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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erinnerungen an den Tod seiner Pflegetochter im letzten Winter und an den eines Mitarbeiters des Landverwaltungsamts. Joe betrachtete den Agenten und stellte sich vor, Portenson sitze in ihrem Kreis, um ihn zu beobachten und vielleicht bei einer Straftat zu ertappen. Er gelobte sich, vorsichtig zu sein. Das Problem war, dass Joe Portenson eigentlich mochte.
    Sheriff Dan Harvey schien nicht der Ansicht zu sein, dass die Vorfälle in Twelve Sleep County etwas mit seinem Anliegen zu tun hatten, Tod und Verstümmelung des älteren Mannes aufzuklären, der in Montegues Todesnacht in der Nähe seiner Hütte gefunden worden war.
    Da Joe nur einige unzureichende Einzelheiten des Falls kannte, sah er sich den Bericht über den Mord in Park County besonders aufmerksam an. Das vierundsechzigjährige Opfer hieß Stuart Tanner, verheiratet, Vater dreier erwachsener Kinder und Geschäftsführer einer in Texas beheimateten Wasserbaufirma, die für das Umweltministerium von Wyoming und die das Gas gewinnenden Energieversorger die Reinheit des Grundwassers begutachtete. Den Aussagen von Bekannten aus Cody zufolge besaß Tanners Familie die Hütte und das Grundstück in den Bergen schon seit über dreißig Jahren; auch habe er während seiner Arbeit vor Ort lieber dort als im Hotel gewohnt. Er war körperlich fit und liebte es, bei jeder Witterung lange Wanderungen auf seinem Grund und Boden zu machen. Man ging davon aus, dass er auf einer dieser Unternehmungen gestorben war oder getötet wurde. Seine verstümmelte Leiche wurde auf einer Wiese entdeckt, die
von einer abgelegenen Kreisstraße her gut einsehbar war. Jemand hatte den Toten entdeckt und über die Notrufnummer von Park County gemeldet. Der vorläufige Autopsiebericht vermerkte: »Todesursache unbekannt«.
    Als Hersig zu Tuff Montegue überging, meldete Joe sich erstmals zu Wort.
    »Ja?«
    Er wandte sich an Sheriff Harvey. »Im Bericht steht nichts davon, dass die Leiche von Aasfressern heimgesucht wurde. Haben Sie Hinweise darauf entdeckt?«
    »Sie wollen wissen, ob sich Kojoten oder so über den Toten hergemacht haben?«
    Joe nickte.
    Harvey dachte nach und rieb sich das Kinn. »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte er dann. »Ich war nicht als Erster am Fundort, aber meine Jungs haben keine Tiere erwähnt, und der Leichenbeschauer hat auch nichts darüber gesagt.«
    Joe nickte, lehnte sich zurück und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Hersig zu.

    Tony Portenson räusperte sich. »Ehe wir in zu viele Richtungen ermitteln, habe ich hier etwas, das Ihnen allen heftige Kopfschmerzen bereiten dürfte.«
    Aus einer Aktentasche neben seinem Stuhl zog er ein dickes Bündel Mappen und schob sie den Mitgliedern der Arbeitsgruppe über den Tisch zu, als würde er Spielkarten austeilen.
    »Das hier ist nicht neu, Cowboys«, sagte er dabei.
    Joe nahm die gut zwei Zentimeter dicken Unterlagen zur Hand und las: Abschlussuntersuchung über die »Rinderverstümmelungen« in Wyoming, Montana und New Mexico.
    Der Bericht stammte aus dem Jahr 1974.

    »Das ist aufgetaucht, als das FBI gebeten wurde, bei den Ermittlungen zu helfen«, sagte Portenson etwas müde. »Jemand in unserem Büro hat sich daran erinnert, dieses Schriftstück hinten im Archiv gesehen zu haben.«
    Joe blätterte die Heftmappe durch. Der Bericht war noch mit Schreibmaschine getippt. Es gab unterbelichtete Rinderfotos, die denen stark ähnelten, die er sich eben noch in der von Hersig zusammengestellten Akte angesehen hatte, Nekropsieberichte und Mitschriften der Gespräche, die die Ordnungshüter mit Ranchern geführt hatten.
    »Mist«, sagte McLanahan, »das ist alles schon mal da gewesen.«
    »Nicht ganz«, erwiderte Hersig rasch. Joe vermutete, dass der Bezirksstaatsanwalt gar nicht damit einverstanden war, wie Portenson die Leitung der Besprechung an sich gerissen hatte. »Diese Untersuchung erwähnt keine Verstümmelungen an Wild und Menschen.«
    Portenson räumte das achselzuckend ein, brachte so aber auch zum Ausdruck, dass es keine Rolle spielte.
    »Und welche Schlüsse hat das FBI damals gezogen?«, fragte Barnum. »Oder muss ich den ganzen Wälzer lesen?«
    Portenson lächelte. »Eine kriminaltechnische Untersuchungsgruppe in Quantico hat drei Jahre für diesen Bericht gebraucht, drei Jahre, in denen sie an wirklichen Verbrechen hätte arbeiten können. Aber die Senatoren und Kongressabgeordneten hier in der Pampa haben darauf bestanden, dass das FBI seine kostbare Zeit und Arbeitskraft einem Haufen toter

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