Kalte Spuren (German Edition)
Markus’ Frage war beinahe ein Kreischen.
»Der verfickte Flieger ist zu nah für die Sea Wolfs«, sagte der Captain hinter ihm. »Der Goalkeeper legt erst ab einer bestimmten Entfernung los.«
Das Hämmern der Bordwaffen der A-10 dröhnte in Markus’ Ohren und ging ihm durch Mark und Bein. Er taumelte an der Reling entlang, erreichte einen Treppenabsatz und eilte hinunter. Rechts in der Bordwand befand sich eine Luke, an der Juliette wartete. Sie winkte Markus und Captain Rurting durch und hielt sich eine Hand an ein Ohr. Als die beiden Männer im angrenzenden Gang waren, verriegelte sie das Schott. Kurz darauf war eine Explosion zu hören. Eine leichte Erschütterung ging durch das Schiff.
»Jae, das ist Amandine«, sagte Juliette, die offenbar in ihrem Ohr einen Funkempfänger verborgen hatte. »Sie ist mit Vandengard an der Landeplattform und hat Steuerbord ein U-Boot beobachtet, das aufgetaucht ist.«
Narwick schnitt eine Grimasse. »Meine Damen, die Herren, ich fürchte, jetzt sitzen wir wohl so richtig im Schlamassel.«
»Was wollen die?«, fragte Veronica.
»Defector«, sagte Narwick. »Sie werden Kommandos an Bord schicken. Juliette, informiere Paula und Sandra, sie sollen uns zusammen mit Amandine beim Hubschrauber treffen.«
»Sie wollen von Bord?« Markus beeilte sich mitzuhalten, als die anderen sich wieder in Bewegung setzten und einen Gang hinunterstürmten.
»Unsere einzige Chance«, sagte Narwick.
Sie passierten ein Schott. Zwei Wächter kamen ihnen entgegen. Juliette erteilte ihnen knappe Befehle, die Zugänge zu sichern. Dann liefen sie weiter. Sie stiegen eine Treppe hinunter, überquerten eine Kreuzung und nahmen dahinter einen anderen Gang, der bogenförmig in die Tiefe führte.
Markus hatte längst die Orientierung verloren. Er klammerte sich an den Gedanken, bald im Hubschrauber zu sitzen, noch bevor irgendwelche schießwütigen Jungs auftauchten.
Die Hoffnung starb in dem gleichen Moment wie Captain Rurting. Es ging alles so schnell, dass Markus kaum mitbekam, was genau geschah. Hinter ihm erklang ein Poltern, gefolgt von ploppenden Lauten. Markus drehte sich um und sah den Captain von einem halben Dutzend Kugeln getroffen zu Boden sinken. Hinten im Gang stand ein Mann mit Maschinenpistole in einem nassen Tauchanzug. Der Lauf der schallgedämpften Waffe richtete sich auf Markus. Im selben Moment packte ihn eine Hand und riss ihn in den nächsten Korridor. Es ploppte erneut. Funken stoben von einer Wand, als ein Kugelhagel darauf niederging und von dem Stahl abprallte.
Dankbar sah Markus Veronica an, die ihm das Leben gerettet hatte. Doch er kam nicht dazu, es auszusprechen, denn sie wirbelte bereits herum und zog ihn einfach mit sich. Weitere Schüsse peitschten auf und fegten Markus und Veronica um die Ohren. Sie verschwanden rechtzeitig im nächsten Gang, doch Markus spürte einen feinen Lufthauch, gefolgt von einem Brennen, als ein Projektil um Haaresbreite an seinem Nacken vorbeiflog.
»Durch die Tür!«, rief Juliette. Sie entriegelte ein Schott mit ihrer ID-Card und Sicherheitscode. Als die Tür beiseitefuhr, prasselte eine Salve auf sie nieder. Juliette wurde zurückgeworfen. Narwick schrie auf.
»In Deckung!« Veronica ging in die Knie, legte das G36 an und schickte zwei Feuerstöße in den angrenzenden Gang. Sie stieg über Narwick, der sich den Arm hielt und auf dem Boden wälzte, nahm Juliette die ID aus der Hand und schob sie in den Schlitz am Eingabepaneel.
Noch mehr Schüsse hallten durch den Korridor. Markus duckte sich und hob schützend eine Hand vor das Gesicht. Links und rechts von ihm schlugen Geschosse ein, prallten von den Wänden ab und sirrten ihm um die Ohren oder blieben im Boden stecken. Er spürte einen scharfen Stich am Oberschenkel und biss die Zähne zusammen.
Ich bin getroffen! Herrgott, ich bin getroffen!
Er zog die Pistole aus dem Hosenbund und fuhr herum. Der Schuss löste sich in derselben Sekunde, in der der Mann im Taucheranzug um die Ecke spähte. Die Kugel zerfetzte dem Angreifer die Halsschlagader und ließ ihn zurücktaumeln. Im Fallen leerte er das Magazin seiner Maschinenpistole. Die Garbe jagte in die Gangdecke und durchsiebte Platten und Leuchtkörper, die in einem Funkenschauer zerplatzten.
Markus starrte entsetzt die Waffe in seiner Hand an. Er hatte soeben einen Menschen erschossen!
»Komm!« Veronicas Stimme riss ihn aus seiner Lähmung. Sie half ihm hoch auf die Beine. »Guter Schuss.«
Markus wurde wieder übel. Wenn er
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