Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
High-tech-Verbundbögen mit zusätzlichen Pfeilen. Ihre Augen stachen im grellen Licht aus der Tarnbemalung hervor.
    »Schon was erbeutet?«, fragte Joe freundlich, obwohl er sah, dass sie nicht blutbefleckt waren.

    »Zu warm hier oben«, sagte der größere Jäger. »Zu trocken, um sich unbemerkt zu bewegen.«
    Die Stimme kam Joe bekannt vor, obwohl er sie nicht einordnen konnte.
    »Irgendwas gesehen?«
    »Heute Morgen eine Wapitikuh mit Kalb«, meinte der kleinere Jäger. »Aber ich hab sie verpasst.«
    Joe fiel auf, dass in seinem Köcher ein Pfeil fehlte.
    »Sie haben Ihren Pfeil nicht wiedergefunden.«
    »Nein.«
    »Hoffentlich haben Sie sie nicht verwundet.« Obwohl die Jagd mit Pfeil und Bogen für die Beute sicher fairer war als mit dem Gewehr, verletzten unerfahrene oder zu aufgeregte Jäger allzu oft Wild und verloren dann seine Spur. Joe hatte hier draußen zu viele verkrüppelte Wapitis und Pronghorns gesehen, in deren Leibern unpräzis geschossene Pfeile steckten.
    Der Mann setzte zu einer Antwort an.
    »Ich glaube nicht …«
    »Er hat sie glatt verfehlt«, unterbrach ihn der Größere verärgert. »Er hat sie einfach nicht getroffen, klar?«
    Joe war den beiden nun nahe genug gekommen, um ihn trotz Tarnfarbe zu erkennen.
    »Sie schon wieder«, knurrte er Jeff O’Bannon an, den streitlustigen Angler, den er mit Sheridan und Lucy am Crazy Woman Creek getroffen hatte. »Hoffentlich haben Sie inzwischen gelernt, wie man eine Forelle ins Wasser setzt.«
    O’Bannons Augen blitzten. Die Tarnfarbe ließ sie größer wirken.
    »Was redet er da?«, fragte der kleinere Jäger.
    »Lass gut sein, Pete«, erwiderte O’Bannon mit zusammengepressten Zähnen.

    »Zeigen Sie mir bitte Ihre Jagdscheine und Genehmigungen.« Joe blieb höflich.
    »Meine Genehmigung haben Sie doch schon gesehen«, gab O’Bannon zurück.
    »Aber nicht für die Wapitijagd.«
    Der Jäger verdrehte die Augen und seufzte verärgert.
    Während die beiden ihre Bögen weglegten und nach der Brieftasche kramten, wartete Joe mit in die Vordertaschen seiner Jeans eingehakten Daumen ab.
    »Haben Sie in letzter Zeit was über die Morde gehört?«, fragte der kleinere Jäger und gab ihm den Jagdschein.
    »Zum Beispiel?«
    Joe ging das Dokument durch. Pete war aus Wyoming und lebte in Gillette. Seine Papiere waren in Ordnung, also gab Joe sie ihm zurück.
    »Hat es in dieser Gegend weitere Funde gegeben? Weitere … na ja … Vorfälle?«
    O’Bannon lachte bei dieser Frage leise.
    »Seit letzter Woche nicht«, sagte Joe. »Und davon haben Sie sicher gehört.«
    »Keine grünen Männchen?« O’Bannon grinste, und seine Zähne glitzerten im Scheinwerferlicht.
    »Nein, nur Jäger«, erwiderte Joe und sah sich dabei den Jagdschein an. »Den müssen Sie unterschreiben.« Er zeigte auf die betreffende Stelle.
    »Herrgott«, stöhnte O’Bannon kopfschüttelnd. »Ich wusste ja, dass Sie etwas entdecken, womit Sie mich schikanieren können.«
    Versprochen ist versprochen, dachte Joe.
    »Ich bin froh, dass die Lage sich beruhigt hat«, meinte Pete. »Fast wäre ich nicht gekommen, als ich von den Morden las. Jeff musste mich mühsam überzeugen, mit ihm loszuziehen.«
    Joe nickte und fragte sich, wie viele Jäger es sich gut überlegten, ob sie in seinem Distrikt auf die Pirsch gingen.
    »Jeff sagte, er würde die kleinen grünen Mistkerle erledigen, falls sie auftauchen.«
    Joe hatte schon zum Pick-up zurückkehren wollen, wandte sich den beiden nun aber erneut zu.
    »Wirklich? Wie denn?«
    Trotz der Tarnfarbe sah er O’Bannon erbleichen.
    »Pete …«, flüsterte der Jäger.
    »Zeig sie ihm, Jeff!« Pete klang begeistert.
    »Zeigen Sie sie mir, Jeff«, erklärte Joe mit gezückten Brauen.
    O’Bannon rührte sich nicht. Pete sah ihn an und begriff allmählich, was er getan hatte.
    »Zeigen Sie sie mir, Jeff«, wiederholte Joe.
    »Die ist nur zur Selbstverteidigung gedacht. Selbstverteidigung!«, rief O’Bannon mit lauter werdender Stimme. »Wenn Leute im Wald zerstückelt werden, ist das nur vernünftig!«
    »Zeigen Sie sie mir, Jeff.«
    Seufzend schob O’Bannon die Tarnjacke zurück, und ein schwerer Edelstahlrevolver im Hüftholster kam zum Vorschein.
    »Was ist das, eine .357er Magnum?«, fragte Joe.
    O’Bannon nickte nur.
    »So eine hatte ich früher auch dabei. Allerdings hab ich nie damit getroffen. Naja, einmal …« Er verstummte.
    »Jeff hat damit Preise beim Pistolenschießen in offenem Gelände gewonnen«, warf Pete ein, um die

Weitere Kostenlose Bücher