Kalte Schulter, Heißes Herz
nur und sah sie an.
Das war alles. Und mehr wollte sie auch nicht hören. Weitere Worte waren überflüssig. Die Wärme seiner kräftigen Hände flößte ihr Zuversicht ein, und auch die letzten Zweifel waren verflogen.
Warum ausgerechnet dieser Mann? Sie wusste es nicht, und es spielte auch keine Rolle. Der Augenblick zählte, sonst nichts. Und die Gründe, die Flavia hergeführt hatten, waren irrelevant.
„Leon …“ Sie seufzte seinen Namen eher, als dass sie ihn aussprach. In diesem Seufzer verbarg sich alles, was sie ihm geben wollte … alles, was er sich von ihr wünschte.
Als wäre er etwas ungeheuer Kostbares, bedeckte Leon ihren vollen Mund mit kleinen, sehnsüchtigen Küssen. Hauchzart und behutsam.
Er hielt sich absolut unter Kontrolle. Der erste Kuss hatte ihn gelehrt, seinen Impulsen nicht nachzugeben, sondern sich auf Flavias Tempo einzulassen. Diese Sekunden mit ihr waren so zerbrechlich wie dünnes Glas, und er wollte sorgsam mit ihnen umgehen, damit sie ihm nicht entglitten. Dieses Mal durfte er nichts verkehrt machen, sonst war es ein für alle Mal aus. Jetzt konnte er Flavia für sich gewinnen – jetzt oder nie.
Eine weitere Chance würde es nicht geben, falls er noch einmal versagte und die Dinge überstürzte.
Außerdem war es ihm sehr recht, diesen zauberhaften Kuss zu verlängern. Schließlich war alles perfekt. Sie standen in einer lauen Sommernacht unter dem strahlenden Sternenzelt, und es war, als hätten sie die ganze Welt für sich allein.
Fast schüchtern drang er mit der Zungenspitze zwischen ihre Lippen, zog sich wieder zurück und lockte Flavia, bis sie seine Zärtlichkeiten erwiderte. Mit beiden Händen umfasste er ihren Kopf, streichelte ihre weichen Haare und spürte, wie sie sich gegen ihn lehnte.
Ganz sachte zog er sich von ihr zurück und ließ seine Hände sinken.
Flavia starrte ihn verwirrt an.
„Ich habe schon einmal alles falsch gemacht“, begann er leise. „Weil ich zu vorschnell war, habe ich dich bedrängt.“ Zitternd atmete er aus. „Das soll kein zweites Mal passieren. Heute …“ Leon zögerte und suchte nach den passenden Worten, um nicht wieder einen Fauxpas zu begehen. „Heute möchte ich verhindern, dass du mir wieder davonläufst. Deswegen werde ich dir eine wichtige Frage stellen: Willst du zurück nach London ins Apartment deines Vaters? Falls ja, werde ich dich bis vor die Tür bringen und keinen Schritt weiter. Versprochen! Aber falls du hier in diesem Hotel bleiben möchtest, in einem eigenen Zimmer, können wir auch das machen. Du kannst es dir wirklich aussuchen, Flavia.“
Einfach war es nicht gewesen, ihr dieses Angebot zu unterbreiten. Schließlich sollte es nicht unmoralisch klingen. Er musste ihr Rückzugsraum anbieten, wenn er ihre Schale knacken wollte. Ginge es nach ihm, würde er sie über seine Schulter werfen und mit ihr die Treppe hinaufeilen, um Flavia endlich ganz für sich zu haben.
Diese Nacht aber durfte sie allein bestimmen, was geschehen sollte. Sie ganz allein. Frei und unbeeinflusst von ihm oder den Umständen.
Abwartend sah er sie an. Flavia schwankte leicht, ehe sie ihre Balance fand, nachdem er sie losgelassen hatte. Leon selbst stand steinern da, ohne sich zu rühren. Auch wenn es ihn wahnsinnige Anstrengung kostete, sich zurückzuhalten!
Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich, und sie hob eine Hand. Dann spürte er ihre Fingerspitzen ganz sachte über sein Kinn streichen. Er hatte sich für dieses Date extra sorgfältig rasiert. Doch inzwischen war es fast Mitternacht, und seine Haut fühlte sich schon etwas rau an. Ihre Berührung war sanft wie Seide, und Leon konnte nicht verhindern, dass sich sämtliche Muskeln in seinem Körper verkrampften. Er hielt das Warten kaum noch aus …
„Ich weiß nicht, warum es so ist“, flüsterte Flavia und klang dabei, als würde sie ein Selbstgespräch führen. Verwundert und unschlüssig. „Ich habe wirklich keine Ahnung wieso … Ich weiß lediglich, dass es ist, wie es ist.“
Inzwischen streichelte sie vorsichtig seine feste Unterlippe, und Leon biss die Zähne aufeinander. Sein Instinkt drohte, die Oberhand zu gewinnen. Er wollte Flavia packen und ihr zeigen, wie unwiderstehlich er sie fand.
„Ich weiß ganz sicher, dass ich nicht zurückwill. Ich möchte hierbleiben – mit dir.“
Er nahm ihre Hand von seinem Gesicht und schlang den anderen Arm um ihre Taille. „Bist du dir wirklich sicher? Ohne jeden Zweifel?“
Leon hörte selbst, wie eifrig er
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