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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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hinunter. Vor dem Haus stellte er fest, dass er viel zu leicht angezogen war, es hatte deutlich unter null Grad, und ein eisiger Wind schnitt durch die Hackeschen Höfe. Er sah sich um. »Gegenüber« hatte sie gesagt, wenn sie nicht bloß eine Fata Morgana gewesen war. Tatsächlich aber sah er sie im Bistro auf der anderen Seite sitzen. Er erkannte ihren Kurzhaarschnitt durch das immer noch weihnachtlich dekorierte Fenster. Eilig lief er hinüber und zwängte sich durch die Tür. Außer Petra und einem hageren Mann, der auf seinem Smartphone tippte, hatte sich kein Mensch in den Laden verlaufen. »Ich dachte, ich sehe nicht richtig«, eröffnete Henrik Eusterbeck das Gespräch.
    »Tut mir leid. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.«
    »Das hättest du mir auch am Telefon sagen können, dass du mich sprechen willst.« Er warf einen Blick auf die Karte, weil er die Bedienung aus den Augenwinkeln bereits näher kommen sah.
    »Nun mach mal keine Staatsaffäre daraus.«
    Es ärgerte Henrik Eusterbeck, dass die Sekretärin seiner Frau so vertraulich mit ihm sprach. Aber es war nun einmal so, dass sie seit Jahren befreundet waren. Die Eusterbecks und die Rebers. Gewesen waren. Galt das noch? Galt das Du noch? »Was willst du?«
    »Gib erst mal deine Bestellung auf.« Petra Reber nickte zu der jungen Frau hin, die so blass wie dünn neben ihm stand und ihren Block gezückt hielt. »Einen Kaffee«, sagte Henrik. Sie steckte den Block weg und marschierte davon. »Und eine große Flasche Wasser!«, rief er ihr noch hinterher.
    »Langer Abend gewesen, gestern?«
    Henrik zuckte mit den Schultern. Sollte er ihr tatsächlich auf die Nase binden, dass er sich allabendlich die Kante gab, seit Natascha verschwunden war? »Warum reagierst du nicht auf meine Anrufe?«
    »Jetzt bin ich ja da.«
    »In ihrem Auftrag? Ich nehme an, sie hat dir den Schlüssel gegeben. Oder hängt der inzwischen im Kanzleramt am Schlüsselbrett?«
    »Weder noch, Henrik. Du hast ihn mir gegeben. Schon vergessen?«
    Er nickte. Ja, da hatte sie ein paar Sachen zu ihnen nach Hause bringen sollen. Routine. Alte Freunde. Da denkt man nicht nach. Scheiße. »Und warum hast du ihn mir nicht zurückgegeben?«
    »Vergessen.«
    »Okay. Dann kannst du das ja jetzt nachholen.«
    »Schon geschehen«, sagte Petra Reber und blickte ihm so offensiv ins Gesicht, dass er sich vorkam, als läge er immer noch nackt vor ihr im Bett. »Er liegt in deinem Briefkasten.«
    Einen Moment lang sahen sie sich unverwandt an. Dann machte Petra Reber eine Geste, als wolle sie alles beiseitewischen, und erklärte: »Was zwischen dir und Natascha war, geht mich nichts an. Du weißt, dass ich nie sehr viel von dir gehalten habe …«
    Er wollte etwas sagen, doch sie fuhr einfach fort: »Jetzt geht es um etwas Wichtigeres. Hör mir zu.« Sie beugte sich zu ihm hin, und erst als es zu spät war, merkte er, dass er es ihr gleichtat. Nur zwei Handbreit trennten sie, als sie sagte: »Du warst nie ein Heiliger, Henrik. Aber dieses Mal bist du einfach reingelegt worden. Man hat dich durchblickt und deine verdammte Schwäche genutzt. Und wenn du nicht sehr gut achtgibst, mein Lieber, dann wird das noch böse enden. Deinetwegen wäre mir das egal. Aber um Nataschas willen muss ich das verhindern.«
    »Hat sie dich geschickt?«
    »Nein. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Und ich kann auch nicht verhindern, dass du diese Geschichte womöglich nutzt, um doch wieder mit ihr zusammenzukommen – obwohl sie am besten beraten wäre, dir endgültig den Laufpass zu geben. Aber das ist immer noch die bessere Lösung, als wenn sie in dieser Schlangengrube allein ist.«
    »Petra, ehrlich, ich habe nicht die leiseste Ahnung, worauf du hinauswillst.«
    »Das habe ich befürchtet.«

Königstein/Taunus, Le-Cannet-Rocheville-Straße, 31.10.1989, 8:41:05 Uhr.
    Unter Schmerzen wendet sich der Chauffeur Martin Eck nach seinem Arbeitgeber um. Dr. Albert Ritter liegt auf dem Rücksitz des Mercedes und atmet schwer. »Herr Dr. Ritter? Wie geht es Ihnen?« Ecks Schädel schmerzt, er spürt Blut an seiner Schläfe herabrinnen. Ritter scheint nicht ansprechbar. Eck öffnet die Fahrertür und bemerkt erst beim Aufstützen auf das Lenkrad, dass sein rechter Arm verletzt ist. Er kann ihn kaum bewegen. Mühsam greift er mit der Linken zum Funkgerät und versucht, Kontakt zur Zentrale herzustellen, doch das Funkgerät scheint nicht mehr zu funktionieren. Er beugt sich aus dem Wagen, winkt mit dem unverletzten

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