Kalte Spuren (German Edition)

uns mit ihrem Angriff schwächen und es den Enterkommandos einfacher machen.«
    Markus merkte, wie ihm die Knie weich wurden und ein flaues Gefühl langsam von der Magengegend seine Speiseröhre hinaufwanderte. Er malte sich in Gedanken aus, wie ein Angriff von Spezialeinheiten auf die La Lumière enden würde, und sah sich bereits in einer Lache aus sattem Rot irgendwo auf dem Deck liegen.
    Narwick wandte sich an Veronica. »Kann ich auf Sie zählen, Veronica?«
    Die blonde Deutsche nickte.
    »Waffenausgabe«, sagte Narwick.
    Captain Rurting ging zu einem Schrank in seinem Rücken und öffnete ihn über ein Tastenpaneel. Hinter der Tür befanden sich zwei G-36-Gewehre, drei FN P90 und einige Pistolen diverser Fabrikate. Rurting verteilte die Waffen, warf Veronica eines der größeren Gewehre zu, behielt eines für sich und reichte Juliette und Narwick jeweils eine der kompakten Maschinenpistolen.
    Markus bekam eine P8, wie er sie aus seiner Bundeswehrzeit kannte. Er prüfte kurz das Magazin, zog den Verschlussbügel zurück und entspannte den Hahn. Das leise Klicken schlug ihm auf den Magen.
    18:26 Uhr
     
    Rasch sah sich Eileen in der Waffenkammer um, doch Inga hatte bereits gefunden, wonach sie suchten. Die Heckler & Koch USP , die man ihr abgenommen hatte, befand sich in einem Pistolenregal auf der linken Seite.
    Inga nahm die Waffe und reichte sie Eileen.
    »Sie muss von Bord«, sagte diese.
    Die Skandinavierin nickte, bewaffnete sich mit einer MP7 und warf auch Eileen eine der handlichen Maschinenpistolen zu, die mit Rotpunktvisier und Lasermodul ausgestattet waren.
    Gemeinsam verließen sie die Waffenkammer wieder. Inga gab dem Wachtposten den Befehl, die Tür zu verriegeln, den dieser mit einem abgehackten »Ja, Ma’am!« quittierte.
    Noch ehe Eileen und Inga jedoch den Korridor zurückrennen konnten, hörten sie das tiefe Rauschen über ihren Köpfen. Die Flugzeuge waren da!
    18:26 Uhr
     
    »Verdammte Scheiße, was ist denn das?«, rief Markus aus und deutete auf die beiden schwarzen Schemen vor dem dunklen Horizont. Sie hatten die Positionslichter ausgeschaltet, doch im Sternen- und Mondlicht hoben sich die Umrisse der beiden stählernen Kolosse deutlich ab.
    »Flugzeugtypen identifiziert«, sagte Juliette und drehte sich zu Narwick um. »Zwei A-10 Thunderbolt.«
    »Mist!«
    »Raketenwarnung!«, rief Captain Rurting.
    18:27 Uhr
     
    Eileen nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal und eilte den Gang hinauf ans Deck. Sie stieß die Tür auf und wäre beinahe über die Reling gestolpert. Die USP in der Hand holte sie weit aus und warf die Pistole in hohem Bogen über Bord. Sie sah, wie die Waffe in den Atlantik stürzte und dann von den aufpeitschenden Wellen verschlungen wurde.
    Inga kam hinter ihr die Leiter hoch und sah sich um. »Dort sind sie.«
    Eileen folgte dem Fingerzeig und sah die beiden dunklen Schatten am Himmel. Sie erkannte die urtümliche Form der beiden auf dem Heck montierten Triebwerke, die den Kampffliegern den Beinamen Warthog verschafft hatte.
    Im selben Moment lösten sich von jedem der beiden gepanzerten Flugzeuge zwei grelle Spuren, die wie Lanzen durch den Abendhimmel stachen und direkt auf die La Lumière zufegten.
    AGM -65-Maverick-Raketen. Eileen starrte auf die Leuchtspuren, die die Triebwerke der schlanken Luft-Boden-Geschosse hinter sich herzogen. Der Einschlag musste jede Sekunde erfolgen.
    »In Deckung!«, rief Eileen.
    Bevor sie jedoch einen Unterschlupf suchen konnte, schwenkte der Goalkeeperturm plötzlich in die Richtung der herannahenden Geschosse. Sein Radar hatte die Mavericks erfasst, verarbeitete deren Fluggeschwindigkeit, ihren Annäherungswinkel und die Zeit bis zur Zündung.
    »Warten Sie«, sagte Inga.
    Der Goalkeeper reagierte. Seine GAU -8 Gatlingkanone begann, in einem ohrenbetäubenden Stakkato loszuhämmern, und spie 30-mm-Geschosse wie einen Schwarm wütender Hornissen den angreifenden Raketen entgegen.
    Siebzig Schuss in der Sekunde.
    Schnell. Präzise. Effektiv.
    Ehe die beiden Mavericks in Detonationsreichweite gelangten, lösten sie sich in goldroten Feuerbällen auf, die die Nacht über dem Atlantik für kurze Zeit taghell werden ließen.
    Eileen schloss geblendet die Augen und hob eine Hand. Die Hitze der Explosionen war nicht zu spüren, wohl aber die darauf folgende Druckwelle, die wie ein leichtes Beben die Decks der La Lumière erschütterte. Eileen stemmte sich dagegen und wurde plötzlich von Inga zu Boden gerissen. Über ihnen jagte ein