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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Pralinen auf der Veranda.
    Auf dem Rückweg zum Van warf sie einen letzten Blick aufs Haus und hatte den Eindruck, oben im zweiten Fenster von rechts habe sich der Vorhang bewegt.
    Reglos und ohne zu atmen starrte Marybeth auf das Fenster. Trotz des warmen Herbstnachmittags fröstelte es sie.
Doch der Vorhang rührte sich kein zweites Mal. Hatte sie sich die Bewegung nur eingebildet?
    Oder was, wenn Cam schon mit Marie gesprochen und ihr von Joes Verdächtigung erzählt hatte? Vielleicht wollte Marie nichts mehr mit ihr zu tun haben?

Zweiunddreißigstes Kapitel
    Die Jagd- und Fischereibehörde von Wyoming hatte von den Ranchern Land gepachtet und erlaubte es Jägern, dort auf die Pirsch zu gehen. Im Frühling des Vorjahrs hatte Joe die meisten dieser Verträge in seinem Bezirk ausgehandelt und war nun dafür zuständig, dass die Gebiete stets deutlich ausgewiesen waren. Leider waren im grimmigen letzten Winter viele Schilder von den Pfählen gerissen worden. Wenn er sie auf seiner Patrouille fand, reparierte Joe sie mit Draht, den er von einer Rolle auf seiner Ladefläche zog.
    Als er gerade wieder ein Schild verdrahtete, klingelte sein Handy im Pick-up. Er beugte sich ins Führerhaus und nahm das Gerät aus der Halterung.
    Es war nicht Hersig, Ike oder Sheriff Harvey. Es war FBI-Agent Tony Portenson.
    »Ich hab’s bei Ihnen im Büro versucht, aber Sie waren nicht da«, begrüßte er ihn. Er klang abgespannt und unwillig. »Ich würde das Gespräch lieber im Festnetz führen. Das wäre sicherer.«
    »Ihr FBI-Leute seid ein bisschen paranoid, oder?«, fragte Joe.
    »Hören Sie«, erwiderte Portenson, »vielleicht sind wir auf etwas gestoßen.«
    »Schießen Sie los. Und danke für Ihr Engagement.«
    »Nur nicht solche Sprüche. Ich will das bloß hinter mich bringen, um nach Hause zu fahren. Und vielleicht versetzt zu werden. Hoffentlich.«
    »Also?« Joe war ungeduldig.
    »Der Sheriff von Park County hat mich gebeten, bei der Suche nach dem Anrufer zu helfen, der den Toten in seinem
Bezirk gemeldet hat. Das hätte einfach sein sollen, war es aber nicht. Zum Glück sind wir Experten.«
    Joe hörte zu und sah dabei einen Quellwolkenschatten langsam über den salbeibewachsenen Hügel vor sich gleiten.
    »Ich musste ein paar hohe Tiere in Washington verständigen, um Druck auf die Army in Fort Bragg zu machen und ihre Blockade zu brechen. Die Leute dort unten wollten einfach nicht reden. Aber wir haben einige interessante Dinge herausgefunden. Moment mal …«
    Im Hintergrund hörte man das Rascheln von Papier.
    »L. Robert Eckhardt war Sanitäter in der Army, frühen Beurteilungen zufolge ein richtig guter Mann. Er wurde in vorderster Front eingesetzt, in Bosnien, Afghanistan und auf den Philippinen. Aber nicht im Irak. Und wollen Sie wissen, weshalb?«
    »Ja«, erwiderte Joe ungeduldig.
    »Aus dem Grund, warum die Army nicht mit uns reden wollte«, fuhr Portenson fort. »Eckhardt stand im Verdacht, in die ›chirurgische Verstümmelung‹ feindlicher Kämpfer verwickelt zu sein. So heißt das hier, chirurgische Verstümmelung. Ein Arzt wurde dessen beschuldigt, und Eckhardt war sein Assistent. Die ganze Sache wurde unter Verschluss gehalten, nehme ich an, wie das mit vielem im Krieg geschieht. Es hat eine interne Untersuchung gegeben, über die nichts an die Medien gedrungen ist. Der Arzt und Eckhardt wurden vor anderthalb Jahren von den Philippinen abgezogen und zurück nach Fort Bragg geschickt, um vor ein Kriegsgericht zu kommen.«
    Joe starrte die Wolke an und überlegte, was diese Informationen bedeuteten. »Steht in dem Bericht Näheres zur Art der Verstümmelungen?«
    »Nein, aber das könnte die Verbindung sein. Eckhardt und
der Arzt haben sich vor der Verhandlung unerlaubt von der Truppe entfernt und sind seit einem halben Jahr verschwunden. Das schmeckt der Army gar nicht. Sie suchen nach ihnen, wollen die Sache aber genauso wenig wie wir öffentlich machen. Als wir ihnen allerdings von Eckhardts Anruf erzählten, bei dem er eine Leiche meldete, wurden sie fuchsteufelswild. Sie schicken schnellstens ein paar Militärpolizisten nach Wyoming. Natürlich könnte ihm jemand theoretisch das Handy gestohlen haben, aber das ist sehr unwahrscheinlich. Die Jungs von der Army fragten, ob der Anrufer wie Eckhardt einen Sprachfehler hatte, und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Jedenfalls überprüfen wir jetzt weitere Gespräche, die von dem Apparat geführt wurden. Dann sehen wir ja, ob wir

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