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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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flüsterte Nate und kniff verschwörerisch die Augen zusammen.
    Joe zuckte zusammen und sah weg. Was sollte das? Erst hatte Sheridan unheilvolle Träume, jetzt Nate. Waren das irgendwelche atmosphärischen Schwingungen, oder hatten die zwei darüber geredet?
    »Was willst du damit sagen, Nate?«
    Der zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich hab einfach das Gefühl, der Bär spielt eine zentrale Rolle. Wie gesagt: Ich träume von ihm.«
    Joe schwieg. Nate dachte einfach anders als alle Menschen, denen er begegnet war. Für ihn war alles möglich.
    »Eins noch«, ergänzte der Falkner. »Hast du bedacht, dass die Morde nichts mit der Verstümmelung der Rinder und des Elchs zu tun haben könnten?«
    »Allerdings.«
    »Und bist du dieser Überlegung nachgegangen?«
    »Barnum und Portenson sind für die Morde zuständig.«
    »Und denen traust du?«
    Joe leerte seinen Becher und stand auf. Ihm rauchte der Kopf.
    Nate folgte ihm zum Wagen. »Wegen der Träume hab ich zu
dem Bären eine besondere Verbindung. Ich würde ihn gern kennenlernen und verstehen, wie er tickt. Rufst du mich an, falls er gesichtet wird?«
    Joe nickte. Er tat nicht einmal, als verstünde er, wovon Nate redete.
    »Nähere dich dem Fall am besten auf ganz neue Art«, riet Nate, als Joe einstieg. »Vergiss Barnum und Portenson – das sind Bullen. Die erhoffen sich entweder eine einfache Erklärung oder dass alles sich in Luft auflöst.«
    Joe ließ den Motor an, und Nate beugte sich durchs Seitenfenster ins Führerhaus. »Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Das letzte Mal, als ich das tat, hast du einem das Ohr abgeschnitten und es mir gegeben.«

    Obwohl einiges von Nates Überlegungen unwahrscheinlich war – der Bär mit Mission zum Beispiel –, hatte er mit der Empfehlung, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sicher recht.
    Joe nahm das Handy vom Armaturenbrett und rief Robey Hersig per Kurzwahl in seinem Büro an. »Hallo Robey.«
    »Hey, Joe.« Hersig klang müde.
    »Was Neues von der Arbeitsgruppe?«
    Als Antwort kam ein langes Seufzen. »Das Protokoll Ihres Gesprächs mit Garrett hat Belustigung ausgelöst, wie Sie vermutet haben dürften.«
    Joe überlegte, Hersig von Deenas Mail zu erzählen, beschloss aber, darüber zunächst zu schweigen. Er wusste noch nicht, wie er ihr antworten sollte, doch er musste reagieren, damit sie weiter mit ihm sprach. Allerdings hoffte er, sie würde ihm keine weiteren Digitalbilder von sich schicken.

    »Was Neues in Bezug auf Tuff oder den anderen Mann?«
    »Nichts von Bedeutung. Barnum und Portenson haben mit Leuten gesprochen, die die zwei kannten – wie man das eben macht. Aber ob einer was rausgefunden hat, haben sie mir noch nicht erzählt. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, und obwohl ich es ungern sage, sitzen wir nur rum und warten auf die nächste Leiche oder einen glücklichen Zufall. Bis jetzt allerdings umsonst. Daher hab ich auch keine neue Sitzung anberaumt.«
    »Robey, in Anbetracht der Lage möchte ich meine Ermittlungstätigkeit ausweiten.«
    »Auf die Toten?« Hersig klang zögerlich.
    »Ja.«
    »Das wird Barnum garantiert nicht gern sehen.«
    »Damit kann ich leben.«
    Hersig kicherte unbehaglich. »Ich weiß nicht, ob ich das genehmigen kann, Joe.«
    »Das brauchen Sie nicht. Als Jagdaufseher bin ich unabhängig. Die beiden können nicht bestimmen, was ich tue und lasse.«
    »Mensch, Joe … Von welchem Ansatz her wollen Sie denn ermitteln?«
    »Ich weiß nicht, ob ich einen Ansatz habe. Aber es kann nicht schaden, sich die Morde mal mit anderen Augen anzusehen. Vielleicht hilft es ja, wenn wir unsere Notizen mal auf einem Arbeitsgruppentreffen abgleichen.«
    Hersig schwieg. Joe malte sich aus, wie er sich vorbeugte, die Ellbogen auf den Schreibtisch stützte und den Vorschlag mit besorgtem Gesicht durchdachte. »Also gut«, sagte der Bezirksstaatsanwalt schließlich. »Aber aus Höflichkeit muss ich Barnum und Portenson informieren.«
    »Prima.«

    »Und wenn Sie gleich ’nen Knall hören, dann ist das die Explosion, wenn Barnum die Neuigkeit erfährt.«
    »Hey, diese Jungs dürfen gern mit Garrett sprechen oder mit ihren Sirenen durch die Gegend sausen oder sich Kornkreise ansehen, die keine sind«, erwiderte Joe. »Vielleicht finden sie ja etwas heraus, das ich übersehen habe.«
    »Als ob ihnen das gelingen würde.«
    »Tja …«
    »Viel Glück, Joe.«
    »Danke.« Ab jetzt würde er einige Leute mächtig verärgern.

Dritter Teil

Zwanzigstes

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