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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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begleiten sollte. Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Letzteres natürlich nur, soweit nicht mit kritischen Medienauftritten zu rechnen war. Natascha Eusterbeck gehörte nicht zum Stab.
    »Machen Sie das bis morgen fertig, ich möchte ein wenig Zeit zur Vorbereitung haben. Morgen halb acht, Kleine Lage.« Die Kanzlerin nickte in die Runde und verließ den Raum so schnell, dass niemand noch ein Wort an sie richten konnte. Natascha beeilte sich, ihr zu folgen, und blieb im Vorzimmer der Kanzlerin stehen, während diese in ihrem Büro verschwand und augenblicklich zum Telefon griff. Eine der Kanzlersekretärinnen schloss die Tür und lächelte Natascha unverbindlich zu. »Ich … Sie hat mich gebeten, noch in ihr Büro zu kommen«, erklärte Natascha.
    Die Sekretärin nickte. »Nehmen Sie doch Platz. Sie hat bestimmt gleich für Sie Zeit.«
    Natascha setzte sich und nahm ihre Unterlagen hervor, um noch einmal zu studieren, was sie bisher alles an Erkenntnissen gewonnen hatte. Sehr viel war es nicht. Sie nahm an, dass die Kanzlerin über die Beziehungen, von denen sie bisher erfahren hatte, ohnehin längst Bescheid wusste. Trotzdem, es war gut, endlich Gelegenheit zu haben, ihr Wissen abzugleichen und ihrer Chefin einen Zwischenbericht zu erstatten.
    Es dauerte fast eine drei viertel Stunde, bis die Kanzlerin ihre Mitarbeiterin bat, Natascha Eusterbeck hereinzuschicken. »Können Sie mir schon etwas über Ihre ersten Eindrücke berichten?«, kam sie ohne Umschweife zur Sache. Natascha holte tief Luft und versuchte, ihre Gedanken auf den Punkt zu bringen: »Die Situation ist ziemlich unübersichtlich, aber das war ja klar. Viele Interessengruppen, viele alte Beziehungen. Interessant ist, dass hinter diesen alten Beziehungen nicht automatisch Seilschaften oder so etwas stecken. Manchmal habe ich eher den Eindruck, es sei das Gegenteil davon …«
    Die Kanzlerin lächelte versonnen und nickte wissend, während sie Papiere durchblätterte. Sie deutete auf einen Sitz auf der anderen Seite des Konferenztischs. Natascha setzte sich. Räusperte sich und fuhr fort: »Eine Zelle von Beziehungen ist auf jeden Fall Kollege Frey. Er ist lange im Geschäft und hat sich ein großes Netzwerk von loyalen Leuten aufgebaut, die nicht nur hier im Haus sitzen, sondern überall in der Politik, sogar beim politischen Gegner und vermutlich auch im Ausland.«
    »Oh ja«, sagte die Kanzlerin und sah auf. »Besonders dort. Frey ist eine Spinne.«
    Natascha nickte. »Dann natürlich das Bundespresseamt. Aber dort gehört es zum Geschäft.«
    »Es gehört überall zum Geschäft, meine Liebe.« Sie griff zu ihrem Handy und tippte etwas, legte es wieder weg. Natascha wartete und nahm den Faden wieder auf, als die Kanzlerin sich ihr erneut zuwandte. »Zwischen Ihrer Pressestelle und dem Bundespresseamt herrscht offensichtlich eine nicht näher spezifizierbare Abneigung, vielleicht ist es auch bloß was Persönliches zwischen David Berg und Britta Paulus. Mich hat es gewundert, weil ich denke, diese beiden Abteilungen sollten sich ergänzen und nicht behindern. Frau Paulus scheint mir allerdings eher isoliert. Kann sein, dass das ihrer Aufgabe geschuldet ist. Dennoch, mir ist etwas Interessantes aufgefallen: Es gehen zwei der täglichen großen Pressemappen, die mit Ihrer identisch sind, an Adressaten außer Haus.«
    Die Kanzlerin hob eine Augenbraue und blickte Natascha zum ersten Mal mit einer mühsam kaschierten Verblüffung an. »Außer Haus? Und an wen gehen diese Mappen?«
    »An den Bundesfinanzminister und an einen Empfänger, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn einordnen soll. Es handelt sich um einen Dr. Joseph Lafrage.«
    »Lafrage. Interessant.« Die Kanzlerin hatte ein perfektes Pokerface aufgesetzt. Selbst ihr Ton war von einer Neutralität, die die Schweiz vor Neid hätte erblassen lassen. Dann nickte sie wieder, legte die Hände zusammen und beugte sich leicht über den Schreibtisch. »Sie haben sich offenbar schon sehr intensiv mit Ihrer wichtigsten Aufgabe befasst. Das ist viel wert, und ich freue mich, dass die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann offensichtlich so gut klappt, obwohl er sehr im Hintergrund bleibt. Das ist auch gut so. Ich befürchte allerdings, dass Sie den offiziellen Teil Ihrer Tätigkeit etwas vernachlässigen. Sie sollten sich mehr profilieren. Alle wollen das. Wenn Sie es nicht tun, dann werden die anderen den Braten bald riechen, dass Sie sich nämlich nicht wichtigtun müssen, weil Sie wichtig

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