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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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durchquerte ein eisernes Tor und eine Auffahrt, die von blühenden Rhododendren gesäumt war. Die Abendsonne brachte Blüten und Blätter zum Leuchten. Die herrliche Natur übte einen beruhigenden Effekt auf Flavias flatternde Nerven aus.
    „Besser als London?“, fragte Leon.
    „Viel besser“, erwiderte sie mit warmer Stimme.
    Dann erschien vor ihnen das historische Landhotel Mereden , gebadet in spätem Sonnenlicht und eingebettet in penibel gepflegte Gartenflächen.
    Sie hatte tatsächlich einiges von diesem Hotel gehört: Früher einmal als exklusives Wohnhaus genutzt, war es inzwischen zu einem außergewöhnlichen Privathotel umgebaut worden. Ein uniformierter Portier kam auf den Wagen zu und hielt ihnen die Tür auf.
    Man führte sie durch die hohe Eingangshalle hinaus auf die großzügige Terrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick über die Themse hatte. Die anwesenden Gäste nippten an ihrem Aperitif und bewunderten den Sonnenuntergang über dem Wasser. Es war ein atemberaubendes Panorama.
    „War es die lange Fahrt wert?“, erkundigte sich Leon, obwohl er die Antwort darauf kannte.
    Mit Schwung drehte sie sich zu ihm um. „Auf jeden Fall!“
    Ihr Enthusiasmus überraschte ihn etwas. „Freut mich, wenn es dir hier gefällt.“
    „Wem könnte das nicht gefallen?“, seufzte sie und beugte sich wieder über die Balustrade, um den Ausblick zu genießen.
    Trotz der denkbar ungünstigen Umstände spürte sie, wie sich ein großer Teil ihrer inneren Anspannung löste. Es war so schön, London den Rücken zu kehren und einen traumhaften Ort wie diesen zu besuchen. Keine zugebauten Straßenzüge, keine Luftverschmutzung, kein Lärm – dafür nur warme, milde Luft über den weiten Wiesen, Vogelgezwitscher und das leise Gemurmel der anderen Gäste.
    „Madam?“ Ein Kellner bot ihr Champagner an.
    „Vielen Dank.“ Lächelnd nahm sie das Glas entgegen.
    Selbstzufrieden beobachtete Leon die Szene. Er hatte mit diesem Ausflugsziel definitiv einen Treffer gelandet, was ihn mit Stolz und Erleichterung erfüllte. Allerdings wollte er den Tag nicht vor dem Abend loben!
    „Auf einen erholsamen Abend“, sagte er und hob sein Glas.
    Nach kurzem Zögern stieß Flavia mit ihm an. „Ich kann gar nicht verstehen, wie man in einer Großstadt leben kann“, überlegte sie laut und sah sich um.
    Leon stellte sich neben sie an die Balustrade, achtete jedoch darauf, ihr nicht zu nahezutreten. „Manche haben keine andere Wahl“, kommentierte er ruhig. Auf keinen Fall sollte sie merken, wie sehr er sich über ihre aufrichtigen Worte freute.
    „Ja, diese Menschen können einem leidtun. Aber andere lieben die Stadt, mein Vater und Anita zum Beispiel.“
    „Ich habe London gehasst, als ich zum ersten Mal dort ankam“, gestand Leon. „Es war bitterkalt und hat die ganze Zeit über nur geregnet.“
    „Das geht vielen von außerhalb so, auch vielen Briten. Deshalb fahren alle so gern in die Sonne. In einer Großstadt fühlt sich schlechtes Wetter besonders schlimm an.“
    „Da stimme ich dir zu“, murmelte er trocken. „Wo wohnst du denn genau?“
    Augenblicklich versteifte sie sich, und er hätte sich auf die Zunge beißen können. Bisher war alles so gut gelaufen …
    „Westlich der Stadt“, gab sie zurück und lenkte gleich vom Thema ab. „Ist das da vorn ein Fischreiher?“
    Glücklicherweise akzeptierte er ihre Taktik, obwohl er ein wenig misstrauisch wirkte.
    „Kann ich nicht sagen“, meinte er nachdenklich. „In Heimatkunde bin ich eine Niete.“
    „Ich bin mir fast sicher, es ist ein Reiher.“
    „Und die kleineren Vögel da unten am Fluss?“ Leon war entschlossen, das Gespräch in Gang zu halten – egal, worüber sie reden wollte.
    „Wahrscheinlich Schwalben und Mauersegler, die nach Wasserinsekten jagen.“ Der Moment war perfekt. Flavia genoss den kühlen Champagner auf der Zunge, die laue Abendbrise auf ihrer Haut und die Nähe des aufregenden, einfühlsamen Mannes an ihrer Seite. Aber durfte sie das alles überhaupt genießen?
    „Ich habe solche Vögel vor meiner Villa auf Santera gesehen“, sagte Leon neben ihr. „Sie hüpfen abends um den Swimmingpool herum.“
    „Santera?“
    „Eine der kleineren Baleareninseln.“
    „Nie davon gehört.“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Kaum jemand hat das. Die meisten Miniinseln wurden zu Naturschutzgebieten erklärt, aber auf einigen befinden sich Privatvillen und Resorts. Wie auf Santera.“
    Soweit es ging, vermied Flavia es, Leon anzusehen. So

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