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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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Stücken in das Restaurant gekommen? Hatte sie dem Dinner nur zugestimmt, weil ihr inzwischen klar war, dass er die einzige Rettung für ihren Vater und dessen Vermögen darstellte?
    Missmutig zog er die Augenbrauen zusammen. Wenn das der Fall war, gab es definitiv keine Zukunft für sie beide! Niemals!
    Es machte ihn fertig, dass er Flavia Lassiter immer noch nicht einschätzen konnte. Der Minderwertigkeitskomplex wegen seiner Herkunft würde Leon sein Leben lang zusetzen, und er konnte sich unmöglich auf eine Frau mit Standesdünkel einlassen.
    Ratlos sah er dabei zu, wie sie mit ihrem Buttermesser spielte. Ihre Bewegungen waren unsicher, abgehackt, und er wusste einfach nicht, was sich in ihrem Kopf abspielte.
    Der erste Gang wurde serviert, und Leon stellte erfreut fest, dass Flavia den Kellner dankend anstrahlte. Ein gutes Zeichen, wie er fand. Obwohl es andererseits für Frauen wie sie nicht ungewöhnlich war, freundlich zu denjenigen zu sein, die sie bedienten.
    „Wie gefällt dir das Restaurant?“, fragte Leon, um erneut das Gespräch zu eröffnen. Hoffentlich hatte er jetzt mehr Glück!
    Sie blickte sich um. „Es ist schön.“ Ein besseres Wort fiel ihr auf die Schnelle nicht ein.
    „Ich dachte, es gefällt dir bestimmt besser als diese ultramodernen, überfüllten In-Places.“
    Zögernd spießte sie ein paar Spargelspitzen auf ihre Gabel. „Oh, ja. Danke. Das stimmt.“ Das klang nicht einmal für ihre eigenen Ohren akzeptabel, daher hob sie den Kopf und sah sich etwas gründlicher um. „Die Einrichtung ist toll. Achtzehntes Jahrhundert.“
    „Kennst du dich mit historischen Gebäuden aus?“
    Ohne zu überlegen, antwortete sie ihm. „Ja, ich lebe schließlich selbst in einem.“
    Leon stutzte. „Aber dein Vater hat mir gar nicht gesagt, dass …“
    „Nein, das hat er bestimmt nicht“, bestätigte sie kühl.
    Jetzt wurde er richtig neugierig. „Hast du eine eigene Wohnung in London?“
    „Nein.“ Flavia hatte nicht vor, ihm von Harford zu erzählen. „Ich lebe auf dem Land, mir liegt die Großstadt eigentlich nicht“, beendete sie das Thema schnell. „Wie lässt sich eigentlich der britische Stil des achtzehnten Jahrhunderts mit seinem südamerikanischen Äquivalent vergleichen? Ich bin nie dort gewesen, aber der alte Kolonialstil gefällt mir gut, sowohl in städtischen Gebäuden als auch in ländlicheren Gegenden.“
    Ihr Interesse überraschte ihn. „Sehe ich genauso“, erwiderte er und musste sich räuspern. „Allerdings konnte ich diese architektonische Kunst in Reinkultur auch erst erleben, als ich nach einer Ewigkeit in mein Heimatland zurückgekehrt bin und dort in einem restaurierten Luxushotel gewohnt habe. Bis zu dem Zeitpunkt kannte ich nur die Unterkünfte aus dem schäbigen Ort meiner Kindheit.“
    „Was für ein schäbiger Ort?“
    „Ich bin sozusagen in den Slums aufgewachsen“, gab er offen zu. „Mit fünfzehn kam ich dann in dieses Land ohne einen einzigen Penny in der Tasche.“
    Sie legte ihre Gabel hin. „Das wusste ich gar nicht.“
    Misstrauisch betrachtete er ihre verwunderte Miene. Waren ihr keine Einzelheiten über seine Biografie zu Ohren gekommen? Sie klang aufrichtig überrascht und kein bisschen abgestoßen.
    „Wie hast du es bis hierher geschafft?“, wollte sie wissen.
    Wild entschlossen, Flavias Persönlichkeit auf Herz und Nieren zu prüfen, begann Leon mit seiner Erklärung. „Ich kam mit meinem Onkel her. Er hatte sein Leben lang gespart, um mir nach dem Tod meiner Mutter eine bessere Perspektive zu ermöglichen, als ich sie zu Hause gehabt hätte.“
    „Und dann hast du dich von ganz unten hochgearbeitet?“
    Vermutlich glaubte sie, er würde es mit der Geschichte von seiner grenzenlosen Armut übertreiben. Jedenfalls wirkte sie, als könne sie das alles kaum fassen.
    „Ich habe hart gearbeitet“, bestätigte er. „Für jemanden aus der Dritten Welt steckt Europa voller unglaublicher Möglichkeiten, etwas aus sich zu machen. Also habe ich nonstop gearbeitet und so gut es ging dabei gespart. Leider wurde mein Onkel drei Jahre später sehr krank und starb, ab da war ich allein. Aber ich hatte schon einen Weg eingeschlagen, den ich weitergehen konnte. In einer Abendschule habe ich Finanzwesen studiert und absolut jeden Job angenommen, um Geld heranzuschaffen.“
    Er nahm einen Schluck Wein und berichtete angeregt weiter. Die Erinnerungen an früher kamen ganz von selbst. „Meine Ersparnisse habe ich dann in Leute investiert, die genauso

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