Kalte Spur
Verbrechen in Auftrag gegeben oder sogar begangen hat.«
Ike schluckte. »Auch die Metzelei an den Kühen?«
»Die womöglich nicht.«
»Und Sie glauben das wirklich?«
Joe setzte sich auf und rieb sich das Gesicht. »Irgendwie schon.«
Robey Hersig saß in seinem Büro und las den Roundup mit mürrischem Gesichtsausdruck.
»Bringen Sie mir eine gute Nachricht?«, erkundigte er sich hoffnungsvoll.
Joe trat ein, setzte sich und fasste zusammen, was er wusste und vermutete. Hersig wurde immer interessierter und machte sich Notizen. Als Joe fertig war, verschränkte der Bezirksstaatsanwalt die Finger und drückte sie an die Nasenwurzel.
»Wir haben noch nicht genug, um jemanden festzunehmen oder auch nur zum Verhör vorzuführen.«
»Ich weiß«, sagte Joe.
»Was wollen Sie also als Nächstes unternehmen?«
»Cam Logue einen Besuch abstatten.«
Hersig zuckte zusammen. »Dazu könnte es zu früh sein.«
»Möglich. Aber so wird vielleicht etwas losgetreten. Oder Cam wirft meine ganze Theorie über den Haufen.«
Robey dachte die Dinge kurz durch. »Wie kann ich Sie unterstützen?«
»Auf unterschiedliche Weise. Verstärken Sie die Suche nach Cleve Garrett. Wir müssen ihn finden und uns vergewissern, dass das Mädchen wohlauf ist. Er kann nicht einfach so aus der Stadt verschwunden sein, nachdem er unbedingt in die Arbeitsgruppe aufgenommen werden wollte. Dann lassen Sie
sich von Sheriff Harvey und seinem Hilfssheriff Cook auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Die beiden haben Portenson bereits eingeschaltet, vielleicht können wir also mehr über diesen Eckhardt herausfinden. Ich weiß nicht, wie Fort Bragg ins Bild passt und ob es überhaupt mit der ganzen Sache zu tun hat, aber Cook hatte den Eindruck, die Armee habe ihn bei seinem Anruf abgeblockt. Wenn Sie oder der Gouverneur sich dort melden, bekommen wir vielleicht ein paar Antworten. Ach, und fragen Sie Ike, ob die Grundbuchakte der Timberline Ranch aufgetaucht ist.«
»Das kann ich alles tun«, nickte Hersig. »Aber Sie vergessen jemanden. Was ist mit Barnum?«
»Lassen Sie den bloß aus dem Spiel.«
»Joe …«
»Es geht nicht nur um diese Sache zwischen ihm und mir. Barnum erscheint mir noch feindseliger als sonst. Er ist bei mir zu Hause aufgekreuzt und hat mir geradezu eingeschärft, die Finger von der Angelegenheit zu lassen. Ich glaube, er ist irgendwie darin verwickelt, Robey.«
Hersig schlug verärgert mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ist Ihnen klar, was Sie da sagen?«
Joe nickte. »Missverstehen Sie mich nicht. Ich denke nicht, dass Barnum mit den Verbrechen etwas zu tun hat. Er verfolgt vermutlich andere Interessen, doch ich weiß noch nicht, welche. Irgendwie nutzt er die Situation für sich, glaube ich.«
Hersig starrte ihn noch immer aufgebracht an. »Ich darf ihn nicht anlügen, Joe. Er ist der Sheriff.«
»Aber Sie könnten ihm doch Informationen … vorenthalten, oder? Indem Sie ihn nicht zurückrufen – nur heute nicht … und vielleicht auch morgen?«
Hersig schüttelte den Kopf. »Meinen Sie, wir sind der Lösung so nah?«
»Wir sind nah dran.« Er erhob sich und setzte seinen Hut auf. »Ich weiß bloß nicht, woran.«
Hersig ächzte leise.
Als Joe die Tür öffnete, rief er ihm nach: »Schöne Grüße an Cam. Und rufen Sie mich sofort an, wenn Sie etwas in Erfahrung gebracht haben.«
Neunundzwanzigstes Kapitel
Joe fühlte sich seltsam dabei, das Büro von Logue Immobilien zu betreten. In wenigen Stunden würde Marybeth eintreffen.
Marie war nicht am Empfang, wie es eigentlich üblich war. Ihre Vertretung war eine dünne, blonde Frau mit geschürzten Lippen. Joe erwischte sie dabei, ein Boulevardblatt aus dem Supermarkt zu lesen, und stellte ziemlich erleichtert fest, dass ihr als einzigem Menschen in Saddlestring nicht klar war, dass es KEINE FORTSCHRITTE BEI DEN VERSTÜMMELTEN LEICHEN gab.
»Ist Marie noch immer krank?«, fragte er.
»Das nehme ich an, denn die Zeitarbeitsfirma hat mich angerufen und mich gebeten, erneut zu kommen.«
»Ist Cam da?«
»Darf ich nach Ihrem Namen fragen?«
»Joe Pickett.«
Die Aushilfe zögerte und wirkte verblüfft, als hätte sie den Namen schon gehört, könnte ihn aber nicht zuordnen.
»Meine Frau Marybeth arbeitet hier.«
»Ah«, sagte die Frau. »Sie scheint nett zu sein.«
»Sie ist nett«, gab Joe etwas ungeduldig zurück. »Aber ich bin hier, um Cam zu sprechen.«
Die Aushilfe warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Normalerweise kommt er so um
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