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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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entspannte sich. »Hast du dir je überlegt, vorher mal anzurufen, Nate? Hast du je daran gedacht, mich per Handy oder durch die Zentrale über Funk zu verständigen
und mir zu sagen, dass du vorhast, mich zu treffen? «Seine Stimme wurde lauter. »Hast du je daran gedacht, Nate? Statt mir eine Höllenangst einzujagen, indem du mich über die Prärie jagst?«
    Wie es seine Art war, antwortete Nate nicht sofort. Joe fiel auf, dass er sein Schulterholster trug.
    »Also«, fragte Romanowski, und ein Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. »Wo ist dein Bär?«

    Sie ließen den Jeep stehen, befreiten Joes Vorderrad aus dem Dachsloch, setzten sich ins Führerhaus und ruckelten im Halblicht der späten Dämmerung weiter durch die Prärie.
    »Gut möglich, dass der Bär hier in der Gegend ist«, sagte Joe, »doch ich denke nicht, dass er etwas mit den Verstümmelungen zu tun hat.«
    Romanowski zuckte die Achseln. »Das ist so ein Fall, bei dem man geteilter Meinung sein kann.«
    »Gut. Erklär’s mir.«
    Nate lachte, doch es klang irgendwie aufgesetzt.
    »Der Fall gerät in Bewegung«, meinte er. »Das merke ich an deiner Stimmung. Du bist plötzlich so … fröhlich. Und auch etwas reizbar, scheint mir. Wenn du mich einweihen würdest, könnte ich dir sagen, ob ich einigermaßen richtigliege. Ich hab mir in letzter Zeit Gedanken gemacht und hatte eine ganze Reihe Träume. Und mit ein paar indianischen Freunden hab ich auch gesprochen.«
    Joe warf ihm einen raschen Blick zu. Er wusste, dass Nate Kontakte zum Reservat hatte. Auch die Schoschonen und Arapaho bewunderten seine Falknerei.
    »Also musst du mir sagen, was los ist«, fügte Nate hinzu.
    Laut GPS-Anzeige waren sie fast da. Joe war angenehm
überrascht, dass sie sich bisher stets parallel zu den schlimmsten Spalten und Canyons der Breaklands gehalten hatten und auf keine Gräben gestoßen waren, die ihre Fahrt hätten aufhalten können.
    »Die Sache wird langsam interessant.« Er erzählte von seiner Auseinandersetzung mit Barnum und Portenson, dem Gespräch mit Terry Montegue und dem Besuch bei Sheriff Harvey.
    Nate hörte aufmerksam zu. »Gut«, meinte er dann, »da ist also was im Busch.«
    »Aber was?«
    »Woher soll ich das wissen?« Nate zuckte die Achseln. »Irgendwie dürften die Dinge wohl zusammenhängen. Vielleicht beginnen wir bei Tanner Engineering. Aber Joe …«
    »Was denn?«
    »Du solltest auch nicht vergessen, was ich dir gesagt habe. Über die Boomzeiten im Energiebereich und darüber, dass diese Verstümmelungen immer dann aufzutreten scheinen, wenn der Boden angezapft wird. Und dass der Bär mehr sein könnte als ein Bär. Es hat seinen Grund, warum er hier ist.«
    Joe winkte ab, als vertriebe er eine Fliege. »Spar dir deine Hirngespinste.«
    Beleidigt schloss Romanowski den Mund. Schweigen lastete auf dem Führerhaus.
    »Okay, Nate, ich tue diese Überlegungen nicht völlig ab.« Joe bedauerte seine wenig diplomatische Äußerung. »Aber ich sehe noch immer nicht, wie das alles mit dem Rest zusammenhängen soll.«
    Sie sackten in ein zweites Dachsloch, und der Pick-up senkte und hob sich wie ein Segelboot bei starkem Wellengang.
    »Das tut sie wahrscheinlich auch nicht. Und gerade darum geht es mir. Ich habe das Gefühl, auf verschiedenen Ebenen
der Realität geschieht etwas, und zwar gleichzeitig. Zufällig sind wir im richtigen Moment am richtigen Ort, wo sich verschiedene Konfliktebenen überschneiden.«
    »Was?«
    »Du solltest etwas vorurteilsfreier sein.«
    »Vielleicht.«
    Nate und Joe warfen einen Blick auf das GPS-Gerät. Sie konnten jeden Moment da sein.
    »Welche Vorwahl und Telefonnummer war das noch mal?«, fragte Romanowski und wechselte das Thema. Die Motorhaube war zum sternenübersäten Abendhimmel gerichtet. Joe rechnete damit, den Bären zu sehen, wenn sie über den Hügel kamen. So nah waren sie.
    »Neun-eins-null. Fayetteville, North Carolina. Wo immer das sein mag.«
    Nate lachte. »Hier sitzt einer in Pampa, Wyoming, und fragt, wo North Carolina ist!«
    »Wir haben den Hang so gut wie geschafft. Mach dich bereit, worauf auch immer.«
    »Neun-eins-null«, sagte Nate plötzlich. »Das ist die Vorwahl von Fort Bragg, dem Stützpunkt der Army. Dort war ich einige Zeit lang. Vergiss Fayetteville, Joe. Denk Fort Bragg.«
    Schon spürte Joe eine neue Tür aufgehen. Im selben Moment erreichten sie den Hügelkamm und blickten auf eine gewaltige, vom Mondlicht beschienene Mulde. Kein Bär in Sicht. Doch inmitten der Mulde stand

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