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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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auf einsamer Landstraße denken und an den falschen Alarm in der Charité. »Das glaube ich eigentlich nicht, mein Guter«, sagte sie schließlich. Nein, wenn stimmte, was David Berg behauptete, dass nämlich alle Wände hier Ohren hatten, dann konnte sie es ihm hier schlicht nicht erzählen. Sie nickte zum Bildschirm hin, auf dem immer noch Freys E-Mail mit der Adresse aufgerufen war. »Ich werde in den nächsten Tagen mal hinfahren und sehen, was da los ist.«
    Henrik legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Lass mich das erledigen. Du musst mich nur noch ein wenig briefen. Dann fahre ich hin und berichte dir – und du gehst hier deiner Arbeit nach, okay?«
    Natascha zögerte kurz, dann nickte sie. »Danke«, flüsterte sie. »Du bist wirklich der Beste.«
    »Dann mache ich mich mal vom Acker hier.« Er zwinkerte ihr zu und wollte schon nach draußen verschwinden, doch Natascha hielt ihn noch zurück. »Henrik?«
    »Ja?«
    »Kannst du mir mal eine Liste deiner bisherigen Erkenntnisse und Überlegungen machen? Ich soll am Mittwoch einen Zwischenbericht geben.«
    »Kannst du haben. Und übrigens: Unter dem Stichwort ›Weihnachtsfeier‹ habe ich dir ein paar Namen abgelegt. Es ist ein Ranking der häufigsten Intranet-Mailwechsel zwischen unterschiedlichen Abteilungen. Vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen. Die Datei ist passwortgeschützt.«
    »Und das Passwort?«
    »Du kennst ja unser kleines Geheimnis«, sagte er, grinste zweideutig und verschwand, ehe sie noch nachfragen konnte. Sie atmete auf. Vielleicht brachte die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt sogar positive Effekte für ihre Beziehung mit sich.
    *
    Natascha Lippold und Henrik Eusterbeck hatten sich auf der Weihnachtsfeier eines Mobilfunkunternehmens kennengelernt, das mittlerweile längst vom Markt verschwunden war. Henrik war als IT -Berater für die Firma tätig gewesen, sie selbst hatte nur aus politischem Kalkül vorbeigeschaut – Firmenfeste waren ihr ein Graus. Vor allem wenn sie in zweitklassigen Tagungshotels stattfanden. Doch dann war dieser dynamische Jungunternehmer an ihren Tisch gekommen und hatte sie mit seinen blitzgescheiten Augen auf der Stelle erobert. Natürlich, er produzierte sich, wie sich die meisten Männer jungen Frauen gegenüber produzieren. Eigentlich war er sogar fast ein wenig peinlich gewesen. Aber das bot einen gewissen Ausgleich zu seinen herrlich respektlosen Analysen der anderen Anwesenden – es war eben seine Schwäche. Und Natascha hatte eine Schwäche für Männer mit lässlichen Schwächen. Und für dunkle Augen. Nach dem dritten oder vierten Glühwein waren sie nach draußen gegangen, zuerst ins Foyer, das den Charme von Teppichfliesen und Zierkordeln versprühte. Dann auf eines der Zimmer, das Henrik kurzerhand an der Rezeption gemietet hatte. Natascha konnte noch heute die Blicke der Concierge in ihrem Rücken spüren, die ihm den Schlüssel über die Theke gereicht und ihnen beiden »einen schönen Aufenthalt« gewünscht hatte. Ohne Gepäck. Für eine Stunde oder zwei oder eine Nacht. Gott, war ihr das peinlich gewesen! Sogar oben, auf dem Zimmer, als sie längst unter Henrik lag, musste sie an die Frau in der dunkelblauen Hausuniform denken.
    »Rote Dessous«, hatte Henrik mit breitem Grinsen festgestellt.
    »Passend zu Weihnachten«, hatte Natascha erklärt.
    »Darf ich?« Und dann hatte er ihr den Slip mit den Zähnen von den Hüften gezerrt. Was immer es war: Natascha war sich noch nie so schön vorgekommen wie in dieser Nacht. Vielleicht hatte es am Glühwein gelegen. Aber wahrscheinlicher waren es Henriks erkennbar ehrlich bewundernde Blicke gewesen. Er hatte sich mit seinen dunklen Augen geradezu an ihr festgesaugt. Und sie hatte es genossen. Gott, hatte sie es genossen! An ihr erstes Mal konnte sich Natascha bei weitem nicht so gut erinnern wie an ihr erstes Mal mit Henrik. Es hatte einfach auf Anhieb so was von gut geklappt, dass sie ihn am liebsten in die Handtasche gepackt und mitgenommen hätte. Das hatte sie ihm auch gesagt und ihn fortan »meinen Handtaschenräuber« genannt. Der »Handtaschenräuber« war für sie beide zum geflügelten Wort und zum geheimen Code für spontanen Sex geworden: »Lust, mal wieder den Handtaschenräuber von der Leine zu lassen?« Unsinnig, albern, aber so waren diese intimen Chiffren Verliebter nun einmal.
    »Handtaschenräuber« gab Natascha Eusterbeck also ein und wartete, dass sich das Fenster öffnete. Henriks Liste war ganz anders, als sie erwartet

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