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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handy ans Ohr.
    Sie war es tatsächlich, doch ihre Stimme klang gedämpft und dringlich.
    »Joe, wo bist du? Ich bin bei Marie zu Hause. Hier ist es schrecklich, und ich hab Angst um sie. Kommst du bitte so schnell wie möglich?«
    Er drückte das Gaspedal durch, und der Motor heulte.
    »Was ist los?«, fragte Nate.
    »Ich weiß es nicht.«

Sechsunddreißigstes Kapitel
    Marybeths Van stand vor dem Haus der Logues, und Joes Scheinwerfer glitten beim Einbiegen auf die halbkreisförmige Einfahrt über den Wagen. Bis auf einen kleinen, blonden Kopf auf der Rückbank war er leer, und Joes Herz begann zu rasen. War das etwa Lucy oder Sheridan? Er bremste und schob die Seitentür des Vans auf. Die Innenbeleuchtung ging an, und er erkannte Jessica Logue, die auf der mittleren Bank saß und die Hände im Schoß hielt. Sie musste schrecklich geweint haben.
    »Was machst du hier?«
    »Mrs. Pickett hat meine Mom gefragt, ob ich aus dem Haus und in den Wagen darf«, sagte sie und sah auf ihre Hände. »Meine Mom hat das erlaubt.«
    »Die beiden sind drin?«
    Jessica nickte.
    Joe tätschelte ihr die Schulter. »Dann bleib hier. Ich bin gleich zurück.« Er wollte die Tür schließen.
    »Mr. Pickett?«
    »Ja?«
    Sie sah zu ihm hoch. »Ich hoffe, Sie können meiner Mutter helfen.«
    »Ich werd’s versuchen, Schatz.«
    Nate stand hinter ihm im Dunkeln.
    »Du bleibst besser hier draußen«, sagte Joe zu ihm. »Ich weiß nicht, wie es drin aussieht. Vielleicht kannst du durch ein Fenster sehen, und falls die Dinge aus dem Ruder laufen …«
    »Ich halte mich bereit.« Nate nickte. »Ist das kleine Mädchen so weit okay?«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«

    Joe klopfte an der Haustür und versuchte, durch den dunklen Vorhang daneben etwas zu erkennen. Aus einem Zimmer rechts der Diele drang mattes Licht, doch Marybeth konnte er nicht entdecken. Er klopfte erneut und sah eine schattenhafte Gestalt auf die Schwelle treten.
    »Joe, bist du das?«, wollte seine Frau wissen.
    Er kniff kurz die Augen fest zu – sie ist wohlauf! – und bejahte die Frage dann.
    »Bist du allein?«
    »Ja«, log er.
    »Einverstanden, dass Joe reinkommt?«, fragte Marybeth jemanden im Zimmer.
    Er drehte schon den Türknauf, als sie sagte: »Einverstanden.«
    Joe trat ein und schloss die Tür hinter sich. Die Diele war dunkel. Warum kommt Marybeth nicht zu mir?, wunderte er sich. Wird sie hier drin bedroht?
    Mein Gott, dachte er, vielleicht ist es ja Garrett?
    Er wollte seine Pistole ziehen, ließ es aber, weil Marybeth fast unmerklich den Kopf schüttelte. Joe hielt inne, wies nach draußen und sagte lautlos: »Nate.« Sie sah ihm in die Augen und blinzelte, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte.
    Seine Stiefel hallten auf dem Hartholzboden, als er in dem totenstillen Haus auf Marybeth zuging. Kurz bevor er sie erreicht hatte, blickte sie ins Zimmer zurück und sagte: »Marie, Joe kommt jetzt.«
    »Gut.«
    Sie machte einen Schritt rückwärts. Joe trat ein und überblickte rasch die Lage. Vom schwachen Licht zweier Schreibtischlampen abgesehen, war es im Zimmer dunkel. An der Wand gegenüber befanden sich Bücherregale. Fernseher und Stereoanlage waren ausgeschaltet.

    Marie Logue lehnte mit dem Rücken am Klavier. In der einen Hand hatte sie ein Glas Rotwein, in der anderen eine halbautomatische Pistole. Ihre Augen wirkten glasig, die Miene leer. Ihr Gesicht war so verweint wie das ihrer Tochter.
    Ihr gegenüber saß ein altes Paar in den Sesseln. Die beiden wirkten verschrumpelt und hartherzig und musterten Joe durch ihre Nickelbrillen. Der Mann trug Hosenträger über einem weißen T-Shirt. Die Frau hatte einen übergroßen Pullover an, und ihr Haar sah aus wie gekringelte Stahlspäne.
    »Joe, ich glaube, du hast Maries Schwiegereltern noch nicht kennengelernt«, sagte Marybeth betont ruhig, um ihm zu vermitteln, wie gespannt die Lage war. »Das sind Clancy und Helen Logue.«
    Er nickte.
    »Das ist Joe, mein Mann.«
    Clancy Logue nickte zurück, doch Helen taxierte ihn nur unverhohlen.
    »Ich wollte die beiden gerade umbringen«, sagte Marie ausdruckslos vom anderen Ende des Zimmers. »Marybeth versucht ihr Möglichstes, mir das auszureden.«
    Joe sah sie an.
    »Jetzt bringe ich Sie sicher dazu, mehr als nur ein Wort zu sagen«, fuhr Marie fort, und ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln.

    »Macht es dir etwas aus, wenn ich Joe erzähle, was wir besprochen haben?«, fragte Marybeth noch immer erstaunlich ruhig.
    Marie hob die Brauen,

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