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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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sie unverbindlich und erklärte: »Das stimmt so.« Da sie offenbar nichts hinzuzufügen hatte, ging die Diskussion weiter. Lauschangriff. Fangschaltungen. Schleppnetzfahndung. Trojaner. Und vor allem die ewige Frage, wie all die längst beschlossenen Maßnahmen durch die Instanzen gebracht werden konnten und wie man sie am Ende dem Wahlvolk verkaufte. Sie hörte wieder mit halbem Ohr zu, doch dann drifteten ihre Gedanken erneut ab. Was, wenn er hier am Tisch saß? Konnte es sein, dass es einer von den anwesenden Kollegen war? Vielleicht einer, der sich nachher freundlich nach ihrer Meinung erkundigte, vertraulich über die Kanzlerin witzelte und dann in sein Büro ging, um ihr wieder eine perfide Mail zu schreiben?
    Verdammt, sie musste sich konzentrieren! Es durfte nicht vorkommen, dass jemand sie ansprach und sie nicht einmal wusste, was die Frage war. Noch schlimmer: jemandem zuzustimmen, ohne zu wissen, wobei. Sie sammelte sich, griff den Faden wieder auf. Die Kanzlerin nahm sich gerade die linke Seite des Tisches pauschal vor, das hieß, sie adressierte an den Koalitionspartner: »Ich möchte nicht, dass uns das wieder um die Ohren fliegt, wie Ihr Bundestrojaner, Herr Kollege. Das muss ab sofort besser gemanagt werden. Sprechen Sie sich bitte mit Herrn Berg und seinen Leuten ab, wie wir das nach außen vermitteln.« Es fiel Natascha auf, dass die Kanzlerin nie von »verkaufen« sprach, obwohl das der übliche Polit-Jargon war. Überhaupt benutzte sie zwar häufig Floskeln – und gerne die immergleichen, ob es nun ums »Brückenbauen« ging oder darum, »die Hand zu reichen«, ums »Analysieren« oder um das, was »die Menschen erwarten« –, doch die internen Losungen verwendete sie fast nie. Vermutlich hatte das damit zu tun, dass sie sich nicht gleichmachen wollte mit ihren Gesprächspartnern, indem sie einen kumpelhaften Ton anschlug. »Ich kann auch nicht erkennen, was uns der Einsatz dieser Technologie bisher gebracht hätte. Außer Ärger.« Da war es wieder, das gnadenlose Bekenntnis zur Effizienz.
    Der Innenminister kochte sichtlich vor Wut. Beherrschung war nicht sein Talent. Dabei polterte er nicht gleich los, sondern wurde patzig und unkontrolliert. Für den politischen Gegner ein Geschenk. Für die Regierung ein Fluch. Er warf der Kanzlerin einen empörten Blick zu. »Ich denke, dass sich unsere Sicherheitskräfte mit ihrer Bilanz nicht verstecken müssen«, raunzte er. »Denken Sie an die Münsterlandgruppe …«
    »Soweit ich weiß, sind dabei keine Computerwürmer eingesetzt worden. Das war eher ein Erfolg der Dorfpolizei. Und ja auch nicht in Ihrem Bundesland, Herr Kollege.« Die Kanzlerin sah demonstrativ auf die Uhr. Doch der Minister wollte sich das Wort nicht abschneiden lassen. »Erstens bin ich als Innenminister für die ganze Bundesrepublik und damit auch für das Münsterland zuständig. Und zweitens ist das ein Beispiel dafür, wie effizient die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden wirkt. Dazu gehört auch, dass die Ausstattung stimmt. Der Einsatz von Trojanern …«
    »Ich denke, das haben wir jetzt alle verstanden, Herr Kollege. Wie gesagt, mir ist wichtig, dass wir da mit einer Stimme sprechen. Stimmen Sie die Sprachregelung mit Herrn Berg und seinen Leuten ab. Nächster Punkt.« Sie neigte sich kaum merklich zu ihrem Referenten Bauer, der ihr, unhörbar für die anderen, die Agenda zuflüsterte. »Finanzen. Wieder einmal. Der Kollege Rau ist leider nicht da, den hätte ich gerne dabeigehabt. Können wir das auf morgen verschieben? Wir haben einiges an anderen Themen nachzuholen nach dem enormen Zeitaufwand, den uns die Amerikaner und ihre Eurokrise gekostet haben.« Sie sah quer über den Tisch, wo der Stab des Bundesfinanzministers saß. Der anwesende Referent des Finanzministeriums räusperte sich. »Tut mir leid, Frau Bundeskanzlerin, der Minister ist morgen in Brüssel. Am Abend vielleicht …«
    »Gut. Kümmern Sie sich um die Terminkoordination. Wir können das auch in der kleinen Runde besprechen. Der Herr Innenminister und Herr Dr. Frey sollten dabei sein. Frau Eusterbeck, Sie hätte ich nachher gerne noch in meinem Büro gesprochen.« Sie wandte sich an den Verwaltungschef: »Herr Traub, haben Sie die Liste der Vorschläge für den Reisestab China schon fertig?«
    »Fast, Frau Bundeskanzlerin«, sagte der blasse Mann, der unter anderem den Tross der Begleiter zusammenstellte, der die Kanzlerin bei dem anstehenden Staatsbesuch in der Volksrepublik China

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