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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Revier zu verteidigen.«
    »Ich wollte ursprünglich auf eigene Faust arbeiten. Sieht so aus, als bliebe mir jetzt sowieso nichts anderes übrig.«
    Hersig lächelte. »Das ist eigentlich nicht Sinn der Sache, wissen Sie.«
    »Schon klar. Was will Portenson?«
    »Ich habe keine Ahnung.«Hersig verschränkte die Arme und runzelte die Stirn.
    »Mich«, vermutete Joe. »Ich glaube, er will mich.«
    »Denken Sie, er hat Sie und Nate Romanowski wegen der schlimmen Geschichte letzten Winter auf dem Kieker?«
    »Gut möglich.«
    Robey Hersig war der Einzige, dem genug über die Todesumstände von Melinda Strickland, einer hohen Beamtin des
Landverwaltungsamts, bekannt war, um berechtigterweise zu argwöhnen, dass Joe mehr darüber wusste, als er zu erkennen gab. Doch er hatte ihn nie zu dem Vorfall befragt. Sein Schweigen in dieser Sache verriet Joe alles, was er über die Vermutungen seines Freundes wissen musste. Der Gerechtigkeit war Genüge getan, und Robey stellte keine Fragen.

    Als sie die Sitzung fortsetzten, bat Hersig die Mitglieder der Arbeitsgruppe um weitere Theorien zu den Verbrechen.
    Er wandte sich an die Versammelten: »Wir wissen nun, zu welchem Schluss das FBI vor dreißig Jahren gekommen ist, und können das nicht ignorieren. Aber wir würden schlechte Arbeit leisten, wenn wir nicht auch andere Möglichkeiten in Betracht zögen. Also schießen Sie los, meine Herren. Ihre Ideen dürfen ruhig unorthodox sein. Nichts ist zu verrückt. Schließlich sind wir unter uns. Wer oder was tötet und verstümmelt Wild, Rinder und Menschen in unserem County?«
    »In Ihrem County«, berichtigte Sheriff Harvey. »In meinem County geht’s Wild und Vieh prima.«
    Robey stand auf, ging zur Weißwandtafel, zog die Kappe von einem roten Filzstift und schrieb VÖGEL.
    »Meine Herren?«
    Alle schwiegen. Na klasse, dachte Joe.
    »Vielleicht ist es eine Art Ritus«, sagte McLanahan schließlich. »Irgendein Satanskult, der Spaß am Sammeln tierischer und menschlicher Organe hat.«
    Unter VÖGEL notierte Hersig KULTE.
    »Oder es sind bloß ein paar Irre«, überlegte Sheriff Harvey. »Verlierer, die auf Schlagzeilen und Aufmerksamkeit scharf sind. Sie haben mit einem Elch begonnen und mit Kühen
weitergemacht. Und dann haben sie einen großen Schritt getan und sich menschliche Opfer gesucht.«
    Hersig schrieb GESTÖRTE PERSONEN.
    »Nicht dass ich mir etwas davon zu eigen machen würde«, sagte McLanahan, lehnte sich zurück und streckte sich mit hinterm Kopf verschränkten Händen, »aber ich habe in der Stadt einiges kursieren hören, sogar im Sheriffbüro.«
    McLanahan merkte nicht, dass Barnum ihm bei dieser Bemerkung einen wütenden Blick zuwarf.
    »Eine Theorie besagt, die Regierung stecke dahinter. Die CIA oder so. Sie soll neue Waffen und vielleicht Taktiken des Gegenterrorismus üben.«
    »Vielleicht ja das FBI?«, meinte Barnum und lächelte Portenson an.
    »Vergessen Sie’s«, gab der Spezialagent in scharfem Ton zurück. »Wir haben genug um die Ohren.«
    »Einer anderen Theorie zufolge sind es die Araber«, fuhr McLanahan fort. Joe schnaubte, und der Hilfssheriff drehte sich ein wenig, um ihn böse anzusehen. Seine Stimme wurde lauter. »Letzte Woche, Mr. Pickett, wurde in der Stadt ein weißer Lieferwagen voller Männer gesichtet, die dem Aussehen nach aus dem Nahen Osten stammten. Niemand weiß, warum sie hier waren.«
    Da es in Saddlestring nur Weiße gab – von Rancharbeitern aus Mexiko, Indianern aus dem Reservat, die ab und an in der Stadt einkauften, und zwei Schwarzen abgesehen –, war Joe nicht erstaunt, dass ein Lieferwagen voll eher dunkelhäutiger Menschen zu Anrufen beim Sheriff führte. Und dennoch … Araber? Die Wyoming terrorisierten? Nichtsdestotrotz schrieb Hersig ARABER an die Tafel.
    »Was ist mit dem Bären?« Barnum wandte sich an Joe. »Longbrake hat einen Grizzly gesehen, und Montegue wurde
angefressen. Vielleicht haben wir es mit einem durchgedrehten Petz zu tun, der gern Gesichter und Pimmel nascht? Vielleicht hat die jahrelange Verhätschelung durch Tierfreunde einen der Bären zum Mörder werden lassen?«
    »Da ist ja sogar die Idee mit den Killerarabern vernünftiger«, grunzte Joe.
    Barnum schlug verärgert mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich wüsste gern, warum Joe Pickett in dieser Arbeitsgruppe sitzt. Der geht mir echt auf die Nerven.«
    Na bitte, dachte Joe, jetzt ist es ausgesprochen.
    »Weil Gouverneur Budd einen Vertreter der Jagd- und Fischereibehörde dabeihaben

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