Kalte Schulter, Heißes Herz
nicht hier?“
„Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, Mr Maranz“, entschuldigte sich die Sekretärin des Alten am anderen Ende der Leitung. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass er heute Morgen nach Fernost abgereist ist. Es war ausgesprochen kurzfristig“, setzte sie hinzu und bemühte sich, dabei beruhigend zu klingen.
Frustriert knirschte Leon mit den Zähnen. Wieso setzte Lassiter Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn nach London zurückzuholen und die Vertragskonditionen sofort festzulegen, wenn er gleichzeitig nach Asien verschwinden wollte?
„Wohin nach Fernost?“, wollte er wissen.
„Mr Lassiter sagte mir, seine Route ist nicht festgelegt“, antwortete die Sekretärin ausweichend.
Mit einem finsteren Ausdruck auf dem Gesicht warf Leon das Telefon zurück auf seinen Schreibtisch. Dieser alte Bock heckte doch was aus! Hatte er einen anderen Geldgeber ausfindig machen können? Der ihm eventuell weitaus bessere Konditionen bot?
Wie dem auch war, Leon wollte Lassiter keinen Millimeter entgegenkommen, egal, was der andere Mann für Anstrengungen unternahm. Am meisten ärgerte Leon, dass er sich von Flavia hatte losreißen müssen. Das war ihm extrem schwergefallen.
Flavia …
Ihr Name spukte durch seinen Kopf und weckte seine Sinne. Er wollte Flavia riechen, schmecken, berühren, bewundern … Die Emotionen führten ein Eigenleben in seinem Herzen und ließen den Ärger über Lassiter einfach verschwinden. Leon wollte sich auf Flavia konzentrieren, er wollte nur noch an sie denken.
Sobald er ihren Namen laut aussprach, erfüllten ihn Wärme und Vorfreude. Sie besaß alles, wovon er ein Leben lang geträumt hatte – und noch viel mehr. Vom ersten Moment an hatte er sie begehrt, aber inzwischen … Oh, sie erfüllte so viel mehr als nur seine körperlichen Sehnsüchte.
Ihr haftete eine umwerfende Aufrichtigkeit an, eine Authentizität, die absolut liebenswert war. Und Flavia war leidenschaftlich, so wild und ungezügelt wie eine lodernde Flamme. Obwohl er sie anfangs für eine Eisprinzessin gehalten hatte, konnte sie in Wahrheit viel heißer werden als jede Frau, die ihm bisher begegnet war. Ein Witz, dass er sie zuerst für ein verwöhntes Berufstöchterchen gehalten hatte.
Leon konnte ihr vertrauen, und er war sehr, sehr glücklich mir ihr. Unendlich glücklich.
Glück, das war ein schlichtes Wort mit wahnsinnig viel Bedeutung dahinter. Die vergangene Woche mit Flavia war unvergesslich gewesen. Sein ganzes Leben hatte durch Flavia eine frische Farbe erhalten und erstrahlte in neuem Glanz. Leon hatte etwas gefunden, das ihm bisher unbekannt gewesen war …
Er hatte jemanden gefunden, der ganz besonders war. Jemanden, mit dem er glücklich werden könnte. Glücklich für immer und ewig? Traute er sich, diese Frage überhaupt zu stellen? Sie zu beantworten?
Regungslos starrte er vor sich hin, starrte aus seinem Bürofenster hinaus auf die Skyline von London. Es hatte viele Jahre harter Arbeit gekostet, um sich diese Position zu erschaffen.
Aber jetzt sah er nur noch Flavia. Wie sie ihn anlächelte, wie sie sich an ihn schmiegte, wie sie ihre Arme nach ihm ausstreckte.
Mit einem Satz war er auf den Beinen. Was sollte er noch länger hier in der Stadt seine Zeit verschwenden? In Palma wartete seine Traumfrau auf ihn, und nur darum ging es. Er wollte ohne weitere Verzögerung nach Mallorca fliegen – zu ihr.
Für alle anderen offenen Fragen war später noch genug Zeit. Sie würden gemeinsam die Antworten darauf finden. Damit hatten sie keine Eile, niemand drängte sie. Flavia und er würden sich die Zeit nehmen, die es brauchte, um herauszufinden, ob man auf Dauer miteinander auskam. Sie würden alles voneinander erfahren – vor allen Dingen, wie viel Glück sie gemeinsam erleben konnten, wenn sie ihrer Beziehung eine Chance gaben.
Gut gelaunt, weil er Flavia bald wieder in die Arme schließen konnte, verabschiedete Leon sich bei seiner Sekretärin und verließ das Büro. Im Lift zückte er sein Handy, um Flavia zu erzählen, dass er früher als erwartet zurückkommen konnte. Ungeduldig zählte er die Freizeichen, doch Flavia nahm nicht ab. Stattdessen meldete sich ihre Mailbox.
Wenig später versuchte er es noch zweimal, wieder ohne Erfolg. Stirnrunzelnd sprach er einen Text auf die Mailbox und schickte dieselbe Nachricht noch einmal als SMS.
Auf dem Weg zum Flughafen ließ er sich mit dem Hotel in Palma verbinden. „Stellen Sie mich bitte in das Zimmer von Señorita Lassiter durch“,
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