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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlau daraus werden.«
    Joe beobachtete, wie die Wolke hügelaufwärts zog, spürte ihren Schatten über sich streichen und merkte, wie die Temperatur sofort um drei Grad fiel. »Die Telefonistin in Park County konnte nur schwer verstehen, was der Mann am Notruftelefon sagte.«
    »Interessant«, meinte Portenson.
    Joes Verstand galoppierte voraus.
    »Sind Sie noch dran?«, fragte der FBI-Mann.
    »Ja.«
    »Die Arbeitsgruppe muss dringend zusammenkommen. Ich habe Hersig schon Bescheid gegeben. Er beruft die Mitglieder für heute Abend um sieben ein.«
    Joe antwortete nicht.
    »Hören Sie mich?«, fragte Portenson.
    »Ja, ich denke nur nach.« Joe hielt kurz inne. »Wissen wir, wie der Arzt heißt, mit dem Eckhardt gedient hat?«
    »Warten Sie …« Er hörte Portenson erneut blättern. »Ja, hier steht’s. Er heißt Eric Logue. Dr. Eric Logue.«

    »Logue? Oh Gott …« Joe stieß sich von dem Pfosten ab, an dem er gelehnt hatte. Bisher ungeordnete Informationen fügten sich plötzlich zu einem Muster zusammen. Es war, als würden die Zuhaltungen eines Türschlosses unvermittelt einrasten und die Verriegelung sich endlich öffnen.
    Ein Arzt.
    Chirurgische Verstümmelungen.
    Cam hatte gesagt, sein Bruder sei Chirurg.
    L. Robert Eckhardt. Bob - der Name auf der Army-Jacke des Obdachlosen, der Sheridan angebrüllt hatte.
    Bob. Sani Bob. Ein Sprachfehler. Die Telefonistin, die Harvey gesagt hatte, sie habe den Anrufer schlecht verstehen können.
    Sani Bob: Sunnypapp.
    »Joe, sind Sie noch dran? Was ist los?«, wollte Portenson wissen.
    »Wenn Ihre Eltern Sie in einem ungünstigen Moment besuchen kämen und Sie jemandem davon erzählten, würden Sie dann sagen: ›Für einen Besuch der ganzen Familie ist das nicht gerade der ideale Zeitpunkt?‹«
    Portenson seufzte. »Was hat das denn jetzt …«
    »Die ganze Familie«, wiederholte Joe. »Würden Sie diese Formulierung verwenden, wenn Ihr Vater und Ihre Mutter vorbeikämen? Wäre es nicht sinnvoller, schlicht meine Eltern zu sagen?«
    »Ich schätze schon.« Portenson klang so verdutzt wie verärgert.
    »Ich auch. Aber als Cam Logue beim Abendessen war und dieses Thema aufkam, sagte er die ganze Familie. Vielleicht war es nur ein Lapsus, aber es klingt seltsam. Was, wenn er wirklich die ganze Verwandtschaft gemeint hat, also auch seinen Bruder?«

    »Ich komm da absolut nicht mit«, erwiderte Portenson. »Wer ist Cam Logue, und warum sollte mich interessieren, was er bei Ihrer kleinen Dinnerparty gesagt hat?«
    »Ich melde mich gleich noch mal bei Ihnen. Ich muss einen kurzen Anruf erledigen.«
    »Was haben Sie …«
    Joe beendete das Gespräch und drückte Kurzwahltaste 1. Während er darauf wartete, dass Marybeth den Hörer abnahm, lief er vor seinem Pick-up auf und ab.
    Als sie sich meldete, verriet ihre Stimme ihm sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Geht’s dir gut?«
    Sie zögerte. »Es ging mir schon besser.«
    »Liegt es an mir?«
    »Nein, Joe. Warum denkst du das immer?«
    »Weil es meistens so ist. Wie dem auch sei, hast du kurz für etwas Dringendes Zeit?«
    »Ja.«
    »Cams Bruder ist Arzt, oder?«
    Marybeth war über diese Frage deutlich verblüfft. »Ja.«
    »Wo?«
    »In welchem Bundesstaat, meinst du? Ich weiß nicht. Marie hat mehrfach erwähnt, er arbeite in Übersee …«
    »War er bei der Army?«
    Sie zögerte erneut. »Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das gesagt hat.«
    Joe schlug mit der Hand auf die Motorhaube seines Pick-ups. »Wie heißt er?«
    »Eric. Dr. Eric Logue. Warum fragst du? Was ist los?«
    Joe blieb stehen. »Ich hab jetzt nicht die Zeit, dir das zu erklären, und ich bin mir noch nicht mal sicher, wie alles zusammenhängt.
Aber egal, was du tust, Marybeth: Halt dich von Cam fern. Ich glaube, er oder sein Bruder sind irgendwie in die Verstümmelungen verwickelt. Falls du in seinem Büro bist, pack sofort deine Sachen und geh.«
    Sie lachte traurig. »Keine Sorge, Joe. Ich bin daheim. Ich war zwar bei Marie zu Hause, aber dort ist niemand an die Tür gegangen.«
    »Gottlob bist du wohlauf.« Joe merkte, wie ein wenig von dem angestauten Druck wich.
    »Ich mach mir Sorgen um Marie«, entgegnete Marybeth. »Ich weiß nicht, wo sie ist …«

    Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, rief Joe Portenson zurück. »Enthält der Bericht Hintergrundinformationen über Eric Logue? Steht dort, wo er aufgewachsen ist?«
    »Warum ist das wichtig?« Der FBI-Mann klang gereizt. »Ich finde hier nichts. Mag sein, dass es irgendwo

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