende ist. Noch mit ihrer Campus-Frisur und Rüschenbluse. Aber das ist sie garantiert.«
    Natascha zuckte mit den Schultern. »Möglich.« Sie wusste, dass Petra die Staatssekretärin Dr. Stephanie Wende nicht ausstehen konnte, weshalb auch immer. »Dieses Bild ist auch interessant«, sagte sie und blätterte weiter. »Der Alte auf Rheinfahrt.« Das Foto aus einem anderen Zeitungsartikel zeigte den Ex-Kanzler Brass unterhalb der Loreley, umgeben von einer Weinkönigin, seiner Frau, Alexander Rau und einigen Männern, die eindeutig zu overdressed waren für den Anlass.
    »Russische Oligarchen?«, fragte Petra halb im Scherz.
    »Die gab’s damals noch nicht. Nein. Aber Banker. Ich kenne sogar einen. Hier, Lars von Wintersleben. Der war damals persönlicher Assistent von Albert Ritter.«
    »Dem Ritter von der Nationalbank?«
    »Mhm. Heute ist er Vorstand im Bankhaus Schätzing.«
    »Und was soll uns das alles sagen?«
    »Ich weiß es nicht, Petra. Ich stehe immer noch am Anfang. Mein Vater hat sich sicher etwas dabei gedacht, als er diese Artikel für mich zusammengestellt hat. Aber ich habe den Schlüssel noch nicht gefunden.« Sie rieb sich die Augen und legte die Unterlagen beiseite. »Als Erstes musst du ein paar Sachen für mich besorgen.«
    »Klar. Was brauchst du?«
    »Ich brauche ein Handy. Prepaid und nicht auf meinen Namen. Mit Internetflat. Ich muss recherchieren und telefonieren, ohne dass mir jemand zuhört.«
    »Es wird also besser sein, wenn ich dir die Sachen bringe, oder?«
    Natascha nickte. »Bleicher ist ein guter Mann, ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat. Aber ich bin auch nicht sicher. Außerdem muss ich damit rechnen, dass er ebenfalls abgehört wird. Zumindest im Wagen. Ach so, ja, und ich brauche ein Auto.«
    »Soll ich dir meines leihen?«
    »Nein, das wäre nicht sinnvoll. Ich möchte anonym unterwegs sein. Kannst du eines für mich mieten?«
    Petra Reber seufzte. »Oh Mann, ich hoffe, du reitest dich nicht noch viel tiefer in diese Geschichte rein.«
    »Tiefer geht nicht. Ich stecke schon bis zum Hals in der Sache. Das Problem ist, ich sehe das Ufer nicht, und das ist gefährlich.«
    »Du hast recht. Soll ich dir den Wagen bringen? Irgendwelche besonderen Wünsche, was für ein Modell?«
    Natascha schüttelte den Kopf und trank ihre Tasse aus. »Nein. Irgendein kleiner Wagen. Stell ihn einfach um die Ecke von unserem Wahlkreisbüro ab. Den Schlüssel gibst du mir, wenn ich wieder im Büro bin. «
    »Du wirst also bald wieder an deinen Schreibtisch kommen?«
    »Sicher. Am Montag bin ich wieder in Berlin.«
    Petra Reber wollte schon gehen, da fiel ihr noch etwas ein: »Übrigens hat sich jemand von Sphinx gemeldet. Wegen der Frau, du weißt schon.«
    Natürlich wusste Natascha, wen Petra meinte. Und sie hatte auch eine Ahnung, welcher Art die Nachricht war.
    »Sie hat sich das Leben genommen«, sagte Petra. Sie erschrak selbst darüber, wie kalt und banal dieser Satz klang. Als würde es das besser machen, fügte sie hinzu: »Vielleicht war’s auch bloß eine versehentliche Überdosis.«
    Wie weit ist es mit mir gekommen, dachte Natascha, dass mich das nicht überrascht. Sie konnte die Stimme der Frau hören, ihren dunkel-lockenden Ton genauso wie ihre Panik. »Ja«, sagte sie. »Vielleicht.«
    *
    »Die Pupille«, sagte Petra Reber wieder und wieder, während sie die Strecke von Braunschweig nach Berlin durch den Schneeregen fuhr. »Die Pupille.« Irgendwo hatte sie einmal gehört, dass das Wort aus dem Lateinischen kam, so wie auch das Wort Puppe lateinischer Herkunft war. Wer jemand anderem in die Augen sah, spiegelte sich darin wie ein Püppchen. Dieser Gedanke ließ sie nicht los. Gab es jemanden, der sich in Natascha Eusterbeck wiedererkannte? Jemanden, der ihr um seiner selbst willen Böses wollte? Auf Höhe Helmstedt kam ihr der Gedanke so paranoid und absurd vor, dass sie versuchte, ihn zu verdrängen. Auf Höhe Barleben schob sich eine vage Ahnung vor ihre Gedanken, dass es tatsächlich jemanden geben könnte, der Natascha als seine Feindin betrachtete. Vor Potsdam schließlich wurden all diese Gedanken von einer dramatischen Erkenntnis verdrängt. Sie kam so überraschend und ohne jeden Zusammenhang mit dem, worüber sie seit zwei Stunden

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