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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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neun herum.«
    Auf Joes Uhr war es zehn vor neun. »Ich warte in seinem Büro.«
    Die Frau war sich nicht sicher, ob das angebracht war, doch er marschierte an ihr vorbei, als würde er jeden Tag auf Cam warten, und sie sagte nichts.

    Joe ließ sich auf einem Stuhl dem Schreibtisch gegenüber nieder und legte seinen Hut auf den Nachbarsitz. Das wird interessant, dachte er. Er hatte vor, Cam genau zu beobachten, während er ihm seine Fragen stellte, und noch genauer zuzuhören. Er nestelte den Mikrorekorder aus der Brusttasche seines Hemds, überprüfte die Kassette, drückte den Aufnahmeknopf, schob das Gerät zurück und schloss den Knopf der Hemdtasche. Nach den Gesetzen von Wyoming war so eine Aufnahme vor Gericht auch dann zulässig, wenn Cam sich des Mitschnitts nicht bewusst war.
    Er musterte das Büro. Saubere Papierstapel lagen auf der Anrichte. Eine detaillierte Landkarte von Twelve Sleep County bedeckte eine ganze Wand. Cams Zulassung als Immobilienmakler und die Bescheinigung, dass er versichert war, hingen gerahmt hinter seinem Schreibtisch, genau wie großformatige Porträts von Marie und Jessica und mehrere Familienfotos von ihnen dreien. Auch gab es eine Tafel der Handelskammer des Landkreises, der zufolge Cam »Geschäftsmann des Jahres« war, und das von allen Spielern unterschriebene Foto einer Jungenfußballmannschaft, die Cam offenbar trainierte. Auf seinem Schreibtisch stand eine Kaffeetasse, auf der es »Bester Dad der Welt« hieß. Auch gab es eine Auszeichnung als »Freiwilliger des Jahres« von der Hilfsorganisation United Way. Mensch, dachte Joe, was mach ich hier?
    Kurz darauf betrat Cam sein Büro und verriet keinerlei Nervosität. Er fragte Joe mit besorgtem Ernst, wie es ihm gehe, und bot ihm eine Tasse Kaffee an.
    Joe verzichtete auf Kaffee, erhob sich, schüttelte Cams ausgestreckte Hand mit halbem Lächeln und glaubte, beim Händedruck ein kurzes Unbehagen in seinen Augen zu bemerken. Dann dachte er: Hätte ich eine Frau angebaggert, und ihr
Mann würde unangekündigt in meinem Büro auftauchen, wäre ich womöglich auch ziemlich aufgeregt.
    »Was kann ich für Sie tun, Joe?«, fragte Cam auf gezwungene, allzu fröhliche Art und ließ sich ihm gegenüber in seinem großen Ledersessel nieder. »Ich habe allerdings eine Besprechung in zwanzig Minuten und hoffe …«
    »So lange dürfte es nicht dauern. Wie geht es Marie?«
    Erneut blitzte Unbehagen oder gar Angst in Cams Augen auf und war gleich wieder verschwunden. »Marie?«, fragte er fast geistesabwesend. »Verzeihung, ich dachte, Marybeth hätte es Ihnen erzählt. Marie hat seit über einer Woche eine Art Fieber, das einfach nicht aufhört. Sie hat sich keinen lauen Lenz gemacht.«
    »Können wir etwas für sie tun?«, fragte Joe.
    Cam schien darüber nachzudenken und schüttelte dann den Kopf. »Das ist ein nettes Angebot, wirklich. Aber inzwischen ist sie beinahe gesund. Es würde mich nicht wundern, wenn sie heute Nachmittag wieder zur Arbeit käme. Morgen ganz sicher, darauf wette ich.«
    »Das ist gut. Aber bitten Sie uns ruhig um Hilfe. Marybeth hält allergrößte Stücke auf Marie.«
    »Ja, die beiden haben ein tolles Verhältnis, und das ist wundervoll, wirklich wundervoll«, pflichtete Cam ihm begeistert bei. Allzu begeistert, wie Joe fand. Aber rührte seine Nervosität von dem her, was er zu Marybeth gesagt hatte, oder gab es dafür einen anderen Grund?
    »Sie wissen ja von der Arbeitsgruppe, der ich angehöre«, fuhr Joe fort und beobachtete das Gesicht seines Gegenübers. »Die Untersuchung läuft ein wenig besser, als Sie es vielleicht heute Morgen in der Zeitung gelesen haben. Wir verfolgen einige neue Spuren.«
    Cams Brauen zuckten nach oben. Er war interessiert.

    »Eine davon hat mit Ihnen zu tun.«
    Er schien zu erstarren. Sogar die Atmung setzte aus. Sein sonnengebräuntes Gesicht wurde bleich.
    »Sagen Sie das noch mal«, flüsterte er.
    »Wir gehen allem nach, auch wenn es sich als Sackgasse entpuppt«, erklärte Joe. »Ich bin hier, um Ihnen einige Fragen zu stellen, falls Ihnen das nichts ausmacht.«
    Joe konnte sich nicht entscheiden, ob hinter Cams offenkundiger Erschütterung sein schlechtes Gewissen oder echte Betroffenheit steckte.
    »Ich schätze, das macht mir nichts aus«, sagte Cam. »Großer Gott, ich kann gar nicht glauben, dass Sie hier sind. Ich kann nicht glauben, dass Sie auch nur annehmen können …«
    »Was dachten Sie denn, weswegen ich gekommen bin?«, fragte Joe unschuldig, doch es

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