Kalte Spuren (German Edition)
Kontrollen huschen und gab eine Abschusssequenz in den Computer ein. Sie hatte nochmals Glück. Während des Angriffs der beiden A-10 waren sämtliche Kennwörter für die Freigabe der Waffenkontrolle vom Richtschützen eingegeben worden, damit er schnell handeln und von einem Waffensystem auf das andere umschalten konnte. Eileen brauchte also keinen Identifizierungscode, sondern konnte über sämtliche Systeme verfügen.
Ein Torpedo reicht mir, dachte sie.
Die La Lumière und das Navy-U-Boot befanden sich parallel zueinander. Aber das machte nichts. Eileen programmierte den Kurs des Torpedos so, dass er, nachdem er aus seinem Rohr ausgeschleust worden war, eine Schleife unter Wasser beschrieb und dann seinen Suchkopf auf die intensivste Strahlungsquelle ausrichtete. Die nukleargetriebene USS Freeport würde für ihn leuchten wie ein Weihnachtsbaum. Eileen hätte auch die Fernsteuerung der Waffe aktivieren können, doch sie hatte nicht vor, länger als nötig in der Feuerleitstelle zu verbringen.
Der Torpedo war auf Abschuss programmiert. Eileens Finger näherte sich dem Kopf, doch ein Geräusch hinter ihr ließ sie innehalten. Instinktiv warf sie sich zur Seite und entging nur um Haaresbreite dem Kugelhagel, der plötzlich auf die Instrumententafel niederregnete. In dem engen Raum dröhnten die Geschosse überlaut. Das Pult blitzte. Bildschirme zersprangen in Glaswolken. Kleine Flammen leckten aus den Gehäusen und abprallende Projektile zwangen Eileen in Deckung. Sie fuhr herum, riss die Pistole hoch und feuerte.
Das Gewitter der Maschinenpistole verstummte für einen Moment, als der Gegner sich in den Korridor zurückzog. Dann lugte er wieder vor, doch Eileen war vorwärtsgestürmt und schoss erneut, sodass der Mann sich hinter dem Eingang verbergen musste. Sie feuerte unablässig weiter und erreichte den Türabsatz.
Klack.
Das Magazin war leer, der Verschluss der P226 blieb in hinterer Stellung stehen. Der Mann im Taucheranzug reagierte sofort und kam um die Ecke, doch Eileen hatte damit gerechnet. Bevor er einen Schuss abgeben konnte, wich sie seitwärts aus, bekam den Schalldämpfer der MP5 zu fassen und stieß die Waffe nach oben. Die Dreiersalve schlug in die Decke des Feuerleitstands. Gleichzeitig trat Eileen nach dem Knie des Angreifers, doch er zog sein Bein hoch, wirbelte herum und riss Eileen, die noch immer die MP5 am Schalldämpfer festhielt, mit sich in den Gang.
Eileen nutzte den Schwung und verdrehte dem Mann den Waffenarm so, dass er die Maschinenpistole losließ. Doch sie manövrierte sich in eine ungünstige Lage und stand plötzlich mit dem Rücken zu dem SEAL . Schon spürte sie, wie sich seine Hände um ihren Kopf und Kinn legten. Ehe er ihr das Genick brechen konnte, ließ sie sich einfach fallen und schwang ein Bein hoch. Ihr Fuß traf die Brust des SEAL und ließ ihn zurückstolpern. Sie rollte sich zur Seite und kam auf die Knie, die erbeutete MP5 im Anschlag. Noch in der Rolle drehte sie die Waffe so, dass die Mündung auf den SEAL deutete.
Der Mann starrte sie entsetzt an.
Eileen drückte den Abzug.
Klack.
Das Magazin war ebenso leer geschossen, wie das der SIG Sauer.
Ein Lächeln umspielte die Lippen des Soldaten. Er griff an seine Hüfte und zog ein Kampfmesser. Mit einem Sprung war er bei Eileen, die die nutzlose MP5 hochriss und sie zwischen sich und die blanke Klinge brachte. Es schepperte. Die Wucht des Sprungs ließ sie zurücktaumeln. Mit seinem Gewicht brachte der SEAL Eileen zu Fall. Sie lag auf dem Rücken, er über ihr, und das Einzige, was sein scharfes Messer davon abhielt, ihr Gesicht und die Kehle zu zerschneiden, war die Maschinenpistole, die sie immer noch festhielt.
Eileen wand sich unter dem Körper des Mannes, doch der drückte sie einfach zu Boden. Ihre Beine waren von seinen eingeklemmt. Wenn sie auch nur eine Hand von der MP5 löste, würde die Klinge des Messers unweigerlich zu ihr vordringen.
Der Kerl über ihr grinste. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis die rohe Kraft siegte und Eileens Arme erlahmten. In den Augen des SEAL , der sein Nachtsichtgerät hochgeklappt hatte, blitzte es mordlüstern auf. Er beugte sich mit dem Kopf näher an Eileens Gesicht. Sie roch seinen Atem. Seinen Schweiß, der sich mit dem Tabakgeruch des Aftershaves mischte.
Dann machte er einen Fehler. Statt sie sofort zu töten, spielte er mit ihr. Eileen sah, wie sich seine Zunge durch seine Lippen vorschob. Nur kurz darauf spürte sie sie auf ihrer Wange. Der Kerl war
Weitere Kostenlose Bücher