Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
beleidigt.
    Portenson schnaubte auf und zündete sich eine neue Zigarette an.

    »Sie sind in meinem Haus nicht willkommen, Sheriff«, gab Joe zurück. »Hier lebt meine Familie. Wenn Sie mit mir reden müssen, rufen Sie an, und ich treffe mich mit Ihnen, wo Sie wollen.«
    »Ihr Büro ist auch hier, stimmt’s?«, fragte Barnum mit schmalen Augen. »Umgeben von so vielen Mädchen, ist es sicher schwer, seine Arbeit auch nur halbwegs zu schaffen.«
    »Stimmt«, erwiderte Joe und sah Barnum unverblümt an. »In Ihrem Büro ist das anders. Da wird alles erledigt, aber meist ganz falsch.«
    Der Sheriff rührte sich nicht, doch Joe sah seine Kiefermuskeln zucken. Barnums ausdruckslose, blaue Augen blieben auf ihn gerichtet.
    »Jungs«, sagte Portenson und gestikulierte mit seiner Zigarette. »Das bringt doch nichts.«
    »Was wollen Sie?«, fragte Joe erneut, und endlich beendete Barnum das Blickemessen. »Was ist so wichtig, dass es nicht bei einem Treffen der Arbeitsgruppe besprochen werden kann?«
    »Sheriff«, bat Portenson, »fangen Sie bitte an?«
    »Halten Sie sich aus unserer Untersuchung raus«, knurrte Barnum. »Halten Sie sich einfach raus. Sie stehlen uns allen die Zeit.«
    Joe lächelte bitter. »Ich hatte mir schon gedacht, dass es darum geht.«
    »Kümmern Sie sich einfach um Ihre Pelztiere und den Alienjäger, den Robey Ihnen zugewiesen hat. Ziehen Sie unsere Arbeit nicht in Zweifel, und klappern Sie unsere Zeugen nicht ab, um sie erneut zu befragen. Sie finden nichts heraus, was wir nicht schon ermittelt haben.«
    Joe sah Portenson an. Der schien ganz auf seine Zigarette und darauf konzentriert, wie die Morgensonne den Battle
Mountain ins Licht tauchte. Er wirkt total fehl am Platz, dachte Joe. Portensons Jacke war zu dick für den Herbst und zu modisch. Seine Hose und die schwarzen Slipper gehörten unter den Schreibtisch eines klimatisierten Büros.
    »Ich hab mit Robey gesprochen«, sagte Joe zu beiden, »und ihm erzählt, was ich vorhabe. Ich ziehe niemandes Arbeit in Zweifel, aber ich dachte, vielleicht finde ich in dieser verfahrenen Sache einen Ansatzpunkt, der bisher übersehen wurde. Sie können gern mit Cleve Garrett reden, wenn Sie wollen. Legen Sie los – befragen Sie auch meine Zeugen ein zweites Mal. Das macht mir nichts. Vielleicht finden Sie etwas heraus, das ich übersehen habe. Bis jetzt haben wir nichts. Nicht das Mindeste. Wenn ich einen frischen Blick auf die Verbrechen gewinne …«
    »Sie sind Jagdaufseher, verdammt noch mal!«, donnerte Barnum und kam halb um Joes Motorhaube herum. »Sie sind kein Ermittler. Und in der Arbeitsgruppe sind Sie nur, weil der Gouverneur einen Vertreter aus Ihrer Behörde brauchte.«
    Joe sah das Gesicht des Sheriffs rot anlaufen, während dieser den Truck umrundete.
    »Sie sollten unterwegs sein und den Grizzly finden, Fische zählen oder was Sie sonst treiben. Überlassen Sie die Ermittlungsarbeit den Profis!«
    »Und die wären?«, fragte Joe ungerührt.
    »Sie Arschloch!«, stieß Barnum hervor, und Joe straffte sich kampfbereit.
    Diese Auseinandersetzung hatte sich jahrelang abgezeichnet. Barnum trug eine Pistole, er selbst war unbewaffnet. Gut so, dachte Joe und konnte sich nicht vorstellen, dass der Sheriff auf ihn schießen würde, jedenfalls nicht vor den Augen eines FBI-Manns. Auch entspräche es nicht Barnums Art, ihn direkt zu verletzen. Er war eher ein Intrigant, der hinter den Kulissen seine Fäden zog.

    Und dennoch …
    Weil ihm das Blut in den Ohren rauschte, hörte Joe den Schulbus erst, als die Bremsen quietschten und sich die Ziehharmonikatür zischend öffnete.
    »Hallo Sheriff!«, rief der Fahrer munter. »Hey, Joe!«
    Aus dem Augenwinkel sah Joe, wie Portenson die Augen verdrehte.
    Die Haustür ging auf, und Sheridan und Lucy kamen heraus. Sie hatten ihre Jacken noch nicht ganz an und nestelten an Rucksack und Lunchbox herum. Marybeth stand auf der Schwelle und sah zu, wie sie zum Gartentor eilten. Eigentlich aber beobachtete sie Joe, Barnum und Portenson.
    Sheridan machte einen kleinen Schlenker, trat zwischen Joe und Barnum und hob das Kinn, um von ihrem Dad einen Abschiedskuss zu bekommen. Lucy zockelte ihr nach.
    Die Männer sahen zu, wie die zwei in den Bus stiegen und die Tür sich hinter ihnen schloss. Beide setzten sich ans Fenster und winkten beim Losfahren. Joe winkte zurück. Die Räder ließen eine dünne Staubwolke aufsteigen.
    Es war unbehaglich still. Barnum stand noch immer an Joes Stoßstange, hatte die Hand

Weitere Kostenlose Bücher