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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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verstehen.«
    »Außerdem«, ergänzte Helen, »hat er hinten im Garten gehaust und niemanden belästigt. Er ist für sich geblieben.«
    Vielleicht solltest du die beiden tatsächlich erschießen, dachte Joe.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Marybeth fort und versuchte, das Gespräch unter Kontrolle zu bringen, »heute sind Eric und Bob gemeinsam hier aufgetaucht und haben Cam mitgenommen.«

    »Eric war hier?«, platzte Joe heraus.
    Seine Miene musste dabei etwas verraten haben, das weder Marybeth noch Marie entgangen war.
    »Wissen Sie, wo Cam ist, Joe?«, fragte Marie.
    Er sah sie an.
    »Meine Güte, wissen Sie, wo er ist?«
    »Es tut mir sehr leid«, erwiderte Joe. »Cam lebt nicht mehr. Wir kamen zu spät, um ihn zu retten. Sani Bob ist auch tot. Wahrscheinlich war er an der Tötung Ihres Mannes beteiligt.«
    Marie schnappte nach Luft, schien den Atem anzuhalten und stieß dann ein so herzzerreißendes Geheul aus, dass Joe Gänsehaut bekam. Marybeth trat mit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück und schlug die Hände vor den Mund.
    Plötzlich richtete Marie die Pistole auf Helen, und bevor Joe heranstürzen und sie ihr wegnehmen konnte, drückte sie ab. Doch nur der Hahn schnappte. Joe entriss ihr die Waffe, und Marie wehrte sich nicht, sondern rannte zu Marybeth, die sie in die Arme nahm.
    Joe atmete vernehmlich aus, überprüfte die Waffe und stellte fest, dass Marie vergessen hatte, durchzuladen. Dann sah er Helen an. Ihre Miene hatte sich nicht verändert, und ihr Blick war so leblos wie zuvor: Reptilienaugen unter der Maske einer alten Frau.
    »Die beiden haben Cam umgebracht?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Schade.«
    »Schade, dass Marie nicht wusste, wie man eine Waffe scharfmacht«, erwiderte Joe.
    »Was fällt Ihnen ein?«, fuhr Helen ihn an.
    Joe erstarrte. Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen. Auf dem Regal hinter Helen und Clancy standen diverse Fotos. Einige waren von Cams und Maries Hochzeit, andere von
Jessica, und zwei weitere zeigten, wie er annahm, Maries Eltern. Doch in der Mitte prangte ein einzelnes gerahmtes Bild, das, je länger er es musterte, umso größer und schärfer zu werden schien.
    Es zeigte Helen, Clancy und einen noch sehr jungen Cam. Und neben ihm stand, einen Kopf größer, Cleve Garrett.
    Joe beugte sich über Clancy und Helen, nahm das Foto und fuchtelte damit vor den beiden herum.
    »Warum ist Cleve Garrett auf diesem Bild?«
    Clancy sah ihn an, als wäre Joe verrückt. »Was reden Sie denn da? Das ist Eric. Unser Sohn Eric. Der Arzt. Der Chirurg.«
    Da erinnerte Joe sich an Sani Bobs letzte Worte: »Du hass mich nich vagessn, was, Doc?«

Siebenunddreißigstes Kapitel
    Cleve Garrett war Dr. Eric Logue. Dr. Eric Logue war Cleve Garrett. Und trotz Suchmannschaften, Hubschraubern und Hunden wurde keiner von beiden entdeckt. Die einzige Spur, die drei Tage nach der Begegnung auf dem Pick Pike Campground von ihm gefunden wurde, war ein primitives Zeltlager zwanzig Kilometer westlich des Flusses. Es lag in den Bergen, in einem Espenwäldchen. Die Ermittler stießen auf die Überreste einer kleinen Kochstelle und eines halb gegessenen jungen Rehs und kamen zu dem Schluss, dass der letzte Besucher des Lagers vermutlich Garrett/Logue gewesen war, weil Hinterläufe und Gesicht des Rehs fehlten. Eine weitere Trophäe.
    Nach diesem Fund wurde die Suche verstärkt. Gouverneur Budd genehmigte den Einsatz der Nationalgarde von Wyoming, und für eine Woche wurde der Westen der Bighorns in konzentrischen Kreisen zu Fuß abgesucht. Doch es tauchte keine weitere Spur mehr auf.
    Garrett/Logue kannte die Gegend wie ein Einheimischer. Und das war er ja auch.

    Am Tag nach Cam Logues Begräbnis waren Marie und Jessica zu den Picketts in die Bighorn Road gekommen. Dem Bestattungsunternehmer Ken Siman zufolge war es die bestbesuchte Beisetzung gewesen, die Saddlestring seit zehn Jahren erlebt hatte. Anschließend hatte Marie sich auf den Weg aus der Stadt gemacht. Marybeth hatte sich bereiterklärt, Jessica bei den Picketts wohnen zu lassen, bis Marie sich in Denver eingerichtet hatte, und Lucy war darüber entzückt. Marie hatte Marybeth erzählt, sie zögen wegen der Nähe zu Jessicas
Großeltern nach Denver. Cams Lebensversicherung, so sagte sie, werde noch jahrelang für sie und Jessica sorgen. Die beiden Frauen umarmten sich beim Abschied weinend. Joe und Sheridan standen unbehaglich dabei und wechselten einen Blick.
    »Ich denke, es lag daran, dass er die Akten gefunden hat.« Marie sah Joe

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