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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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bringen, die Preise zu senken. Die Stimmung im Büro ist etwas angespannt. Trotzdem hat er mich gefragt, ob ich – wenn alles gut geht – Vollzeit für ihn arbeiten möchte. Als Maklerin.« Sie strahlte.
    Joe stöhnte innerlich auf, und Schuldgefühle durchfluteten ihn.
    »Fantastisch, Liebste.«

    »Das ist nicht deine wahre Meinung, oder?«, fragte sie mit leichtem Lächeln.
    »Aber natürlich. Wir brauchen das Geld.«
    »Joe, ich mag die Logues. Ich bewundere sie. Und du weißt, dass ich eine sehr gute Maklerin wäre.«
    »Das wärst du. Du bist gut in allem, was du tust.«
    »Allerdings.«
    Lächelnd nahm er sie in die Arme. Wenn er doch nur genug für die Familie verdienen könnte! Er gelobte sich, seine Berufschancen ernsthaft zu erkunden, sobald die Ermittlungen der Arbeitsgruppe beendet waren.
    »Denk daran, dass wir morgen Abend mit Mom und Bud Longbrake essen«, sagte Marybeth und verdüsterte seine Laune damit noch mehr.

    Im Posteingang auf Joes Schreibtisch lag ein Eilbrief. Als er erkannte, dass er vom gerichtsmedizinischen Labor in Laramie kam, riss er ihn hastig auf. Es war der toxikologische Bericht über den Elch. Er blätterte die Seiten mit den Einzelheiten der Analyse durch und entdeckte Zusammenfassung und Schlussfolgerungen in einer Kurzmitteilung am Ende.
    Es waren keine ungewöhnlichen Substanzen und keine abnorme Konzentration körpereigener Stoffe festgestellt worden. Er suchte die Seiten vergeblich nach dem Wort Oxindol ab.
    »Mist.« Er warf den Bericht auf den Schreibtisch.

    Sheridan schnarchte bereits, doch Lucy war noch wach, als Joe für den Gutenachtkuss in ihr Zimmer kam. Das Zimmer war klein und bot nur wenig Platz. Er setzte sich zu Lucy, die
im unteren Etagenbett lag, auf die Matratze und strich ihr das blonde Haar glatt.
    »Ich hab gehört, was passiert ist«, flüsterte er.
    Lucy nickte. »Hat Mom dir von dem Schuppen erzählt, den wir entdeckt haben?«
    »Nein.«
    »Da wohnt jemand. Wir haben gesehen, wo er schläft, und dachten, wir hätten was gehört. Wir hatten solche Angst, Dad!«
    Joe überlegte, warum Marybeth davon nichts erwähnt hatte. Vermutlich nutzte ein Obdachloser den Schuppen, und das beunruhigte ihn. Wie lange mochte er dort schon wohnen? Bevor die Logues das Haus erwarben und mit der Renovierung begannen, hatte es jahrelang leer gestanden. Ob Cam den Sheriff gerufen hatte? Er wollte Marybeth danach fragen.
    »Du musst dich von den Nebengebäuden fernhalten, Lucy«, sagte er mit Nachdruck. »Wegen der jüngsten Ereignisse sind seltsame Leute in der Stadt. Du musst auf Mr. Logue und uns hören.«
    Lucy nickte mit großen Augen.

    Meine Frau, die Maklerin, dachte er, als er die Treppe hochstieg und sich am Fuße einer Anzeige im Häuser- und Grundstücksmarkt des Saddlestring Roundup ein Porträtfoto von ihr vorstellte.

Fünfzehntes Kapitel
    Am nächsten Morgen fuhr Joe zum Riverside-Wohnmobilpark, um Cleve Garrett zu besuchen, den selbst ernannten Fachmann fürs Paranormale. Hoffentlich erfuhr seine Schwiegermutter nie davon. Allein die Vorstellung war unerträglich, mit wie vielen esoterischen Fragen sie ihn bombardieren würde. Der Platz lag am Westufer des Flusses und war von gut einem Hektar dicht stehender, mit Unterholz bewucherter Pappeln umgeben.
    Als Joe seinen Pick-up auf die alte Eisenbrücke steuerte, ließ das, was er vor sich sah, ihn nicht an einen Wohnmobilpark denken, sondern eher an eine riesige Mülltonne, die der Wind umgeworfen hatte. Glas, Metall, verwittertes Sperrholz und alte Reifen sahen aus, als hätten sie sich in den spinnenartigen Silberbäumen verfangen, die gerade das letzte Laub verloren hatten. Bei näherem Hinsehen jedoch stellte er fest, dass es sich bei dem Müll um eine Reihe in die Jahre gekommener Mobilheime handelte, die in Nischen zwischen den Bäumen vor Anker gegangen waren. Die alten Reifen waren auf die Dächer gewuchtet, damit der Wind sie nicht wegblies.
    Unter der Brücke bemerkte Joe einen Angler im Wasser und lächelte. Es war der Mann, den alle als Nicht-Ike kannten und der seit seiner Ankunft in Saddlestring der leidenschaftlichste Fliegenfischer war. Er war der »langsame« Cousin von Ike Easter, dem Urkundsbeamten von Twelve Sleep. Weil Ike zehn Jahre lang der einzige Schwarze im Landkreis gewesen war, wurde sein Cousin, der Fliegenfischer, nach seinem Zuzug überall als Ike angesprochen und hatte sich darum ein T-Shirt mit dem Satz Ich bin nicht Ike bedrucken lassen. Statt
ihn bei seinem richtigen

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