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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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wähl den Notruf oder melde Dich über Festnetz bei mir. Joe Pickett
    Als er ins Bett gehen wollte und ihm erneut die Fotos durch den Kopf geisterten, die Deena ihm mit der letzten Mail gesandt hatte, sah er Licht unter der geschlossenen Badezimmertür hervordringen. Er blieb stehen und klopfte.
    »Komm rein.« Es war Lucy.
    Er öffnete die Tür weit genug, um den Kopf ins Bad zu stecken. Sie stand am Waschbecken und betrachtete sich sorgfältig im Spiegel.
    »Was machst du da, Schatz?«
    Lucy errötete. »Ich bin heute echt erschrocken, als dieser Mann auftauchte. Sherry meinte, ich sehe seltsam aus. Da wollte ich nur mal nachschauen.«
    Joe lächelte. »Ob deine Haare weiß werden?«
    »Sherry hat’s zumindest behauptet.«
    »Keine Sorge, Süße, die sind noch immer blond.«
    Vor dem dunklen Kinderzimmer sagte er: »Hör auf, deiner Schwester Angst zu machen, Sheridan.«
    »Entschuldigung, Dad«, erwiderte sie unter der Decke hervor, die sie sich bestimmt über den Kopf gezogen hatte, um ihr Kichern zu dämpfen. »Sie hat es einfach verdient.«
    »Gute Nacht.«

    Marybeth lag im Bett und sah umwerfend aus. Ihr blondes Haar war zur Seite gekämmt und breitete sich wie ein Fächer übers Kissen. Ihre angezogenen Knie ließen die Bettdecke wie ein Zelt wirken, doch sie war weit genug runtergeschoben, damit er das dunkelblaue Seidennachthemd sah, das ihn verrückt machte. Einer der dünnen Träger war von der Schulter gerutscht.
    »Ins Bett mit dir. Reden können wir später.«

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Das Motorengeräusch und Schotterknirschen beim Frühstück setzten Joes schlechter Laune noch eins obendrauf. Er hatte sich bereits über das aufgeregt, was Marybeth ihm über Cam Logue berichtet hatte. Zwar hatte sie sich so clever aus der Affäre gezogen wie stets, doch Cams Manöver hatte Joe derart zur Weißglut gebracht, dass sie ihm das Versprechen abgenommen hatte, nichts zu unternehmen. Sie wollte weder, dass er ins Maklerbüro fuhr und ihn zur Rede stellte, noch dass er sie dazu drängte, sich eine andere Arbeit zu suchen. Die Aussicht, in Saddlestring eine weitere so verheißungsvolle Tätigkeit aufzutun wie bei Cam, war, wie sie beide wussten, gering.
    »Ich hab ihn nie richtig gemocht«, brummte er und schmierte sich Butter auf den Toast.
    »Joe«, mahnte sie und bat mit inständigem Blick, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Im gleichen Moment kam Sheridan an den Tisch. Sie war wie immer früher dran als Lucy, die sich länger überlegte, was sie anziehen und welche Frisur sie tragen sollte.
    »Ich hatte den Traum wieder«, erklärte sie. »Langsam weiß ich, worauf er hinausläuft: auf eine Art Showdown.«
    Joe ließ sein Messer sinken. »Zwischen wem?«
    »Zwischen Gut und Böse«, sagte sie ungerührt.
    »Und wer gewinnt?«
    Sie zuckte die Achseln. »So weit ist der Traum noch nicht.«
    »Gib mir rechtzeitig Bescheid.«
    »Mach ich.« Sie griff nach der Marmelade. »Draußen ist wer. Hat neben deinem Pick-up geparkt.«
    »Hast du gesehen, wer?«
    »Ein Allradwagen mit Blaulichtbalken auf dem Dach.« Sie
schüttete Cornflakes in eine Schüssel. »Wahrscheinlich Sheriff Barnum.«
    »Na super.« Joe stieß sich verärgert vom Tisch ab.
    »Joe«, mahnte Marybeth erneut.

    Er schritt nach draußen und fühlte sich, als würde er gleich einen Boxring betreten. Im Gehen setzte er sich den Hut auf und stieß die Tür unbeabsichtigt so wuchtig auf, dass sie gegen den Zaun knallte.
    Es war wirklich Barnum, zusammen mit Portenson vom FBI. Beide saßen in einer Rauchwolke und blinzelten, als er rauskam. Fahrer- und Beifahrertür öffneten sich gleichzeitig, und sie stiegen aus. Genau der richtige Morgen, um hier aufzutauchen, dachte Joe höhnisch – schade, dass sie Cam Logue nicht mitgebracht haben; dann könnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    »Tut mir leid, Sie beim Frühstück zu stören.« Barnums Stimme klang ungewöhnlich rau, und sein Gesicht war grauer als sonst.
    »Tut es nicht«, erwiderte Joe, trat hinter seinen Pick-up und stützte die Arme auf die Motorhaube. Er traute dem Sheriff nicht. Dieser unverhoffte Besuch am frühen Morgen hatte etwas Konfrontatives. Sollte es Ärger geben, wollte er seinen Wagen zwischen sich und den beiden haben. Wenigstens solange, bis er von sich aus die Kluft überwand.
    »Was wollen Sie?«, fragte er. »Warum rücken Sie nicht raus mit der Sprache? Ich hab einen harten Tag vor mir.«
    »Sie könnten uns wenigstens einen Kaffee anbieten.« Barnum tat

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