Kalte Schulter, Heißes Herz
auf der Welt sein! Sie wollte nur mit Leon zusammen sein – komme, was wolle.
Er beantwortete ihre Fragen, und sie hörte gebannt zu, während sie ihr Dinner genossen. Leon erzählte von seiner Arbeit, seinen Plänen und seiner Überzeugung, von den Früchten der eigenen Arbeit etwas abzugeben. Ihm lag daran, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um die Armut zumindest ein bisschen zu bekämpfen.
Und Flavia ließ ihren Sinnen und Gefühlen freien Lauf. Sie ließ sich mitreißen, sie lachte, und sie hatte vor, sich Leon voller Leidenschaft hinzugeben. Sie begehrte ihn, und nur darauf kam es im Augenblick an. Alles andere musste warten.
Die letzte Anspannung war verflogen, und Flavia hätte vor Übermut singen können!
8. KAPITEL
„Soll ich die Kerzen ausmachen? Dann kannst du die Sterne besser sehen.“
Flavia schüttelte den Kopf. „Nein. Die Beleuchtung im Garten würde sowieso verhindern, dass man sie gut sehen kann.“
Sie saßen in bequemen weißen Korbstühlen in der hinteren Ecke der Terrasse und tranken einen Cappuccino.
„Den schönsten Sternenhimmel, den ich jemals gesehen habe, gibt es auf Santera“, behauptete Leon. „Dort gibt es so gut wie keine ablenkende Beleuchtung in der Nähe. Es wirkt so, als würden leuchtende, goldene Scheiben auf einer Decke aus schwarzem Samt liegen. Eines Tages werde ich mir ein Teleskop kaufen. Obwohl ich dann wohl auch einen Astronomen engagieren muss, der mir erklärt, was ich da eigentlich genau vor mir habe.“
Sie lächelte. „Um den Job wird sich jeder Astronom reißen.“
Entspannt lockerte sie ihre Schultern und nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse. Seit sie ihre Gewissensbisse glücklich verdrängt hatte und Leons Gegenwart genoss, verspürte sie auch wieder ein stärkeres Prickeln, wenn sie ihn ansah. Ihr Körper reagierte wie üblich mit erhöhtem Pulsschlag, Atemnot und Hitze.
Die Phasen, in denen Flavia schweigend Leons Gesicht betrachtete und seinem Blick standhielt, wurden immer länger. Die Atmosphäre lud sich förmlich auf und knisterte vor erotischer Energie. Dieser Mann wartete auf sie, mit ihm würde sie in absehbarer Zeit schlafen, und diese Gewissheit war zutiefst erregend.
Es kam nur noch darauf an, wann sie selbst dazu bereit war.
Mittlerweile bin ich es, beschloss Flavia voller Überzeugung. Es ist einfach passiert. Ich kämpfe nicht länger gegen das an, was uns beide von der ersten Sekunde an miteinander verbunden hat. Dies hier ist etwas, das ich mir von ganzem Herzen wünsche. Und das lasse ich mir nicht wegnehmen – nicht durch die Intrigen meines Vaters und auch nicht durch die Angst um meine arme Großmutter, redete sie sich mutig zu. Das hier ist endlich mal für mich!
Ständig im Schatten ihres Vaters zu leben war für Flavia eine Tortur. Ein Damoklesschwert, das jeden Moment auf sie niederzusausen drohte, wenn sie sich seinen Anweisungen widersetzen sollte. Es hing wie eine dunkle Wolke über ihrem gesamten Dasein.
Aber dieses eine Mal kam ihr alter Herr mit seinen Machenschaften nicht durch. Zwar fügte sie sich seinem Willen, aber nur weil es auch ihr eigener ausdrücklicher Wille war. Und das hatte absolut nichts mit ihm und seinen berechnenden Ideen zu tun. Flavia wollte annehmen, was ihr das Schicksal auf einem Silbertablett servierte. Ohne Zweifel, mit Vorfreude und Genuss.
Sie sah tief in Leons Augen. Er wusste es. Er wusste, dass sie für ihn bereit war.
Eigentlich hatte sie erwartet, dass er triumphierend grinsen würde oder irgendwie anders seine Zufriedenheit zum Ausdruck brachte. Immerhin hatte er es darauf angelegt, sie zu verführen, und war nun erfolgreich mit seiner Strategie.
Aber er grinste nicht, und das berührte sie zutiefst. Es war nicht das Gesicht eines selbstzufriedenen Eroberers, das er ihr präsentierte. Sie las Begehren in seinem Blick, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Leon und sie flirteten stumm miteinander und waren sich völlig klar darüber, was jetzt folgen sollte. Es war ein Augenblick der Einigkeit, den sie teilten.
Leon stand auf und hielt Flavia seine Hand hin. Schweigend legte sie ihre in seine und ließ sich von ihm hochziehen. Dann gingen sie mit ineinander verschränkten Fingern die paar Stufen zum Garten hinunter auf eine tiefer liegende Terrasse, die nicht beleuchtet war.
Es fühlte sich ganz natürlich an, so vertraut zu sein. Leon drehte sich zu ihr um und nahm auch ihre zweite Hand. Dann streichelte er sie mit den Daumen.
„Meine Flavia“, sagte er
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